BuG: BuG I, A 122
Frankfurt 15. 1. 1769

An E. Th. Langer 17. 1. 1769 (JG3 1, 263)

Frankfurt 15. 1. 1769

Mellin, und einige andre aus den Brüdern wachten bey mir, m[ein] V[ater] der in der Noth stack, war über diese Gefälligkeit vergnügt, und war sehr freundlich und höflich. Und seit der Zeit, haben wir ein etwas freyeres Exercitium Religionis. Ehegestern war so gar Versammlung in unserm Hause, wie Sie sich vorstellen können, unter einem ansehnlichen Praetexte; es war alles in floribus, ordentlich eingerichtet wie eine Gesellschafft, Wein und Würste und Milchbrodt auf einem Seitentische, die Frauenzim[mer] an einem Tische mit Ebers[dorfer] Ges[ang] Büchern. Einer am Flügel sitzend der die Melodien spielte, zwey mit Flöten die accompagnirten, und wir übrigen sangen. Mellin und ich stunden etwas zurück und hatten kein rechtes Licht; was soll die Finsterniss hier! Sagte ich und zündete einen Lüstre an der über uns hing, da wurd’s hübsch helle. Seht, sagt ich zu Mellinen, das ist ein Typus vom neuen Jerusalem, wenn die Kreutzkirche zur Geistkirche geworden seyn wird. Wir waren recht vergnügt, und dachten an sie. Sonst leben wir gut zusammen, ich binn offt bey ihm, und da giebts allerley zu reden.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0122 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0122.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 123 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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