Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1113
26. September 1786, Dienstag, Padua

Padua d. 26 Abends.

Du kannst immer dencken daß ich dir bey einbrechender Nacht schreibe, denn da ist mein Tagewerck 1 vollbracht.

In vier Stunden bin ich von Vicenz heute früh 2 herübergefahren. Wie gewöhnlich auf ein einsitzig Chaischen |: Sediola :| mit meiner ganzen Existenz gepackt. Man fährt sonst bequem in vierthalb Stunden, da ich aber den köstlichen Tag gern unter freyem Himmel genoß war es mir lieb daß der Vetturin 3 seine Schuldigkeit nicht that. Es 4 geht immer in der schönsten Plaine süd ostwarts, man hat wenig Aussicht 5 weil 6 man zwischen Hecken und Bäumen hinfährt. Biß man endlich die schönen Gebirge von Este, eine vulkanische Reihe, die von Nord gegen Süden streichen, zur rechten Hand sieht.

Auf dem Wege wünscht ich dir nur die Fülle des Hängewercks der Pflanzen über Mauern, Hecken, an Bäumen herunter mit einen Blick zeigen zu können. Die Kürbiße auf den Dächern pp

Nun denn in Padua! 7 und habe in fünf Stunden was Volckmann anzeigt meist gesehen; nichts was mich recht herzlich gefreut hätte aber manches das gesehen zu haben gut ist.

Diesmal will ich Volckmannen folgen den du im 3. Theil auf der 638. Seite nachschlagen wirst. Ich nehme an daß du die Artickel liesest, und ich mache nur meine Anmerckungen.

p. 639. erschreckliche Erdbeben Die Nähe der Gebirge von Este mag daran Schuld seyn, sie liegen nur 6 Ital. Meilen von hier ab, und sind noch warme Bäder hierherwärts. Da mögen noch so alte böse Reste in den Eingeweiden oder vielmehr unter der Haut der alten Mutter gesteckt haben, ob ich gleich noch keine rechte Idee davon habe.

Benachbarten Hügel keine nähern als die Berge von Este. Die Stadt liegt herrlich, ich sah sie vom Observatorio. Gegen Norden die beschneiten und in Wolcken halb versteckten Tyroler Gebirge, an die sich 8 gegen Nord west die Vicentinischen Vulkanischen Berge anschließen und endlich gegen Westen die nähern Gebirge von Este, deren Gestalt und Vertiefung man deutlich erkennen kann. Gegen Süd und Ost eine grüne See ohne eine Spur von Erhöhung Baum an Baum Busch an Busch, Pflanzung an Pflanzung bis an den fernsten Horizont, und aus der Grüne sehen unzähliche weiße Häuser, Villen, 9 Kirchen pp heraus.

Vom Observatorio konnt ich durch den Tubus ganz deutlich den Markus thurm von Venedig und die andern geringern Thürme sehn.

p 641. Das Pflaster der Stadt pp es ist Lava von den Estischen Bergen ich habe welche mitgenommen.

rother Marmor ein rother ziemlich fester Kalckstein wie der Veroneser.

p 642 10 Marie von Giotto hab ich nicht finden können.

Sakristey war zu.

p. 642. St 11 . Antonio Von diesem barbarischen Gebäude mündlich.

p. 646. Kardinal Bembo Es ist nur gut daß man den Heiligen Kirchen gebaut hat; so hat man doch auch einen guten Ort wo man vernünftige und edle Menschen aufstellen kann. Es ist ein schönes, wenn ich so sagen soll mit Gewalt in sich gezognes Gesicht 12 und ein mächtiger Bart. Die Büste steht zwischen Jonischen Säulen die mir von dem Grabmal des Porto in Vicenz |: s. p. 677 :| nachgeahmt scheinen. Die Inschrifft ist schön:

Petri Bembi Card. imaginem

Hier. Guirinus Ismeni F.

in publico ponendam curavit

ut cujus Ingenii

monumenta aeterna sint

ejus corporis quoque memoria

ne a posteritate desideretur.

Eine würdige Inschrifft dem Manne der nicht gern in der Bibel las um seinen lateinischen Styl, 13 wahrscheinlich auch um seine Imagination nicht zu verderben.

p. 647. Helena Cornara Wohlgebildet nicht liebenswürdig, wie sich’s einer Minerva-Geweihten geziemen will.

p. 644 Hl. Agathe von Tiepolo Das Gesicht nicht erhaben aber erstaunend wahr, physischer Schmerz und getroste Duldung schön ausgedrückt. Wenn die Martyrthümer nur nicht immer die fatalen armen Sünderschafften mit sich schlepptn.

p 647. Enthauptung Joh. von Piazetta. Ein recht brav Bild. Immer des Meisters Manier vorausgesetzt. Joh kniet die Hande vor sich hinfaltend mit dem rechten Knie an einem Stein, er sieht gen Himmel ein Kriegsknecht der ihn gebunden hat fährt an der rechten Seite herum und sieht ihn in’s Gesicht als wenn er über die Resignation erstaunte womit der Mann sich hingiebt in der höhe steht ein andrer der den Streich vollführen soll, hat aber das Schwerdt nicht sondern nur die Hände aufgehoben wie einer der sich zu dem Streiche vorbereitet, das Schwerdt zieht einer tiefer unten aus der Scheide. Der Gedancke ist neu und die Composition frappant übrigens auch wieder eine Arme 14 sünderschafft.

p. 648. Scuola del Santo Die Bilder von Titian wundernswürdig wie sie der alten Deutschen 15 holbeinischen Manier nah kommen. Von der sich ienseits der Alpen keiner erhohlt hat. Eine erstaunende alles versprechende Wahrheit ist drin.

Sie haben mich, wie überhaupt mehr alte Gemälde viel zu denken gemacht.

p. 649. Marter d. Heil Justina von Paul 16 Ver. Er hat den Fehler den ich schon in Vicenz bemerkte zu viel Figuren auf so ein Bild zu bringen und sie zu klein zu machen, die haben nun von so einem Hoch Altar herunter keine Gegenwart das übrige sagt Volckmann.

650. Zimmer des Abts Ein schön Bild von Quercin da Cento Gerechtigkeit und Friede.

ibid. Auserlesne Bücher. ist nicht zu laugnen. Alte Schrifftsteller, die Italiänischen Dichter. Kirchenväter verstehn sich von selbst. pp Was ich so flüchtig übersah war alles gut und brauchbar.

ibid. Prato della valle Sie haben rings um den Platz ihren berühmten Männern Bildsäulen gesezt und auch Privatleuten erlaubt einem verdienten Mann aus seiner Familie eine Statue zu sezen wie die Inschrifften zeigen. Die Messe die hier gehalten wird ist berühmt.

p. 655 Abnehmung vom Kreuz von Bassan recht brav, und so edel als er etwas machen konnte.

ibid. Salone . Wenn man so etwas nicht gesehn hat glaubt mans nicht oder kann sichs nicht dencken.

p. 658 il Bo ist mir lieb daß ich darin 17 nichts zu lernen hatte. Man denckt sich auch diese Schul-Enge nicht wenn mans nicht gesehn hat besonders ist das Anatomische Theater würklich als ein Wunder werck anzusehen. Es ist über alle Beschreibung.

Der Botanische Garten ist desto artiger und muntrer, obgleich ietzt nicht in seiner besten Zeit. Morgen soll ihm der größte theil des Tags gewidmet werden. Ich habe heut im durchgehn schon brav gelernt.

Gute Nacht für heute! Ich habe gesudelt was ich konnte um nur etwas aufs Papier zu bringen.

  1. Tggewerck → Tagewerck  ↑
  2. fruh > früh  ↑
  3. Postillon seine → Vetturin  ↑
  4. vor Es get und  ↑
  5. aussicht > Aussicht  ↑
  6. biß man → weil  ↑
  7. Ausrufungszeichen erg  ↑
  8. die sich erg  ↑
  9. Pa → Villen  ↑
  10. 622 > 642  ↑
  11. Von → St.  ↑
  12. Gisicht > Gesicht  ↑
  13. Sp → Styl  ↑
  14. arme > Arme  ↑
  15. deutschen > Deutschen  ↑
  16. Pauls > Paul  ↑
  17. vor darin get darin  ↑

H: GSA 27/9


Das Tagebuch ist durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben, mit unterschiedlich kräftiger schwarzer und blasserer, bräunlicher Tinte. Es besteht aus fünf »Stücken«, vergilbten Quartblättern von leicht differierender Größe: ca 142–170 × 207–215 mm.

Jedes »Stück« ist foliiert. Lose am Ende beiliegend zwei Blätter: der zum »Dritten Stück« gehörende Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (siehe S. 220) und ein Entwurf dazu.

Nicht enthalten sind bei den fünf »Stücken« die Zeichnungen, die Goethe auf Extrablättern anfertigte und teilweise im Tagebuch, anfangs mit Nummern versehen, angab; siehe den Abschnitt: Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen (S. 568–569).

Wie alle Freunde Goethes war zwar auch Charlotte von Stein über sein Reisevorhaben uninformiert geblieben, aber ihr allein wandte er sich im »Reise-Tagebuch« zu, das er ihr ausdrücklich widmete (siehe S. 175, 23) und am 18. September 1786 erstmals brieflich ankündigte (WA IV 8, 23): Ich habe ein treues Tagbuch geführt und das Vornehmste was ich gesehn was ich gedacht aufgeschrieben und nach meiner Rechnung kannst du es in der Mitte Oktbr. haben. 〈…〉 Sag aber niemanden etwas von dem was du erhältst. Es ist vorerst ganz allein für dich. Der geschätzte Empfangstermin deutet darauf hin, daß Goethe zunächst »Stück« 1 und 2 des Tagebuchs übersenden wollte. Dann scheint er sich anders besonnen und es erst aus Venedig, ergänzt um »Stück« 3 und 4, abgeschickt zu haben (siehe Tgb 13. Oktober; S. 286, 8–10). Am 14. Oktober 1786 beauftragte er seinen Diener Philipp Friedrich Seidel brieflich (WA IV 8, 36): Sage der Frau von Stein: das versprochene Tagebuch würde später kommen, weil es nicht mit der Post, sondern mit Fuhrleuten ginge. Diese Sendung aus Venedig stand jedoch am Jahresende versehentlich noch ungeöffnet in Goethes Haus (vgl seinen Brief an Philipp Friedrich Seidel vom 30. Dezember 1786), so daß seine Absicht, Frau von Stein schnellstmöglich eingehend zu informieren, verfehlt wurde, und er bereute (Brief vom 17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139): Warum schickt ich dir nicht das Tagebuch von jeder Station! Das fünfte und letzte »Stück« sandte Goethe am 12. Dezember aus Rom (siehe S. 318, 12–15), nachdem sich sein Vorhaben, das Tagebuch dort fortzuführen, nicht hatte verwirklichen lassen (an Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786; WA IV 8, 47): 〈…〉 hier ⟨in Rom⟩ wollt ich es fortsetzen allein es ging nicht. Auf der Reise rafft man auf was man kann, jeder Tag bringt etwas und man eilt auch darüber zu dencken und zu urtheilen. Hier kommt man in eine gar große Schule, wo Ein Tag soviel sagt und man doch von dem Tage nichts zu sagen wagt. Und nochmals an Charlotte von Stein (17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139–140): In Rom konnt ich nicht mehr ⟨Tagebuch⟩ schreiben. Es dringt zu eine grose Masse Existenz auf einen zu, man muß eine Umwandlung sein selbst geschehen laßen, man kann an seinen vorigen Ideen nicht mehr kleben bleiben, und doch nicht einzeln sagen worinn die Aufklärung besteht.

Die Intention, die in Weimar verbliebene Empfängerin des Tagebuchs fortlaufend zu informieren, verband Goethe damit, sich selbst Aufzeichnungen für spätere Verwendungszwecke zu machen. Deshalb gab er Charlotte von Stein kund (14. Oktober 1786; WA IV 8, 30–31): Anfangs gedacht ich mein Tagebuch allgemein zu schreiben, dann es an dich zu richten und das Sie zu brauchen damit es kommunikabel wäre, es ging aber nicht es ist allein für dich. Nun will ich dir einen Vorschlag thun. / Wenn du es nach und nach abschriebst, in Quart, aber gebrochne Blätter, verwandeltest das Du in Sie und liesest was dich allein angeht, oder du sonst denckst weg; so fänd ich wenn ich wiederkomme gleich ein Exemplar in das ich hinein korrigiren und das Ganze in Ordnung bringen könnte. Umfassend redigiert wurde das »Reise-Tagebuch 1786« erst zwischen Ende 1813 und 1815 für den Abdruck innerhalb der Autobiographie »Aus meinem Leben. Zweyter Abtheilung Erster Theil: Italienische Reise. Auch ich in Arkadien« (Stuttgart, Tübingen 1816; der Titel »Italiänische Reise« erst in: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd 27. Stuttgart und Tübingen 1829). Nach der Rückkehr von Italien benutzte Goethe es teilweise als Quelle für seine Artikelserie »Auszüge aus einem Reisejournal«, die 1788–1789 anonym in Wielands Zeitschrift »Der Teutsche Merkur« erschien.

Eine nach Goethes brieflichem Vorschlag angefertigte oder eine andersartige Abschrift muß zustande gekommen sein, denn er verweigerte sie Herder, der sie für seine Italienreise erbeten hatte: Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungerne aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. (Ende Juli/Anfang August 1788; WA IV 9, 8) Diese Absicht wurde wohl später noch verwirklicht, denn vom »Reise-Tagebuch 1786« ist keine Abschrift überliefert. Caroline Herder konnte es »nach 1791« lesen (HB 6, 311); ob abschriftlich oder original, läßt sich nicht ausmachen. Auch wann und wie Goethe seine Handschrift von Charlotte von Stein zurückerhalten hat, ist nicht mehr zu rekonstruieren.

Die fünf »Stücke« des Tagebuchs sind bis zum Herbst 1996 (bis zur Verfilmung für den unter D genannten Faksimiledruck) eingebunden gewesen in einem ca 3 mm dicken braun-beige marmorierten Pappeinband. In Golddruck steht auf dem Rücken des nun lose beiliegend aufbewahrten Einbandes, zwischen horizontalen Zierleisten, auf schwarzem Untergrund: »Italiänische / Reise. / 1786.« Genaues Alter des Einbandes und des Aufdrucks sind unbestimmbar. Sie scheinen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh herzurühren. Die Innenseiten des Einbandes bestehen aus leicht grauem, gröberem Papier. Auf dem Nebenblatt der vorderen Innenseite steht rechts oben mit Rötel der Vermerk: 24.


Erstes Stück:

33 Quartblätter, ca 170 × 210 mm, einschließlich des Titelblatts. Vergilbtes Schreibpapier, am rechten Rand meist etwas ungerade beschnitten. Vertikal auf Mitte gebrochen.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt nach dem Titelblatt und überspringt das folgende, unbeschriebene Blatt. Außerdem sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 23 Rs (letztes Blatt der Note a), Bl 27 (zwischen Note c und Note d), Bl 31 Rs (Schlußblatt).

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 18 (d. 9 Sept. 86 Abends. bis G; siehe S. 175,20–176,6). Ansonsten wurde zunächst nur die rechte Hälfte der gebrochenen Blätter beschrieben und die linke dann für Ergänzungen genutzt. Die Ergänzung d 6. S. (S. 169,9) wurde erst mit Bleistift geschrieben und dann mit Tinte nachgezogen.

Innerhalb des Textes auf Bl 26 Rs Zeichnung: Fig 1 und 2, 80 × 50 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 180; Corpus V B, Nr 50).


Zweytes Stück:

35 Quartblätter, einschließlich des Titelblatts. Papier, Format und Brechung wie im »ersten Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt auf dem Titel und dann neu auf dem Blatt mit dem Eintrag Trent d. 10 Sept. (S. 187). Dieses Blatt, wie auch das folgende, trägt zweifache Paginierung: 1 und 5 bzw. 2 und 6. Unpaginiert sind das Schlußblatt und je ein unbeschriebenes Blatt vor Bl 21 (vor Note a; S. 200) und vor Bl 24 (vor Note d; S. 202). Letzteres ist zudem am oberen Rand unaufgeschnitten.

Ferner sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 2 Rs (Vs: Übersicht der Stationen) und Bl 3–4 der ersten Zähleinheit.

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 26, Verzeichniß der Gebirgsarten (S. 204). Ansonsten überwiegend nur rechtsseitig beschrieben, in der linken Hälfte gelegentliche Ergänzungen. Bl 15 Vs Ergänzung mit Bleistift: unter dem 45 Gr. 50 Min (S. 196,25).

Innerhalb des Textes, auf der linken Hälfte von Bl 3 Rs (der zweiten Zähleinheit) stark verblaßte Zeichnung mit Bleistift (ca 100 × 75 mm; Faksimile auf S. 189; Corpus VI A, Nr 273, dazu der Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«; auch in WA III 1 nicht abgebildet), zur Veranschaulichung des Satzes (S. 188,14–16): Uber lange niedrige Lauben sind die Stöcke gezogen und die blauen Trauben hängen gar zierlich und reich von der Decke herunter.


Drittes Stück:

53 paginierte Kleinquartblätter und unpaginiertes Titelblatt; geripptes Papier, auf voller Breite beschrieben, nur schmaler linksseitiger Rand. Format bis Bl 29: ca 153 × 215 mm; ab Bl 30: ca 142 × 207 mm.

Die Paginierung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, springt von 15 auf 17. Das unpaginierte Bl 16 (150 × 217 mm) mit der inkorrekten, nicht eigenhändigen Bleistiftaufschrift »gehört zu pag 66 Rückseite« und mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (S. 220) »fand sich, nebst einem ⟨mittels Bleistift ausgeführten⟩ Entwurf auf grauem Packpapier ⟨ca 210 × 270 mm⟩, lose in einem kleinen dies Thema umfassenden Convolut vor« (WA III 1, 366). Der mit Zirkel und Tinte gezogene Vergleichungs Kreis hat einen Durchmesser von 49 mm, der handgezeichnete unregelmäßige Entwurfskreis von ca 85 mm. Die Stundenangaben im Kreis und die darüber bzw darunter stehenden Worte Mittag und Mitternacht sind mit Bleistift eingetragen. Der Entwurf ist stark vergilbt und liegt zusammen mit Bl 16 der Handschrift zum »Reise-Tagebuch 1786« am Ende gesondert bei.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 15 Rs (nach: Ein Caligula pp. ⟨S. 219,15⟩), Bl 20 Rs (nach: und wird in der Zukunft dienen. ⟨S. 225,4–5⟩), Bl 21 Rs (nach Nr 35 im Verzeichniß der mitgenommen Steine. ⟨S. 225,19⟩) und am Ende Bll 47 Rs bis 53.

Auf Bl 17 Vs mit Bleistift die Ergänzung in der ietzigen Jahrszeit (S. 221,25).

Innerhalb des Textes auf Bl 33 Vs Zeichnung, 35 × 37 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 233; Corpus VI A, Nr 118).


Viertes Stück:

61 Kleinquartblätter, ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift vorgenommen, beginnt nach dem Titelblatt und befindet sich bis Bl 54 rechts oben, dann links unten.

Leer sind Titelblatt Rs, ein unpaginiertes Blatt nach Bl 8 (nach: Schon die drey Tage die ich hier bin; S. 254,11) und Bll 55 Rs, 56 Rs und 57 Rs bis 59. Mit Bleistift ergänzt auf Bl 31 Vs (S. 271,3): (Erygnium maritimum.)

Zeichnungen innerhalb und am Ende des Textes:

Bl 6 Rs (S. 252): Säulen der Kolonnaden des Dogenpalastes in Venedig, 22 × 40 mm, Feder mit schwarzer Tinte; Corpus VI A, Nr 136.

Bl 23 Rs (S. 262): Gebälk vom Tempel des Antoninus und der Faustina in Rom, ca 165 × 143 mm, durchkopierte Umrißzeichnung nach Palladio (siehe Erläuterung 263,7–8) mit Bleistift, stark verblichen; Corpus VI A, Nr 132 (mit dem Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«); auch in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 55 Vs (S. 287): Avocato Reccaini. Ca 210 × 143 mm, Bleistift und Feder mit Tusche und Bister; mit Tinte betitelt, mit Bleistift der Zusatz ad pag. 15. (= S. 258,20–24); Corpus VI A, Nr 119; in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 56 Vs (S. 288): Profil der Mauern bey Palestrina. 60 × 143 mm, gezeichnet und betitelt mit Feder und Bister; mit Bleistift der Zusatz ad pag. 43. (= S. 278,33–279,4); Corpus VI A, Nr 137; in WA III 1 nicht abgebildet.


Fünftes Stück:

36 Kleinquartblätter, einschließlich des Titelblatts, bis Bl 26 ca 146 × 214 mm, ab Bl 27 ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«. Paginierung mit Bleistift und jeweils Vs links unten.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 2 (gleich auf das Titelblatt folgend), Bl 34 Rs (nach dem letzten Tgb-Eintrag), Bl 35 Rs (nach Gesteinsverzeichnis) und Bl 36.

Auf Bl 16 Vs mit Bleistift erg 8 und NB auch findet sich reiner Gypsspat 9 (S. 303,11). Außerdem im gesamten »Stück« zahlreiche Korrekturen mit Bleistift.


Notizen und Entwürfe zu H:

Auswahlweise mitgeteilt innerhalb der Paralipomena zu IR 1 in WA I 30, 297–300. Zu ihnen gehört auch der unter »Drittes Stück« angeführte Entwurf zum (S. 220 abgebildeten) Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr.


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 208–213 und 219 (zitathafte Auszüge)

SchrGG, Bd 2: Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg von Erich Schmidt. Weimar 1886. S. 9–214 (vollständiger Erstdruck, aber ohne die zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörigen separaten Zeichnungen)

WA III 1, 143–331, udT: Tagebuch der Italiänischen Reise für Frau von Stein. (ohne die dazugehörigen Gesteinsverzeichnisse und separaten Zeichnungen)

Johann Wolfgang Goethe: Reise-Tagebuch 1786 (Italienische Reise). Bd 1–2. Hrsg von Konrad Scheurmann und Jochen Golz mit Transkription von Wolfgang Albrecht. Mainz 1997 (Faksimiledruck von H ohne die separaten Zeichnungen und ein Beiheft, lose beiliegend das Blatt mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr und der Entwurf dazu)



Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen


Einen Teil der Zeichnungen, die auf der Reise nach Rom entstanden, numerierte Goethe und sandte sie zusammen mit dem »Reise-Tagebuch«, worin sie – meist mit Nummernangabe – erwähnt sind, an Charlotte von Stein. 1788, nach der Heimkehr, vereinigte er die Hauptmasse der in Italien angefertigten Zeichnungen zu einem gehefteten Sammelband (beschrieben von George von Graevenitz in: GJb 1911, S. 12–18), zu dessen erster Abteilung die nachfolgend aufgelisteten Zeichnungen gehört haben. Dieser Sammelband ist dann, zwischen den beiden Weltkriegen, im Zuge von Neuordnungen des Goethe-Nachlasses aufgelöst worden.

Der nachstehenden Abfolge entsprechend finden sich die Zeichnungen, als Abbildung 1–15, nach S. 321 des Textbandes.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Beschriftungen eigenhändig mit Bleistift.


No 1 Posthaus Zwota

MSWK: InvNr 145. Corpus II, Nr 1.

174 × 305 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift, Kohle. Beschriftung Rs.


No 2 Donau

MSWK: InvNr 146. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Donau bei Regensburg.

186 × 316 mm, weißes Papier. Bleistift (gelöscht), Feder mit Tusche.


No. 2b Donau

MSWK: InvNr 146 Rs. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Kalkfelsen bei Saal a. d. Donau.

Auf No. 2 Rs. Bleistift.


3. Cochl

MSWK: InvNr 147. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer.

186 × 307 mm, weißes Papier, stark vergilbt. Bleistift.


No 3b gegen den Cochl. See

MSWK: InvNr 147 Rs. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer von entfernterem Standpunkt.

Auf No 3 Rs. Bleistift.


No 4 Am Walch See

MSWK: InvNr 148. Corpus II, Nr 9; dort betitelt: Walchensee-Ufer.

174 × 308 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


No. 5 Cirl

MSWK: InvNr 149. Corpus II, Nr 10; dort betitelt: Vom Gebirge umschlossenes Tal bei Zirl.

174 × 309 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


Brenner

MSWK: InvNr 150. Corpus II, Nr 11; dort betitelt: Gegen den Brenner. (Es ist aber nur noch der Name zu erkennen.)

186 × 305 mm, braunes Papier. Bleistift, Kohle. Beschriftung Vs (Titel) und RS: 6.


Brenner

MSWK: InvNr 152 Rs. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Brennerpaß.

188 × 306 mm, stark vergilbtes, einst weißes Papier. Bleistift. Bei der Beschriftung noch eine unleserliche Zahlenangabe.


Roveredo

MSWK: InvNr 151. Corpus II, Nr 13; dort betitelt: Rovereto a. d. Etsch.

186 × 315 mm, weißes Papier. Bleistift, Feder mit Tusche, Tuschlavierung. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 7. (Rs findet sich ferner die kaum noch erkennbare Skizze einer mehrjochigen Brücke.)


Hafen von Torbole

MSWK: InvNr 156. Corpus II, Nr 15; dort betitelt: Hafen Torbole am Gardasee.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 8.


Lago di Garda

MSWK: InvNr 153. Corpus II, Nr 14; dort betitelt: Gardasee, vom Hafen Torbole gesehen.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 9.


L. d. G.

MSWK: InvNr 152. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Gardasee mit Riva, Monte Brione und Torbole.

188 × 306 mm, weißes Papier mit braunen Farbflecken. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 10.


Castel di Malsesine al Lago di Garda

MSWK: InvNr 154. Corpus II, Nr 16; dort betitelt: Castell Malcesine am Gardasee.

186 × 309 mm, ursprünglich weißes, vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 11.


Venedig

MSWK: InvNr 155. Corpus II, Nr 22; mit gleichem Titel.

187 × 314 mm, graubraunes Papier mit Stockflecken. Bleistift, schwarze Kreide. Beschriftung Rs. Laut WA III 1, 364 muß früher noch die Bezifferung erkennbar gewesen sein: 12.

Chaischen] Eingedeutscher Diminutiv zu Chaise: Kutsche.

Sediola] Stühlchen; sediuolo: einsitziger Wagen auf zwei Rädern.

vierthalb] Dreieinhalb.

Vetturin] Vetturino: Lohnkutscher.

Plaine] Ebene.

Gebirge von Este] Die südwestlich von Padua gelegenen Colli Euganei (Euganeische Hügel, benannt nach einem vor der Zeitenwende dort siedelnden Volksstamm), an deren Südseite sich die Kleinstadt Este befindet.

Volckmannen folgen] Siehe im Anhang dieses Bandes, wo das Kapitel zu Padua vollständig abgedruckt ist.

Ital. Meilen] Als Richtwert galt im 18. Jh: vier italienische Meilen entsprechen einer durchschnittlichen deutschen, das heißt etwa 7500 m. Vgl auch Volkmann, Bd 1, S. 443–444 (im Anhang dieses Bandes).

warme Bäder] In Richtung Padua: Battaglia (mit dem nahe gelegenen Flecken Arqua Petrarca, dem Sterbeort des Dichters), Montegrotto und Abano, letzteres von Volkmann (Bd 3, S. 667–668) kurz beschrieben.

Observatorio] Sternwarte der Universität Padua, der Wirkungsstätte Galileis, über den auch Volkmann schweigt.

die Vicentinischen Vulkanischen Berge] Venezianische Alpen.

Tubus] Größeres feststehendes Fernrohr.

welche mitgenommen] Siehe S. 289: Fortgesetztes Verzeichniß der Steine. Nr. 36.

Marie von Giotto] Das im Dom befindliche Altarbildnis Marias bzw die Halbfigur der Madonna dei Ciechi wird Stefano dall’Arzere (16. Jh) zugeschrieben. Die von Volkmann (Bd 3, S. 651–652) weder namentlich erwähnte noch besonders hervorgehobene Capella dell’Arena (Capella degli Scrovegni) mit den 1303–1305 entstandenen Fresken Giottos hat Goethe übergangen oder nicht wahrgenommen und auch im Tgb 23. Mai 1790 nur mit einem Stichwort notiert, wobei er die Fresken irrtümlich Mantegna zuschreibt.

Sakristey] Entworfen von Michelangelo; enthält eine Gemäldesammlung.

barbarischen Gebäude] Goethes Urteil dürfte sich auf den gotischen Stil der Bauzeit (1232–1307) ebenso wie auf die von Volkmann (Bd 3, S. 643–647) ausführlich beschriebene Innengestaltung beziehen.

Die Büste] Von Danese Cattaneo; das Grabmal des Kardinals Bembo stammt von Michele Sanmicheli.

Grabmal des Porto in Vicenz] Im Tempio di San Lorenzo, der berühmtesten frühgotischen Kirche (1280) von Vicenza.

p. 677] Volkmann, Bd 3.

Petri bis desideretur] »Das Bildnis des Kardinals Petrus Bembus / ließ Hieronymus Guirinus, Sohn des Ismenus, / öffentlich aufstellen, / damit der, dessen Geistes- / Werke unvergänglich sind, / auch körperlich dem Gedächtnis / der Nachwelt nicht entschwinde.«

nicht gern in der Bibel las] Laut Volkmann, Bd 3, S. 647, Fußnote.

Minerva-Geweihten] Anspielung darauf, daß Elena Cornaro sich der Göttin der Weisheit verpflichtete und ein Keuschheitsgelübde ablegte; nach Volkmann, Bd 3, S. 647, Fußnote.

Der Gedancke ist neu] Eingeschränkt in IR 1: Der Gedanke ist glücklich, wenn auch nicht groß (WA I 30, 92).

Scuola del Santo] Scuola di Sant’Antonio (Bruderschaft des heiligen Antonius), ein 1430 neben der Kirche Sant’Antonio errichtetes Gebetshaus der Bruderschaft.

Bilder von Titian] Drei Fresken mit Wundertaten des heiligen Antonius: Das Zeugnis des neugeborenen Kindes, Die Heilung des jähzornigen Jünglings, Der eifersüchtige Ehemann.

Von der bis erhohlt hat] In IR 1 heißt es gelegentlich der Fresken Tizians (siehe die vorige Erläuterung) prononcierter, daß schon der große Fortschritt merklich ist, den über den Alpen niemand für sich gethan hat (WA I 30, 91).

Heil Justina von Paul Ver.] In der von Volkmann (siehe Anhang dieses Bandes, S. 774) hochgerühmten Kirche Santa Giustina aus dem 5. oder 6. Jh, die zweimal, zu Anfang des 12. und des 16. Jh, neu aufgebaut wurde und mit ihren acht Kuppeln aus der Altstadt Paduas dominierend hervorragt. Umstritten ist, ob das Bild von Veronese selbst oder aus seiner Werkstatt stammt.

schon in Vicenz bemerkte] Anscheinend bei der Tgb 25. September (S. 237,7–10) erwähnten »Anbetung der heiligen drei Könige«.

das übrige sagt Volckmann] Siehe Anhang dieses Bandes, S. 774.

Ein schön Bild] Ergänzend zu Volkmann genannt.

Prato della valle] Der Platz vor Santa Giustina, 1775/76 neu gestaltet; Namensbedeutung: Talwiese.

berühmten Männern] Professoren, Absolventen und Gästen der Universität Padua; siehe S. 243, 1–10.

Die Messe] Laut Volkmann ein jeweils am 12. Juni gehaltener Jahrmarkt.

Abnehmung vom Kreuz] In der Kirche des theologischen Seminars.

Salone] Der riesige Gerichtssaal (nicht Audienzsaal; IR 1 WA I 30, 92) im Rathaus (Palazzo della Ragione, 13. Jh) von Padua; seine Ausmaße: 87 m lang, 27 m breit und 24 m hoch (nach Th.⟨eodor⟩ Gsell Fels: Ober-Italien und die Riviera. 5. Aufl. Leipzig und Wien 1892, Sp 436).

il Bo] Der Stier; Spitzname für das Hauptgebäude (1492) der Universität, nach einem dortigen Gasthaus.

Schul-Enge] In IR 1 (WA I 30, 89) noch stärker der Würde des Gebäudes kontrastiert.

das Anatomische Theater] Anatomischer Hörsaal in Form eines Amphitheaters; der älteste dieser Art.

Der Botanische Garten] Einer der ältesten in Europa; genauer beschrieben von Volkmann, Bd 3, S. 660–661.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 26.9.1786 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1113.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 238–242 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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