Goethes Briefe: GB 2, Nr. 195
An Johanna Fahlmer

〈Frankfurt a. M. , 8. oder 9. Februar? 1775. Mittwoch? oder Donnerstag?〉 → 〈Frankfurt a. M.〉


Hier l. Tante was von Friz,! – Wie​ 1 stehts Ihnen! – krieg ich Lenzens Liebes Worte wieder. Wieland ist und bleibt ein Scheiskerl vid. pag. 96, Beygehenden Merkurii. Ewige Feindschafft sey zwischen meinem Saamen und ihrem Saamen.

Ich bin ganz unerträglich. Und drum fleisig an sinnlicher Arbeit. Ich kann nicht kommen. Geb Ihnen Gott was zu treiben. Mit mir nimmts kein gut Ende. Ade.

G.


Wann schicken Sie was an Friz er soll Pätus u Aria haben

  1. Friz,! was für Friz! – Wie ​ ↑

Das Januar-Heft des „Teutschen Merkur“, der ab 1775 nicht mehr quartalsweise (vgl. zu 6,4–5 ), sondern monatlich erschien, war eingetroffen (vgl. zu 163,9–10 ), vermutlich Anfang Februar 1775. Am 5. Februar hatte Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt verlassen. Inzwischen hatte Goethe einen Brief von ihm erhalten (vgl. zu 163,8 ), auf den er gewartet hatte (vgl. Nr 193 ). Kurz nach Eintreffen von Jacobis Brief wird Goethe diesen mit vorliegendem Brief an Johanna Fahlmer geschickt haben, vermutlich aber vor Nr 198 , datierbar auf die Zeit zwischen dem 10. Februar und Mitte Februar. Denn in Nr 198 lässt Goethe Jacobi nur beiläufig grüßen (vgl. 166,7 ), so dass es den Anschein hat, als habe er die erwarteten Nachrichten inzwischen erhalten. Demnach kommt für die Abfassung des vorliegenden Billetts etwa der 8. oder 9. Februar in Frage. Eine spätere Datierung ist freilich nicht auszuschließen, da Nr 198 auch nach dem 10. Februar geschrieben worden sein kann.

H: Privatbesitz, Deutschland. – 1 Bl. 17 × 10,9 cm, Bordüre aus gereihten Krönchen (vgl. Mick, Nr 1–3), 1 S. beschr., egh., Tinte.

E: Goethe-Fahlmer (1875), 67 f., Nr 19.

WA IV 2 (1887), 238 f., Nr 297 (nach E).

1) Brief Friedrich Heinrich Jacobis an Goethe (vgl. zu 163,8 ).

2) Januar-Heft des „Teutschen Merkur“ 1775 (vgl. zu 163,9–10 ).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

was von Friz] Ein nicht überlieferter Brief von Friedrich Heinrich Jacobi, der am 5. Februar nach Darmstadt und Mannheim abgereist war (vgl. zu 162,3 ).

Lenzens Liebes Worte] Lenz' Brief an Goethe von Ende Januar/Anfang Februar 1775, den Goethe mit Nr 191 an Johanna Fahlmer geschickt hatte (abgedruckt als Beilage zu Nr 191 ).

Wieland 〈…〉 Merkurii.] Im Januar-Heft des „Teutschen Merkur“ 1775 (S. 94 f.) war eine Rezension zu Jakob Michael Reinhold Lenz' „Anmerkungen übers Theater“ erschienen, die Wieland mit einem „Zusaz des Herausgebers“ versehen hatte (S. 95 f.); darin heißt es: „Es ist der Ton eines Sehers, 〈…〉 der seinen Mund weit aufthut, um etwas herrliches, funkelneues, noch von keinen Menschensohn gesagtes, zu sagen, und dann gleichwohl 〈…〉 gerade nichts sagt, das sich der Müh verlohnte, das Maul so weit aufzureissen.“ (S. 96.)

vid. pag.] Lat. vide paginam: Siehe Seite.

Ewige Feindschafft 〈…〉 Saamen.] Diese Worte spricht Gott im Alten Testament nach dem Sündenfall des Menschen zur Schlange (vgl. 1 Mose 3,15).

sinnlicher Arbeit] Vermutlich ist das Zeichnen gemeint, womit sich Goethe im damaligen Winter intensiv beschäftigte (vgl. 151,14–15 ).

Pätus u Aria] 〈Johann Heinrich Merck:〉 Pätus und Arria eine Künstler-Romanze. Freistadt am Bodensee 〈auch: Leipzig und Wahlheim〉 1775. – Diese Satire auf die Wirkung des „Werther“ und die Wertheriaden war Anfang Februar erschienen.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 195 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR195_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 163, Nr 195 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 410–412, Nr 195 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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