Briefe an Goethe: RA 1, Nr. 91
Von Ulysses von Salis-Marschlins

20. Oktober 1778, Chur

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Mein theurer Freund


   Ein gewisser Hr. C L A von Scholley zu
Malsfeld in Hessen schrieb mir under
dem 21 Hornung dieses jahrs als vor-
münder der von Lindauischen Famille
einen Brief dessen Abschrifft ich bey-
lege   Ich antwortete ihm alsogleich
das zu gunsten des Peter im Baum-
garthen errichtete Testament übersende
ich durch die nemliche Post dem Hℓ
Helfer Lavater damit er es dem
Hℓ geheimen Conferentz Rath Göthe nach
Weimar übermache Was mich anbe- | 2 |
lange so neme ich alles was mir die
Hinderlassenen meines Lieben Lindau
bestimen mit Dank an, lege die
final quittung vor die Pension des
Peter Baumgartens und Andreas
Feürers bey und bitte, das Geld den
Hℓ Gebrüder Bethman in Frankfurth
zu behändigen. Sieben volle Monath sind
verstrichen seit dem ich das geschrieben
und in dieser ganzen Zeit hat sich kein
Hr von Scholley bey den Hℓ Gebrüder Beth-
man in Frankfurth sehen lassen und ist
kein Geld in seinem Namen erlegt worden
Ich Weis also nicht was ich denken soll
und bitte Sie um Rath und Hilf. Solte
mich die guthe Meinung die ich von allen
Menschen habe wider betrogen haben mir | 3 |
Schaden bringen? Ich hoffe, nein, allen-
fahls wird d. Hr von Scholley sagen
müssen durch wen er mir dieses
Geld habe bezahlen lassen er wird
meinen Brief worinnen die quittungen
enthalten waren producieren müssen.
Fast das nemliche diese leztere an-
merkungen ausgenomen schrieb ich an des
sel. Lindau älteste Fr Schwester
Madame Baulieu Marconnai nèe Lindau
a Zell dans l'Electorat d'Hanovre
Ich bitte ab Mein Werther Herr das
ich Sie nur mit Geschäfften, mit verdries-
lichen Geschäfften underhalte und bin
mit der grösten Hochachtung



   Ihr gehorsamster Diener

    Ulysses v Salis

   


   Mon adresse
Salis de Marschlins chargé des affaires du Roy prés les
   trois Ligues Grises


S:  GSA 30/82,2 Bl. 3-4  D:  -  B : -  A : 1779 April 26 (WA IV 4, Nr. 811); an C. L. A. von Scholley, 1778 vor November 18 (vgl. RA 1, Nr. 92) 

S. übersendet die Abschrift eines Briefes von C. L. A. von Scholley, in dem dieser die S. interessierenden testamentarischen Bestimmungen H. J. von Lindaus mitteilt und deren Ausführung erläutert, und bittet G. um Rath und Hilf. Er habe Scholley umgehend geantwortet, daß er das zugunsten P. Im Baumgartens errichtete Testament an Lavater zur Weitersendung an G. schicke und das für ihn selbst Bestimmte mit Dank annehme (vgl. RA 1, Nr. 90). Die final quittung vor die Pension Im Baumgartens und A. Feurers habe er seinem Brief beigefügt und gebeten, das Geld den Gebrüdern Bethmann in Frankfurt am Main zu behändigen. Seitdem habe S. weder Geld noch Antwort erhalten. An W. von Beaulieu-Marconnay habe er fast das nemliche geschrieben.


Beilage(n)RA 1, Nr. 81.
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Mein theurer Freund

  Ein gewisser Hr. C L A von Scholley zu Malsfeld in Hessen schrieb mir under dem 21 Hornung dieses jahrs als vormünder der von Lindauischen Famille einen Brief dessen Abschrifft ich beylege Ich antwortete ihm alsogleich das zu gunsten des Peter im Baumgarthen errichtete Testament übersende ich durch die nemliche Post dem Hℓ Helfer Lavater damit er es dem Hℓ geheimen Conferentz Rath Göthe nach Weimar übermache Was mich anbe| 2 |lange so neme ich alles was mir die Hinderlassenen meines Lieben Lindau bestimen mit Dank an, lege die final quittung vor die Pension des Peter Baumgartens und Andreas Feürers bey und bitte, das Geld den Hℓ Gebrüder Bethman in Frankfurth zu behändigen. Sieben volle Monath sind verstrichen seit dem ich das geschrieben und in dieser ganzen Zeit hat sich kein Hr von Scholley bey den Hℓ Gebrüder Bethman in Frankfurth sehen lassen und ist kein Geld in seinem Namen erlegt worden Ich Weis also nicht was ich denken soll und bitte Sie um Rath und Hilf. Solte mich die guthe Meinung die ich von allen Menschen habe wider betrogen haben mir| 3 | Schaden bringen? Ich hoffe, nein, allenfahls wird d. Hr von Scholley sagen müssen durch wen er mir dieses Geld habe bezahlen lassen er wird meinen Brief worinnen die quittungen enthalten waren producieren müssen. Fast das nemliche diese leztere anmerkungen ausgenomen schrieb ich an des sel. Lindau älteste Fr Schwester Madame Baulieu Marconnai nèe Lindau a Zell dans l'Electorat d'Hanovre Ich bitte ab Mein Werther Herr das ich Sie nur mit Geschäfften, mit verdrieslichen Geschäfften underhalte und bin mit der grösten Hochachtung


 Ihr gehorsamster Diener   Ulysses v Salis  

  Mon adresse Salis de Marschlins chargé des affaires du Roy prés les  trois Ligues Grises

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
RA 1, Nr. 91, in: https://goethe-biographica.de/id/RA01_0091_00100.

Druck des Regests: RA 1, Nr. 91.

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