Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 933
6. Januar 1781, Samstag, Weimar

6. früh dicktirt an der Literatur. Zur Gräfinn Bernsd. essen Nach Tische Gemäld gesehen. zu Abends Liebh. Conzert. Heil. drey Konige aufgeführt. bey 1 essen. mit Wiel Knebel. Crone.
  1. zu → zu → bey  ↑

H: GSA 27/6


Das Tagebuch 1781 ist von Goethe fast durchweg eigenhändig geschrieben. Die Korrektur in der Tgb-Eintragung Jan. 81. und die Tgb-Eintragung Aprill. bis studirt. von der Hand Philipp Seidels. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf nachträglich eingehefteten Blättern (170 × 210 mm) im »Sachsen-Weimarischen Calender« für 1780, zwischen der letzten bedruckten Seite und dem linken hinteren Vorsatzblatt des Kalenders.

Blätter insgesamt: 6

Beschriebene Blätter: 4


Die Blätter aus festem Schreibpapier, stark abgegriffen. Die oberen Ränder beschnitten, die unteren und äußeren Ränder einwärts gebogen. Auf der Rückseite von Blatt 5 Tintenflecke. Fadenheftung.


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, etwas verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

1.–4. August: (d. 1. bis Carolingen waren,)

8.–13. August: (d. 8. bis dann zu .)

14. August: (14 bis bey essen).

15. August: (Bey den Arbeitern bis Kinderlehre)

16. August: Waldner war(.)

22. August: Klammer nach von Gluck.

28. August – 15. Oktober: (28. bis nach Hause.)

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

1. August: in merckwürdig vertikaler Strich über g

4. August: nach Parade Silbentrennungsstrich ergänzt

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts oben.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1:

Vs:

Tgb-Eintr Jan. 81. / Aprill.

Rs leer

Bl 2:

Vs:

Tgb-Eintr 1.–16. Januar

Rs:

Tgb-Eintr 17. Januar, 1.–4. August

Bl 3:

Tgb-Eintr August

Bl 4:

Vs:

Tgb-Eintr 25. August – 2. Oktober

Rs:

Tgb-Eintr Oktober-Dezember

Bl 5–6 leer


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 126–139 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1780. 1781. 1782. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 4. Bd, Nr 43. S. 127–128 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 237–248 WA III 1, 127–133, udT: 1781., und in den Lesarten dazu, WA III 1, 362

dicktirt an der Literatur] Mit dem nicht überlieferten »Gespräch über die deutsche Literatur« (siehe WA I 38, 423–424), entstanden 1781, antwortete Goethe auf die 1780 anonym erschienene Schrift Friedrichs II. von Preußen »De la Littérature Allemande, des défauts qu’on peut lui reprocher, quelles en sont les causes, et par quels moyens on peut les corriger«. Zur Entstehungsgeschichte und Wirkung von Goethes »Gespräch« siehe Bernhard Suphan: Friedrichs des Grossen Schrift über die Deutsche Litteratur. Berlin 1888. Goethe sandte das Manuskript des »Gesprächs« an Charlotte von Stein, Karl Ludwig von Knebel, Herzogin Louise, Louise von Göchhausen und Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg, der ebenso wie Herder, der es revidierte, einer Publikation widerriet. Siehe Johann Gottfried Herder an Johann Georg Hamann, 11. Mai 1781 (HB 9, 308: 4, 180): »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon gemeldet habe, daß Göthe ein Gespräch ›in einem Wirthshause zu Frankfurt, an der table d’hote‹ geschrieben hat, wo ein Deutscher u. Franzose sich über des Königs Schrift sur la literature Allemande besprechen? Er hats mir zu lesen gegeben u. es sind einzelne schöne Gedanken drinn; das Ganze aber hat mir nicht gnuggethan u. die Einfaßung nicht gefallen. Er wills Französisch übersetzen laßen u. so herausgeben, wo es sich aber nicht ausnehmen wird.« Siehe Brief an Johann Gottfried Herder, 23. März 1781 (WA IV 5, 93; vgl I 38, 423), und Brief an Johann Heinrich Merck 14. November 1781 (WA IV 5, 221): Mein Gespräch über die deutsche Literatur will ich noch einmal durchgehen 〈…〉. Mein Plan war, noch ein zweites Stück hinzuzufügen 〈…〉. Nun ist aber die erste Lust vorbey und ich habe darüber nichts mehr zu sagen.

Gräfinn Bernsd.] Siehe Knebel, Tagebuch 6. Januar 1781: »Mittags bey der Gräf. Bernstorf.«

Gemäld] Nicht ermittelt.

Liebh. Conzert bis Crone] Konzert und szenische Aufführung des Gedichts »Die heil’gen drei König’ ...« (WA I 1, 149–150) durch Corona Schröter, Johann Adam Aulhorn und Heinrich Friedrich Wilhelm Seidler. Das Gedicht entstand Anfang 1781, ED in: Gesänge der Liedertafel. Hrsg von Carl Friedrich Zelter. Erstes Bändchen, Berlin 1811, S. 153–155; später unter dem Titel »Epiphanias« in: Werke. Bd 1, Stuttgart und Tübingen 1815, und unter dem Titel »Epiphaniasfest« in: Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd 1, Stuttgart und Tübingen 1827. Von der ersten Fassung des Gedichts ist eine Abschrift, ohne Überschrift, von der Hand Louise von Göchhausens überliefert. Siehe Knebel, Tagebuch 6. Januar 1781: »Abends bey der Herzoginn Mutter. Heiligen drey Könige. Mselle Schröter blieb auch da.« Siehe Brief an Charlotte von Stein, 7. Januar 1781 (WA IV 5, 30). Das Gedicht knüpft an den volkstümlichen Brauch des Dreikönigs-Singens an, das in Weimar wenige Jahre zuvor verboten worden war; siehe das 1826 entstandene Manuskript »Über Volks- und Kinderlieder« (Goethe. Schriften zur Literatur. Bd 3. Hrsg von Horst Nahler, Berlin 1973, S. 248–249; WA I 42.2, 458): Aus dieser vorpoliceylichen Epoche erinnere ich mich auch noch des beweglichen Sterns, der am Abend vor Epiphanias von Knaben herumgetragen, gleichfalls heischenden Knaben zum Vorwand zu dienen pflegte und wovon uns nur noch in Gemälden und Kupfern der Niederländer 〈…〉 das Gedächtniß übrig bleibt. Jener unfromme Anfang des Liedes: / Die heiligen drey König’ mit ihrem Stern, / Sie essen, trinken und bezahlen nicht gern. / wird nur dadurch heiter und erklärlich, wenn man sich diese muntern Gäste mit Papierkronen und Einen darunter mit geschwärzten Gesichte denkt.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 6.1.1781 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0933.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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