Goethes Briefe: GB 2, Nr. 88
An Heinrich Christian Boie

Frankfurt a. M. , 8. Januar 1774. Samstag → 〈Göttingen〉

Bey der Rückkunft des Fr. Merck von Petersb. hab ich den Verlag des Göz über mich ​ 1 genommen und bitte Sie also mir ein bissgen herauszuhelfen, der ich mich zu nichts weniger als einem Handelsmann schicke ​ 2 . Sie haben 150 Ex. auf zweymal erhalten, Hℓ Dietrich hat sie verkaufft wie er mir selbst schreibt, und so scheints billig dass ich ein Aequivalent dagegen erhalte. Sollte es nicht zu thun seyn das Ganze oder einen Teil in Baarem Gelde zu erhalten, so seyn Sie wenigstens so gut und schaffen mir Papier, Zu ​ 3 dem Ende bitt ich Sie um Dietrichs Verlags Catalogus, und um eine Erklärung von ihm wie ers halten will. Ich lache manchmal drüber wie gut das Stück aufgenommen, wie schnell verkaufft, nachgedruckt / worden und ich die druckerkosten noch nicht einmal wieder habe.

Für Ihre Sammlung hab ich noch nichts als einige Sinngedichte eines Freunds. Leben Sie wohl

Goethe.

  1. me ​ich​ ↑
  2. s× ​chicke​ ↑
  3. z ​Zu​ ↑

H: Biblioteka Jagiellońska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 19,8(–20,3) cm, 1 ¼ S. beschr., egh., Tinte.

E: Weinhold (1868), 186.

WA IV 2 (1887), 138 f., Nr 198 (nach E; Hinweis auf H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 208).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

Rückkunft des Fr. Merck von Petersb.] Johann Heinrich Merck hatte die Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt im Mai 1773 nach St. Petersburg begleitet und war am 20. Dezember 1773 nach Darmstadt zurückgekehrt.

Fr.] Wohl: Freundes (vgl. DjG​2 4, 3; DjG​3 4, 4).

Verlag des ​Göz] Gemeint ist hier der Vertrieb des „Götz von Berlichingen“. Boie hatte sich bereit erklärt, dabei behilflich zu sein (vgl. auch die zweite Erläuterung zu 35,6 ). Das Drama war im Juni 1773 im Selbstverlag Goethes und Mercks erschienen.

Dietrich] Johann Christian Dieterich, Verlagsbuchhändler in Göttingen, Verleger von Boies Göttinger „Musen Almanach“; Boie hatte ihm einen Teil der Auflage des „Götz“ in Kommission gegeben.

wie er mir selbst schreibt] Dieterichs Brief an Goethe ist nicht überliefert.

Dietrichs Verlags Catalogus] Goethe scheint an Verlagsartikel als Bezahlung gedacht zu haben (vgl. auch 94,12–14 ).

wie gut das Stück aufgenommen] Über die rasch einsetzende Rezeption des „Götz von Berlichingen“, der ebenso begeistert aufgenommen wie entschieden abgelehnt wurde, vgl. zu 39,21–23 .

nachgedruckt] Vgl. über den Nachdruck des „Götz“ Hagen, 102, Nr 47.

druckerkosten] Die Erstauflage des „Götz“ wurde bei der Fürstlichen Hof- und Kanzleibuchdruckerei der Eylauschen Erben in Darmstadt gedruckt (vgl. Hermann Bräuning-Oktavio: Der Erstdruck von Goethes Götz von Berlichingen. Eine Erinnerungsschrift 1773–1923. Darmstadt 1923, S. 18 f.; QuZ 4, 737, Anm. 2). Was die Kosten angeht, vgl. auch zu 37,6–7 .

Für Ihre Sammlung 〈…〉 Freunds.] Möglicherweise spricht Goethe von sich selbst: Im Göttinger „Musen Almanach“ auf das Jahr 1775 (S. 39 und 59) erschienen jedenfalls Goethes Gedichte „Ein Gleichniß“ (DjG​3 3, 71 f.; später unter dem Titel „Autoren“) und „Der unverschämte Gast“ (DjG​3 3, 72; später unter dem Titel „Recensent“ [WA I 2, 203 und 204]); vgl. auch das Gedicht „Ein Gleichniss“ am Ende von Nr 123 ( 99,26–100,14 ).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 88 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR088_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 69–70, Nr 88 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 188–189, Nr 88 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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