Briefe an Goethe: RA 1, Nr. 131
Von Johann Friedrich Krafft

13. Dezember 1780, Ilmenau

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Beykommende Excerpte eines Theils des 4​t Volum: der Gothischen Briefe sind
wichtigen Inhalts. Da deswegen manches fast gantz muß abgeschrieben werden, um
damit Ew Hochwohlgebohℓ. an einen Orth auf ein mahl alles vor Augen haben, hält
solches etwas auf. Was mir brauchbares gleich in die Augen gefallen ist, steht
wie gewöhnlich am Rand. Doch errinnere ich hiemit noch ein für allemahl,
daß dann erst, wenn alle Volumina excerpirt sind, solches unter seine
Jahre erst muß geordnet werden, dann erst läßt sich das würcklich brauchbare
auffinden. Da kan man erst die feinen Pinsel Striche, die das Gemählde erheben
müssen, auszeichnen. Ein gemein Werck, das dero bisherigen Ruhm, nicht
angemessen sey, werden Sie so nicht machen wollen. Die Idee dazu schwebt
mir in Gedancken, wird aber erst gantz reif, wenn alles aufgestelt ist, Dann
kann man das, was zum Gang des Werckes, und seinen kiel federn nöthig ist, erst
vom trivialen absondern, und so eine Geschichte, die sich von den Alltags Geschichten
unterscheidet, machen. Des Königs in Preussen neues Buch – De la Litterature
Allemande haben Ew Hochwohlgebohℓ. wohl noch nicht? Ich möchte es wohl lesen.
Das Aussuchen aus allen Volum: zum aufstellen des gantzen, wird
noch ein sehr mühsam Werck seyn, um so mehr, da es nicht bloß
Hand, sondern auch Kopf haben will, damit man nicht irre geführt
werde. Sollten Dero vielen Geschäffte Ihnen wohl dazu die | 2 |
nötige Zeit gönnen?


Andre Sachen schreibe ich nicht mit diesen Bothen.


    Krafft.

   


S:  GSA 25/W 3595 Bl. 57  D:  -  B : -  A : - 

K. übersendet die Exzerpte zur Geschichte Bernhards von Sachsen-Weimar (vgl. RA 1, Nr. 128) aus einem Teil des 4. Bandes der Gothaischen Briefe. Der wichtige Inhalt habe teilweise fast vollständige Abschriften verlangt, wozu Zeit benötigt worden sei. Die das Gemälde ergebenden feinen Pinsel Striche könnten erst ausgezeichnet werden, wenn der gesamte Stoff durch Exzerpierung aller Bände, Ordnung nach Jahren sowie Ausscheidung des Trivialen und Alltäglichen aufgearbeitet sei. Bis dahin werde noch mühevolle Arbeit zu leisten sein. Ein gemein Werck, das dero bisherigen Ruhm, nicht angemessen sey, werden Sie so nicht machen wollen. Werde G. bei seinen Geschäften wohl die Zeit hierzu finden? - Ob G. bereits das neue Buch des preußischen Königs "De la littérature allemande" besitze? K. möchte es wohl lesen.

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 Beykommende Excerpte eines Theils des 4​t Volum: der Gothischen Briefe sind wichtigen Inhalts. Da deswegen manches fast gantz muß abgeschrieben werden, um damit Ew Hochwohlgebohℓ. an einen Orth auf ein mahl alles vor Augen haben, hält solches etwas auf. Was mir brauchbares gleich in die Augen gefallen ist, steht wie gewöhnlich am Rand. Doch errinnere ich hiemit noch ein für allemahl, daß dann erst, wenn alle Volumina excerpirt sind, solches unter seine Jahre erst muß geordnet werden, dann erst läßt sich das würcklich brauchbare auffinden. Da kan man erst die feinen Pinsel Striche, die das Gemählde erheben müssen, auszeichnen. Ein gemein Werck, das dero bisherigen Ruhm, nicht angemessen sey, werden Sie so nicht machen wollen. Die Idee dazu schwebt mir in Gedancken, wird aber erst gantz reif, wenn alles aufgestelt ist, Dann kann man das, was zum Gang des Werckes, und seinen kiel federn nöthig ist, erst vom trivialen absondern, und so eine Geschichte, die sich von den Alltags Geschichten unterscheidet, machen. Des Königs in Preussen neues Buch – De la Litterature Allemande haben Ew Hochwohlgebohℓ. wohl noch nicht? Ich möchte es wohl lesen. Das Aussuchen aus allen Volum: zum aufstellen des gantzen, wird noch ein sehr mühsam Werck seyn, um so mehr, da es nicht bloß Hand, sondern auch Kopf haben will, damit man nicht irre geführt werde. Sollten Dero vielen Geschäffte Ihnen wohl dazu die| 2 | nötige Zeit gönnen?

 Andre Sachen schreibe ich nicht mit diesen Bothen.

  Krafft.  

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
RA 1, Nr. 131, in: https://goethe-biographica.de/id/RA01_0131_00144.

Druck des Regests: RA 1, Nr. 131.

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