Goethes Briefe: GB 2, Nr. 15
An Johann Daniel Salzmann

〈Frankfurt a. M. 〉, 6. März 1773. Samstag → 〈Straßburg〉

〈Druck〉


Ihre Betrachtungen über die Rache haben mir viel Freude gemacht. Ich habe Sie so ganz, Ihre Sinnesart und Ton gefunden. Mein Vater hält sie vor allen des Drucks würdig, und ich denke, Sie fahren fort Ihre Gedanken über die merkwürdigsten Gegenstände der Religion und Sittenlehre niederzuschreiben, und geben sie uns dereinst in einem Bändgen. Es war mir als wenn ich mich mit Ihnen selbst unterhielt, und die Klarheit im Ausdruck muß Jedermann einnehmen. Was ich vermißt habe, und gewiß erwartete, weil es so gerade in Ihrem Wege lag, war die Reflexion, daß die Vergebung der Beleidigung, als eine Wohlthat, den Beleidiger verbinden müsse, und also schon direkte der Nutzen hervorspringe; was Christus durch feurige Kohlen auf's Haupt sammeln ausdrückt! Arbeiten Sie ja nichts dergleichen ohne es uns zu kommuniziren.

Die Comödien belangend geht ja alles nach Wunsch, ein Autor der sich rathen läßt ist eine seltene Erscheinung, und die Herren haben auch meist nicht Unrecht, jeder will sie nach seiner Art zu denken modeln. Also lieber Freund, hier keine Critik, sondern nur die Seite von der ich's ansehe. Unser Theater, seit Hanswurst verbannt ist, hat sich aus dem Gottschedianismus noch nicht losreißen können. Wir haben Sittlichkeit und lange Weile, denn an jeux d'esprit , die bei den Franzosen Zoten und Possen ersetzen, haben wir keinen Sinn, unsre Sozietät und Charakter bieten auch keine Modele dazu, also ennuyiren wir uns regelmäßig und willkommen wird jeder seyn, der eine Munterkeit, eine Bewegung auf's Theater bringt. Und ich hoffe von dieser Seite werden diese Lustspiele sehr Beyfall haben. Nur wissen Sie um in honette Gesellschaft zu entriren, bedarfs eines Kleids, zugeschnitten nach dem Sinn des Publikums dem ich mich produciren will, und über dies Röckgen wollen wir rathschlagen. Zuförderst keine Singularität ohne Zweck. Das ist was gegen die lateinischen Namen spricht. Die allerunbedeutensten sind besser. Leander, Leonora sind Geschöpfe mit denen wir schon bekannt sind, wir sehen sie als alte gute Freunde wieder auftreten. Besonders da übrigens das Costüm neu ist, der König in Preußen vorkommt und der Teufel. Bey Gelegenheit des Teufels muß ich meine Gedanken über's Fluchen und Schwören im Drama sagen. Wenn gemeine Leute streiten, ist die Exposition der Gerechtsame sehr kurz, es geht in's Fluchen, Schimpfen und Schlagen über, und der Vorhang fällt zu. Leute von Sitten werden höchstens in einem Anfall von Leidenschaft in einen Fluch ausbrechen, und das sind die beiden Arten die ich dem Drama vergönnen möchte, doch nur als Gewürz, und daß sie nothwendig stehen müssen und sie niemand herausnehmen könnte ohne dem Ausdruck zu schaden. Nun aber die Art von Beteurungsflüchen möcht ich vom Theater ganz verbannen. Im gemeinen Leben sind sie schon lästig und zeugen von einer leeren Seele, wie alle Gewohnheitsworte, und im Drama mag es gar leicht für einen Mangel der dialogischen Verbindungsfähigkeit angesehen werden. Auch hat der Uebersetzer sie oft hingestellt wo Plautus gar nichts hat. Und das Hercle kann ich für nichts als unser wahrhaftig nehmen. Sie werden diese Anmerkungen sehr wunderlich finden wenn Sie in meinem Berlichingen auf manchen Schimpf und Fluch treffen werden, davon ich jezt nicht Rechenschaft geben kann. Vielleicht auch werden Sie mir um desto eher recht geben, da Sie sehen es ist nicht edles Gefühl, sondern nur relative Besorgniß um die Aufnahme dieser Stücke.

Das wäre nun also wie Sie sehen sehr weitläuffig von Nebensachen gehandelt, und so gut als nichts gesagt. Hier will ich auch nur die Präliminarien unsrer künftigen Rathschlagungen eröfnen. Denn was die innere Ausführung betrifft, wie ich wünsche daß er an einigen Stellen dem Plautus wieder näher, bei andern noch weiter von ihm abrücken möchte, wie der Sprache, dem Ausdruck, dem Ganzen der Scenen an Rundheit nachgeholfen werden könnte; darüber möcht ich mich in kein Detail einlassen. Der Verfasser muß das selbst fühlen, und wenn er mir seine Gedanken über das Ganze mitzuteilen beliebt, will ich auch die meinigen sagen, denn ohne das würd' ich in Wind schreiben. Was ihm alsdann an meiner Vorstellungsart beliebt, daß er's in sein Gefühl übertragen kann, und ob er nach einem neu bearbeiteten Gefühl wieder den Muth hat, hier und da umzuarbeiten, das muß der Ausgang lehren. Ich hasse alle Spezialkritik von Stellen und Worten. Ein Kopf, daraus es kam, also ein Ganzes und konsistent in sich, wenn der Arbeiter nur einigermaßen Original ist. Ich kann leiden, wenn meine Freunde eine Arbeit von mir zu Feuer verdammen, umgegossen oder verbrannt zu werden, aber sie sollen mir keine Worte rücken, keine Buchstaben versetzen. Nur müssen wir bedenken, daß wir diesmal mit dem Publikum zu thun haben, und besonders alles anwenden müssen den Direktors der Truppen das Ding anschaulich und gefällig zu machen, welches vorzüglich durch ein äußerlich honnettes Kleid geschieht. Denn gespielt machen sie ihr Glück. Nimmt man aber lebendige Stimmen, Theaterglanz, Carikatur, Aktion, und die Herrlichkeit weg, verlieren sie gar viel, selbst im Original versetzen uns wenig Scenen in's gemeine Leben, man sieht überall die Frazzen-Masquen mit denen sie gespielt wurden.

So leben Sie denn wohl und antworten Sie bald, so lang das Eisen glüht muß zugeschmiedet seyn, und wenn wir's bald zu Stande bringen, machen wir uns an was neues. Wär ich nur einen halben Tag unter Ihnen, es sollte mehr ausgemacht werden, als mit allen Episteln. Unterdessen ists auch eine Wohlthat in der Ferne einander umfassen und zu lieben wie ich Sie, und es einander sagen zu können.

​Goethe.

H: Kriegsverlust; bis 1870 Bibliothèque Municipale Strasbourg. – Egh., Adresse (nach E​2): An Herrn Actuarius Salzmann. Vgl. GB 1 II, Überlieferung zu Nr 81 .

h: Verbleib unbekannt (= h​1; vgl. GB 1 II, Überlieferung zu Nr 81 ).

E​1: Christian Moritz Engelhardt: Nekrolog. Aktuarius Saltzmann. In: Morgenblatt für gebildete Stände. Nr 262 vom 31. Oktober 1812, S. 1046 f. (nach H) (Teildruck: 13,5–14,34 Die Comödien 〈…〉 gespielt wurden.).

E​2: Christian Moritz Engelhardt: Einige Briefe Goethes aus der Zeit seines Aufenthalts zu Straßburg und gleich darauf. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Nr 36 vom 10. Februar 1838, S. 141 f. (nach H).

D​1: Stöber (1853), 53–57, Nr 11 (nach H?; vgl. GB 1 II, Überlieferung zu Nr 81 ).

D​2: WA IV 2 (1887), 65–69, Nr 130 (nach D​1, Korrekturen nach E in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 206).

D​3: DjG​2 3 (1910), 29–32 (nach E und D​1).

Textgrundlage: E​2. – E​1 ist nur ein Teildruck und bietet zudem in sich einen nur unvollständigen Text; vgl. die Überlieferungsvarianten. Ein Vergleich der Textzeugen E​2 (nach H) und D​1 (möglicherweise nach H) zeigt, dass E​2 der Handschrift näher steht als D​1; vgl. GB 1 II, Überlieferung und Überlieferungsvarianten zu Nr 82 und 85 sowie WA IV 50, 210, zu Nr 267. Einen Mischtext herzustellen (wie D​3), verbietet sich. Die Sperrung der Unterschrift entspricht zeitgenössischer Druckkonvention, nicht aber Goethes Schreibgewohnheit.

Drucks] Druckes ​D​1 direkte der] direkter ​D​1 Comödien] Komödien ​E​1 belangend] belangend, ​E​1 alles] Alles ​E​1 Wunsch] Wunsch; ​E​1 Autor] Autor, ​E​1 läßt] lässt, ​E​1 Unrecht,] Unrecht; ​E​1 Also] Also, ​E​1 D​1 Critik] Kritik ​E​1 Seite] Seite, ​E​1 losreißen] reißen ​E​1      Weile,] Weile; ​D​1 an] für ​E​1 bei] bey ​E​1 Sinn,] Sinn; ​E​1 unsre Sozietät] unsere Societät ​E​1 Charakter] Karakter ​E​1 Modele dazu,] Modelle dazu; ​E​1 regelmäßig] regelmäßig, ​E​1 jeder] Jeder ​E​1 bringt. Und] bringt; und ​E​1 hoffe] hoffe, ​E​1 wissen Sie] ​fehlt E​1       honette] honnette ​E​1 zu entriren] einzutreten ​E​1 bedarfs] bedarf's ​E​1 Kleids] Kleides ​E​1 Sinn] Sinne ​E​1       Publikums] Publikum, ​E​1 Publikums, ​D​1 ich mich] man sich ​E​1 produciren] produziren ​D​1 Röckgen] Röckchen ​E​1  Zuförderst] Zuvörderst ​D​1 Das ist] Dies ist, ​E​1       spricht. Die] spricht; die ​E​1 Die 〈…〉 besser.] ​fehlt D​1       allerunbedeutensten] allerunbedeutendsten ​E​1 besser.] besser: ​E​1 Geschöpfe] Geschöpfe, ​E​1 sind,] sind; ​E​1 auftreten. Besonders] auftreten, besonders ​E​1 Costüm] Kostum ​E​1 Anfall] Anfalle ​E​1 einen] ​fehlt E​1 beiden] beyden ​E​1 Arten] Arten, ​E​1 müssen] müssen, ​E​1 niemand] Niemand ​E​1 könnte] könnte, ​E​1 Beteurungsflüchen] Betheurungsflüchen ​E​1 möcht] möcht' ​E​1 vom Theater ganz] ganz vom Theater ​E​1 lästig] lästig, ​E​1      der dialogischen Verbindungsfähigkeit] des dialogischen Verbindungs-Vermögens ​E​1 hingestellt] hingesetzt, ​E​1 hat. Und] hat, und ​E​1 Hercle] hercle ​D​1 wahrhaftig] Wahrhaftig ​E​1      nehmen] annehmen ​E​1 wunderlich] wunderbar ​E​1 finden] finden, ​E​1 Berlichingen] ​Berlichingen ​E​1 jezt] jetzt ​E​1 um desto] um so ​E​1 recht] Recht ​E​1 sehen] sehen, ​E​1 edles] eckles ​E​1 ​(vgl. die Erläuterungen) also] also, ​E​1 sehen] sehen, ​E​1 weitläuffig] weitläufig ​E​1 D​1 unsrer] unserer ​E​1 eröfnen. Denn] eröffnen; denn, ​E​1 wünsche] wünschte, ​E​1 bei] bey ​E​1 möchte,] möchte; ​E​1 könnte;] könnte, ​E​1 möcht] möcht' ​E​1 mitzuteilen] mitzutheilen ​E​1 sagen,] sagen; ​D​1 ohne das] sonst ​E​1 würd'] würd ​D​1 beliebt] behagt ​E​1 neu bearbeiteten Gefühl] neubearbeiteten Gefühle ​E​1 hat] habe ​E​1      Spezialkritik von] Specialkritik bey ​E​1 Ein Kopf 〈…〉 Original ist.] ​fehlt E​1 von mir] ​fehlt E​1 werden,] werden; ​E​1 D​1 alles] Alles ​E​1   müssen] müssen, ​E​1 geschieht. Denn] geschieht, denn ​E​1 Stimmen] Stimme ​E​1      Caricatur] Karrikatur ​E​1        Aktion,] Aktion ​E​1 D​1 viel,] viel; ​E​1 D​1 Leben,] Leben; ​E​1 D​1 Frazzen-Masquen] Fratzenmasken, ​E​1 zugeschmiedet] geschmiedet ​D​1

Der Brief bezieht sich auf Manuskriptsendungen; ein Begleitbrief Salzmanns ist nicht bekannt. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

Über das Verhältnis Goethes zu Johann Daniel Salzmann vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief aus der Zeit zwischen dem 15. und 19. Mai 1771 (GB 1 II, Nr 81 ).

Betrachtungen über die Rache] Salzmanns „Abhandlung über die Rache“, die später in seinen populärwissenschaftlich gehaltenen „Kurzen Abhandlungen über einige wichtige Gegenstände aus der Religions- und Sittenlehre“ (Frankfurt a. M. 1776) veröffentlicht wurde (S. 49–70); der Druck kam auf Goethes Vermittlung zustande. Der Titel des Sammelbandes hält sich an eine Formulierung Goethes im vorliegenden Brief (vgl. 12,24–25 ). Dagegen ist Salzmann Goethes Hinweis auf Ergänzung seiner Überlegungen nach dem Römerbrief (vgl. 13,2–3 ) nicht gefolgt.

feurige Kohlen] Vgl. Paulus' Brief an die Römer 12,20.

Die Comödien] Gemeint ist das Manuskript der von Jakob Michael Reinhold Lenz frei übersetzten Komödien des römischen Dichters Titus Maccius Plautus, die ein Jahr später, ebenfalls mit Goethes Hilfe, anonym veröffentlicht wurden: Lustspiele nach dem Plautus fürs deutsche Theater. Frankfurt und Leipzig 1774. – Goethe hatte Lenz in Straßburg im Kreis um Salzmann kennen gelernt und sich mit ihm in schwärmerischer Shakespeare-Begeisterung getroffen. Er empfand ihn freilich als ebenso talentvollen als seltsamen Menschen (AA DuW 1, 409 [11. Buch]) und fasste seine Einschätzung in dem englischen Begriff whimsical (grillenhaft, überspannt) zusammen. Trotzdem entwickelte sich zunächst ein freundschaftliches Verhältnis: Ich erwiederte sein Vertrauen freundlichst, berichtet Goethe in „Dichtung und Wahrheit“, er sendete mir 〈…〉 nach und nach seine Manuscripte, den ​Hofmeister, den ​neuen Menoza, die ​Soldaten, Nachbildungen des ​Plautus (AA DuW 1, 496 [14. Buch]). Im April 1776 kam Lenz in der Hoffnung auf eine Anstellung nach Weimar, wurde von Goethe aufgenommen, musste aber zunehmend wie ein krankes Kind behandelt werden (Goethe an Merck, 16. September 1776; WA IV 3, 111), geriet mit gesellschaftlicher Konvention und höfischer Etikette in Konflikt und musste schließlich einer Eseley wegen (GT I 1, 30; 26. November 1776), über die nichts Näheres bekannt ist, Weimar verlassen. Darüber kam es zum Bruch mit Goethe. Dieser verdächtigte ihn später – wohl zu Unrecht – der Intrige: Lenz habe sich von Friederike Brion Goethes Briefe zu verschaffen und ihm durch die Veröffentlichung der Posse „Götter Helden und Wieland“ zu schaden versucht (vgl. AA DuW 1, 496 und 535 [14. und 15. Buch]; ferner: „Lenz“ in den „Biographischen Einzelnheiten“; WA I 36, 229–231). Goethe deutete Lenz' psychische Labilität als durch Selbstmitleid und Hypochondrie verursachte Geistesgestörtheit, die Ende 1777 tatsächlich ausbrach. Im Rückblick resümierte Goethe: Lenz 〈…〉 ‚ als ein vorübergehendes Meteor, zog nur augenblicklich über den Horizont der deutschen Literatur hin und verschwand plötzlich, ohne im Leben eine Spur zurückzulassen (AA DuW 1, 497 [14. Buch]), – ein Urteil, das bis heute nachwirkt.

belangend] Betreffend (vgl. GWb 2, 338).

Unser Theater 〈…〉 losreißen können.] Der Hanswurst war seit dem Fastnachtsspiel des 16. Jahrhunderts eine derbkomische Figur zur Belustigung der Zuschauer durch Improvisation und Scherz auf der Bühne, oft ohne Zusammenhang mit der Haupthandlung, verwandt mit dem Harlekin der italienischen Commedia dell'arte. Johann Christoph Gottsched hatte zur Reformierung des Theaters als Vorbild für ein deutsches Nationaldrama das ,regelmäßige‘ Drama des französischen Klassizismus gewählt. Dessen ‚Regelmäßigkeit‘ bestand in der Einhaltung der Einheit der Handlung, des Ortes und der Zeit sowie im Versmaß des Alexandriners. Mit Hilfe der Schauspieltruppe der Friederike Karoline Neuber, die sich von der Stegreifkomödie abgewandt hatte, versuchte Gottsched, die Theaterreform durchzuführen. In einem Vorspiel wurde der Hanswurst 1737 durch die ‚Neuberin‘ von der Bühne verbannt. Goethes Knittelversposse „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, dessen 1. Fassung Anfang 1773 entstand, thematisiert auf komische Weise Gottscheds Reform:
Könnt ich nur meinen Hannswurst curiren! Der sonst im Intermezzo brav Die Leute weckt aus'm Sittenschlaf.
(DjG​3 3, 135; vgl. auch die überarbeitete Fassung: WA I 16, 10.) So sagt der Marktschreier zu Beginn des Stücks. Vgl. auch das 8. Buch des 3. Kapitels von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ (WA I 51, 232).

jeux d'esprit] Franz.: geistreiche Scherze, Witze, Wortspielereien.

Zoten] Vermutlich von franz. sot(t)ie: unflätige Narretei; der Begriff taucht erstmals in den Fastnachtsspielen auf.

ennuyiren] Franz. ennuyer: langweilen.

regelmäßig] Gemeint ist: entsprechend der Regelmäßigkeit des Gottschedschen Dramas (vgl. zu 13,9–10 ).

honette] Franz. honnête: anständig, ehrbar.

entriren] Franz. entrer: eintreten.

gegen die lateinischen Namen] Lenz griff diese Kritik auf und wählte deutsche Namen.

Leander] Person in „Die Aussteuer“ nach Plautus' „Aulularia“.

König in Preußen] Dieser findet wiederholt Erwähnung, z. B. in „Die Entführungen“ (nach Plautus' „Miles gloriosus“; vgl. Jacob Michael Reinhold Lenz: Werke in zwölf Bänden. Faksimiles der Erstausgaben seiner zu Lebzeiten selbständig erschienenen Texte. Hrsg. von Christoph Weiß. Bd 2: Lustspiele nach dem Plautus fürs deutsche Theater. St. Ingbert 2001, S. 128 und 170) und in „Die Buhlschwester“ (nach Plautus' „Truculentus“; vgl. ebd., S. 220).

Exposition] Hier: Darlegung, Darstellung.

Gerechtsame] Plural: die Gerechtsamen; „die in einem Rechte oder Gesetze gegründete Befugniß“ (Adelung 2, 582).

Hercle] Franz.: Beim Herkules!

edles] Edward Schröder schlug die Konjektur „eckles“ vor (vgl. Die Sesenheimer Gedichte von Goethe und Lenz 〈…〉. In: Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse aus dem Jahre 1905, S. 64, Anm. 1). Hans Böhm folgte diesem Vorschlag mit Hinweis auf E​1, wo es in der Tat „eckles“ heißt (Böhm [1970], 317). Obwohl nicht auszuschließen ist, dass in E​1 und D​1 ein Lesefehler vorliegt, wurde in der vorliegenden Ausgabe aus grundsätzlichen Erwägungen eine Konjektur nicht vorgenommen. In diesem Fall kommt hinzu, dass E​1 insgesamt unzuverlässig ist und die Überlieferungsvariante „edles“ nicht unsinnig erscheint.

Aufnahme dieser Stücke] Die Reaktionen auf die Modernisierung des Plautus waren gegensätzlich. Der Rezensent der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“ (26. Bd, 2. Stück 1775), Johann Joachim Eschenburg, fand: „〈…〉 ganz konnte ihm 〈Lenz〉 diese Bemühung nicht glücken, eben wegen der 〈…〉 unzertrennlichen Gemeinschaft zwischen dem wesentlichen Subjekte und der dramatischen Form der Plautinischen Stüke.“ (Zitiert nach der Faksimile-Ausgabe von Christoph Weiß [s. o.], S. 333*.) Christian Heinrich Schmid dagegen vertrat im „Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1775“ die Ansicht, dass „der Leser bey den originellen Vorzügen des Dialogs, den der verneuerte Plautus redet, 〈…〉 bey dem modernen Anstrich des Kostume“ gewinne (ebd., S. 337*). Andere Leser wollten gerade in der von Goethe kritisierten Sprache der Übersetzung ein Indiz für dessen Mitarbeit sehen: „Wir bemerken nur noch“, heißt es in den „Breslauischen Nachrichten von Schriften und Schriftstellern“ (38. Stück vom 15. Oktober 1774) über die Lustspiele, „daß das Gerücht unserm neuern theatralischen Genie, Herrn ​Goethe einen Antheil an denselben beymißt, und die Einrichtung der Stücke so wohl als der darinn herrschende Dialog machen es glaublich.“ (Faksimile-Ausgabe von Christoph Weiß [s. o.], S. 338*.) Eine ähnliche Vermutung äußerte die „Kayserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung“ (166. Stück vom 18. Oktober 1774; vgl. ebd., S. 340*).

Direktors der Truppen] Direktoren der Schauspieltruppen.

Frazzen-Masquen] Die Schauspieler in der griechischen und römischen Antike spielten mit Masken, die einen bestimmten komischen oder tragischen Typ repräsentierten.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 15 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR015_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 12–15, Nr 15 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 25–29, Nr 15 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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