BuG: BuG II, A 2011
Ilmenau 24. 2. 1784

J. C. W. Voigt (J. Voigt S. 171. 176)

Ilmenau 24. 2. 1784

An dem heutigen zum feyerlichen Wiederangriff des hiesigen Bergwerks bestimmten Tage versammelten sich früh ½9 Uhr die allhier wohnhaften Standespersonen und Honoratioren geistl. u. weltl. Standes bey Fürstl. Bergwerkscommission; sämtliche Knappschaft aber zog von dem Zechenhause her mit fliegender Fahne, und klingendem Spiel, und stellte sich vor den Posthause als den Quartier der Fürstl. Herren Commissarien.

Hierauf wurde in dem Versammlungszimmer von Sr. Hochwohlgeb. dem Herrn Geheimen Rath von Göthe die Absicht des feyerlichen Tages durch eine Rede eröffnet, die man zu gleicher Zeit der versammelten Knappschaft gedruckt austheilte.

Nach Schluß dieser Rede zogen die Bergleute voraus in die Kirche, nach ihnen folgten die Herren Commissarien mit der ganzen Versammlung von Honoratioren.

Von dem Herrn Superintendent Jacobey wurde eine eigene auf diesen Tag gerichtete Predigt gehalten, nach der Predigt Music gegeben und hierauf der Zug zu dem zum neuen Schacht bestimmten Puncte angetreten.

Voraus ging ein Bergmann, der eine neue, zierlich mit einer Innschrift gearbeitete Keilhaue, womit der erste Hieb geschehen sollte, trug. Hierauf folgte der Musicchor in Berghabit; alsdann der Fürstl. Berggeschworene mit der ersten Division Bergleute, vor der 2 Steiger und die Fahne vorausgiengen, aufführend. Zwischen dem ersten und zweyten Zug Bergleuten giengen die übrigen außer dem Berggeschworenen zum Bergbauamt angestellten Personen. Nach dem zweyten Zug Bergleuten folgten die Fürstl. Herrn Commissarien unter Begleitung der Standespersonen und Honoratioren.

Hierauf zog die Schuljugend mit zwey Fahnen, unter ihren Anführern, und ein Teil der Bürgerschaft beschloß den Zug. Als man bey den zum neuen Johannisschacht abgesteckten Platz, der mit einem grünen Schirm von Tannenreiß ausgezeichnet war, ankam, wurde ein Creyß um denselben geschlossen; worauf der Fürstl. Berggeschworene die neue Keilhaue der Fürstl. Commission präsentirte.

Des Herrn Geh. Rath von Goethe Hochwohlgeb. thaten hierauf den ersten Anhieb; es wurde hierauf von den Anwesenden ein dreymalig Glückauf ausgerufen. Als hierauf noch von dem Herrn Regierungsrath Voigt und einigen Honoratioren, denen die Keilhaue präsentirt worden, der erste Anhieb gleichmäßig vollführt worden; riefen Se. Hochwohlgeb. der Herr Geheimerath von Göthe den Fahnenträger der Knaben, Nahmens Christoph Bernh. Friedr. Höhn, herbey und ließen demselben, um bey der Jugend dieser Feyerlichkeit noch mehreren Eindruck zu verschaffen, ebenfalls einen dreyfachen Anhieb thun, und demselben zum Andenken der Sache, den Kux Nr. 404 frey zugewähren. Hiermit wurde diese Feyerlichkeit beschlossen, der übrige Tag aber unter mancherley Vergnügen hingebracht; wie denn der H. Geheimerath von Göthe einen Theil der Standespersonen und Honoratioren bey sich bewirtheten; abends aber auf dem Rathhause war ein Ball veranstaltet worden.

J. C. W. Voigt, Geschichte des Ilmenauischen Bergbaues (Voigt2 S. 59)

Ilmenau 24. 2. 1784

In dem großen Zimmer des dasigen Posthauses versammelten sich nämlich, auf vorhergegangene Einladung, die Herren Honoratioren der Stadt und der Herr Geheime-Rath von Göthe hielt daselbst eine passende Rede, die auch gedruckt und ausgetheilt wurde, während dem aber paradirte die gesammte Knappschaft mit ihrer hundertjährigen Fahne, vor dem Posthause. Hierauf war ein feierlicher Gottesdienst veranstaltet und nach demselben zog Alles in Prozession, an welche sich die ganze Bürgerschaft und die geschmückten Schulkinder mit ihren Fahnen anschlossen, nach dem Punkt, der durch einen Markscheiderzug des Herrn Berggeschwornen Schreiber für den Johannes-Schacht bestimmt und mit grünen Tannen-Reis umflochten war. Der Herr Geheime-Rath von Göthe that mit einer zierlichen Keilhaue den ersten Hieb, wozu hernach aus jedem Stande Einer aufgefordert wurde, und selbst die Schulkinder wurden davon nicht ausgeschlossen. Von diesem Augenblicke an ging nun die Arbeit fort, und der Tag wurde mit einigen Feierlichkeiten beschlossen!

Ungenannt, Nachricht von dem am 24sten Februar 1784 geschehenen feierlichen Wiederangriff des Bergwerks zu Ilmenau (LA I 1, 63)

Ilmenau 24. 2. 1784

Es war der 24. Febr. 1784, an welchem die zu Dirigierung der Ilmenauer Bergwerksangelegenheiten in der Person des Herrn Geheimenrats von Goethe und des Herrn Regierungsrats Voigt gnädigst angeordnete Immediatkommission jenen landesväterlichen Befehl zur wirklichen Ausführung brachte.

Als sich dieses Tages die zu Ilmenau wohnhaften Personen von Stande, geistliche und weltliche Honoratioren, bei den Herren Kommissarien früh versammelt hatten, auch die sämtliche Bergknappschaft mit fliegender Bergfahne von ihren Vorgesetzten herangeführt worden war, eröffnete der Herr Geheimerat von Goethe den Zweck des Tags in einer Rede, die nicht ohne sichtbaren Eindruck blieb. Hierauf begab sich die ganze Versammlung zu einem feierlichen Gottesdienst in die Kirche. Nach dessen Schluß zog man unter Trompeten- und Paukenschall nach dem neu anzugreifenden Schacht. Außer der schon bemerkten Begleitung folgten die Bürger und die Jugend der Stadt in guter Ordnung dahin nach. Den abgesteckten Platz des neuen Johannes (so wurde der neue Schacht benennet) zeichnete ein grüner Schirm von Tannen aus. Es wurde ein Kreis um ihn geschlossen. Der Herr Berggeschworne Schreiber präsentierte itzt eine zierlich gearbeitete bergmännische Keilhaue, womit der Herr Geheimerat von Goethe den ersten Hieb vollbrachte. Ein dreimaliges Glückauf! ertönte hierbei von der anwesenden Menge. – Noch gab der Anblick eines fröhlichen Knaben, der die Kinderfahne trug, Gelegenheit auch ihn, namens sämtlicher Jugend, die Keilhaue zu Beschluß des ersten Anhiebs reichen zu lassen, damit das Andenken des hoffnungsvollen Tages sich noch mehr in den Herzen der Jugend befestigen und so der Eifer für das wichtige Bergwerk auf die Nachkommenschaft fortgepflanzt werden möge.

Chr. G. Voigt an G. Hufeland 12. 3. 1784 (Diezmann1 S. 45)

Ilmenau 24. 2. 1784

Die Rede ... ist mit Fleiß sehr populair gehalten, wurde aber von Goethe ganz vortrefflich gehalten ... Vielleicht können Sie mehr Kuxe absetzen. Sie werden sich bei Goethe einen gefälligen Namen damit machen, und er ist wirklich ein Mann, dessen Liebe kein edles Herz zu erwerben sich schämen darf. Je näher ich ihn kennen lerne, je mehr innere Güte entdecke ich an ihm.

C. Ackermann nach E. Chr. W. Ackermann (Ackermann S. 45)

Ilmenau 24. 2. 1784

Am 24sten Febr. 1784 leitete Göthe die solenne Wiedereröffnung des Bergbaus durch eine im Posthause zu Ilmenau vor einer zahlreichen Versammlung gehaltene Rede ein, während welcher die Knappschaft auf dem Platze vor dem Hause um ihre alte Fahne stand, und sich hierauf in die Kirche zu einem feierlichen Gottesdienst begab. Göthe blieb übrigens mitten in der Rede stecken, und da er das Manuscript nicht aus der Tasche holen wollte, ließ er die Zuhörer wenigstens zehn Minuten lang in einer peinlichen Stille warten, bis er den verlornen Faden wieder gefunden hatte.

Soret, Tagebuch 14. 4. 1831 (Robinet de Cléry S. 131)

B2 2953

Ilmenau 24. 2. 1784

Dans une soirée donnée à quelques employés pour le Prince, M. Ackermann le père raconte que Goethe au moment où l’on procéda à l’ouverture d’une nouvelle mine à Ilmenau fit assembler les notables et les intéressés pour leur tenir un discours qu’il avait appris par coeur. Tout à coup, au milieu d’une phrase, la mémoire lui manque. Il avait son manuscrit en poche, mais il s’obstine à vouloir retrouver le fil de son discours et, sans balbutier, il se met à regarder ses auditeurs pendant près de vingt minutes. Son air de dignité les tient en suspens et leur impose silence. Enfin, il rentre dans la voie qu’il avait perdue et continue son discours comme si rien ne s’était passé.

Literaturverweis/Erläuterung

Ilmenau 24. 2. 1784

Vgl. auch Goethes Rede bei Eröffnung des neuen Bergbaues zu Ilmenau, den 24. Februar 1784 (WA I 36, 365 ff.)

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2011 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2011.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 444 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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