Briefe an Goethe: RA 1, Nr. 192
Von Friedrich Heinrich Reinharth

9. September 1784, Blankenburg im Harz

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   Hochwolgeborner Herr,
   Höchstzuverehrender Herr Geheime Rath,


Die Absicht Ewℓ Excellenz bei Ihrer Reise
durch Elbingerode persönlich gehorsamst auf-
zuwarten, muß ich nunmehr zu meinem wahren
Mißvergnügen, unter die ohnehin sehr zahl-
reiche Classe meiner übrigen verfehlten
Wünsche nehmen.


   Während Ewℓ Excellenz Aufenthalts
in Elbingerode, meinem Wohnorte, war ich
auf einer kleinen Reise begriffen, die
ich jedoch noch früh genug zurück zu
legen hofte, um jenen Wunsch zu erreichen.
Bei meiner gestrigen Zurückkunft hörte ich
indes, daß Sie heute in Blankenburg ver-
weilen würden, und ich eilte daher, um | 2 |
das Versäumte hier, wo möglich, nachzuholen.
Aber auch hier verfehle ich meinen Zweck,
da ich heute nothwendig wieder zu Haus
seyn muß.


   Vielleicht sind Ew. Excellenz in dem in
so manchem Betracht vor andern Gegenden
des Haarzes bemerkenswerthen Amte Elbin-
gerode aus Unkunde nicht so gefüret,
als billig hätte geschehen sollen. Dieser
Gedanke ist es mit, wodurch ich mich
recht sehr beunruhiget finde, und ich habe
es mir selbst, noch mehr aber der Ew. Excellenz
gebührenden großen Achtung schuldig zu
seyn geglaubt, meine Besorgnis hierüber
wenigstens bemerklich zu machen, ob ich
gleich nicht hoffen darf, daß mein ange-
legentlicher Wunsch noch in Erfüllung
gehen könte. Wäre dieses dem ohner-
achtet noch möglich zu machen, so würde | 3 |
ich mich ausserordentlich glücklich schätzen.


   Auf jeden Fall empfehle ich mich indes
Ew. Excellenz ehrerbietigst, und nenne
mich mit der größesten Verehrung,
   Ew. Excellenz

   ganz gehorsamster Diener

    FLReinharth.
   Beamter zu Elbingerode.


   


S:  GSA 26/LXIV,3,10 St. 1  D:  -  B : -  A : - 

R. sei nach Blankenburg gekommen, um G., den er in Elbingerode verfehlt habe, zu treffen, werde seinen Zweck jedoch nicht erreichen, da er heute wieder zu Haus sein müsse. - Er fürchte, daß man G. im Amt Elbingerode nicht so geführt habe, wie es billig hätte geschehen sollen, und wäre glücklich, wenn er es nachholen könnte.

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 Hochwolgeborner Herr,  Höchstzuverehrender Herr Geheime Rath,

 Die Absicht Ewℓ Excellenz bei Ihrer Reise durch Elbingerode persönlich gehorsamst aufzuwarten, muß ich nunmehr zu meinem wahren Mißvergnügen, unter die ohnehin sehr zahlreiche Classe meiner übrigen verfehlten Wünsche nehmen.

  Während Ewℓ Excellenz Aufenthalts in Elbingerode, meinem Wohnorte, war ich auf einer kleinen Reise begriffen, die ich jedoch noch früh genug zurück zu legen hofte, um jenen Wunsch zu erreichen. Bei meiner gestrigen Zurückkunft hörte ich indes, daß Sie heute in Blankenburg verweilen würden, und ich eilte daher, um| 2 | das Versäumte hier, wo möglich, nachzuholen. Aber auch hier verfehle ich meinen Zweck, da ich heute nothwendig wieder zu Haus seyn muß.

  Vielleicht sind Ew. Excellenz in dem in so manchem Betracht vor andern Gegenden des Haarzes bemerkenswerthen Amte Elbingerode aus Unkunde nicht so gefüret, als billig hätte geschehen sollen. Dieser Gedanke ist es mit, wodurch ich mich recht sehr beunruhiget finde, und ich habe es mir selbst, noch mehr aber der Ew. Excellenz gebührenden großen Achtung schuldig zu seyn geglaubt, meine Besorgnis hierüber wenigstens bemerklich zu machen, ob ich gleich nicht hoffen darf, daß mein angelegentlicher Wunsch noch in Erfüllung gehen könte. Wäre dieses dem ohnerachtet noch möglich zu machen, so würde| 3 | ich mich ausserordentlich glücklich schätzen.

 Auf jeden Fall empfehle ich mich indes Ew. Excellenz ehrerbietigst, und nenne mich mit der größesten Verehrung,  Ew. Excellenz  ganz gehorsamster Diener   FLReinharth.  Beamter zu Elbingerode.  

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
RA 1, Nr. 192, in: https://goethe-biographica.de/id/RA01_0192_00221.

Druck des Regests: RA 1, Nr. 192.

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