Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1102
⟨9.–14. September 1786⟩, Samstag─Donnerstag

Note a.

Witterung

Diesen Punckt behandle ich so ausführlich weil ich eben glaube in der Gegend zu seyn, 1 von der unser trauriges nördliches 2 Schicksal abhängt. Wie ich schon im vorigen Stück gesagt habe. Ja es giebt mich nun nicht so sehr wunder, 3 daß wir so schlimme Sommer haben, 4 vielmehr weis ich nicht wie wir gute haben können.

Die Nacht vom 9. auf den 10ten war abwechselnd helle und bedeckt, der Mond behielt immer einen Schein um sich. Morgens gegen 5 Uhr der ganze Himmel bedeckt mit 5 grauen nicht schwer hängenden Wolken.

Die obere Luft war noch immer elastisch genug. wie der Tag wuchs, 6 theilten sich die Wolcken, nach meiner Theorie: 7 sie wurden aufgezehrt und ie tiefer ich hinab kam desto schöner war das Wetter.

Wie nun gar in Botzen der grose Stock der Gebirge mitternachtlich blieb, 8 ward die Luft immer reiner. Zwar muß ich 9 das genauer ausdrücken.

Die Luft wie man an den verschiednen Landschafftsgründen sah war Voller Dünste, 10 aber die 11 Athmosphäre elastisch genug sie zu tragen.

Wie ich weiter hinab kam konnt ich deutlich sehn daß alle Dünste aus dem Botzner thal und alle Wolcken, 12 die von den Bergen die noch mittägiger liegen, 13 aufstiegen nach dem Gebirge zu zögen und es nicht verdeckten aber in eine Art von Höherauch einhüllten. Ja ich habe in der weitsten Ferne über dem Gebürge eine Wasser galle |: den einen, 14 undeutlichen Fus eines Regenbogens :| gesehen.

Aus allem diesem schliese ich ihr werdet ietzt gemischte doch mehr gut als böse Tage haben, denn obgleich die Athmosphäre wie ich offt wiederhohle 15 elastisch genug zu seyn scheint; so 16 muß doch immer soviel 17 von den Dünsten nach Norden kommen, 18 was dort nicht gleich aufgelöst und in einer niedrern Athmosphäre schwebend als Regen herunter fallen muß. Von Botzen südwärts haben sie den ganzen Sommer das schönste Wetter gehabt. Von Zeit zu Zeit ein wenig Wasser |: Aqua :||: statt gelindem Regen :| und dann wieder Sonnenschein, selbst gestern fielen von Zeit zu Zeit einige Tropfen, und die Sonne schien immer dazu.

Eben sagt mir die Wirthstochter: sie hätten lange kein so gutes Jahr gehabt, es gerathe alles. Und ich glaube eben weil wir so ein übles gehabt haben. 19


Note d

Gebirge und Berg arten.

S. Färbers Reise nach Italien. p. 397. Haquet Reise durch die pp. Alpen. 20

Eine viertelstunde vom Brenner ist ein Marmor bruch es war schon dämmrich. Er mag und muß wie der von 21 mir schon bemerckte Kalckstein der andern Seite auf dem Glimmer schiefer aufliegen. Wahrscheinlich folgt nun immer Glimmer schiefer mit Kalck an der Seite. |: abwechselnd mögt ich nicht sagen :| Farber nennt ihn Hornschiefer doch war damals die Terminologie der Gebirgsarten viel unbestimmter wie jetzt. 22 Siehe seine Klagen. pag. 400 sqq . 23

Bey Colman als es Tag ward fand ich Glimm Schiefer, auch in dem Fluße sah ich keinen Kalck |: es ist möglich daß ich ihn übersehen habe auch, zerreibt er sich leichter, vielleicht ist auch dessen nur wenig :| Unter Kolman gingen die Porphyre an deren ich eine Sammlung mit bringe und sie also nicht beschreibe. Die 24 Felsen waren so prächtig und am Weege die Haufen so apetitlich zerschlagen, daß man gleich hätte Voigtische Cabinetchen daraus bilden und verpacken können. Auch kann ich ohne Beschwerde von jedem Gestein ein Stück mitnehmen, 25 wenn ich nur mein Auge und meine Begierde an ein kleineres Maas gewöhnen kann.

Bald unter Kolmann fand sich auch ein Porphyr Fels der sich in sehr regelmäsige Platten spaltete.

Vor Botzen 26 ein Porphyr mit grünen Speckstein Flecken und einer Speckstein Ablosung.

Unter Botzen Porphyre, endlich zwischen Brandsol und Neumarck der Porphyr 27 der sich auch in regelmäsige Platten und wenn man will, 28 in Säulen spaltet, 29 die eine Parallepipedische Base haben.

Färber hielt sie für Vulkanische 30 Produckte, das war aber vor 14 Jahren, wo die ganze Wissenschafft viel neuer war. Hacket macht sich deshalb über ihn her. 31


Verzeichniß der Gebirgsarten

die ich aufgepackt habe.

1. Gewöhnlicher grauer 32 Kalckstein vor und um Inspruck.

2. Gneis von den Weege steinen gegen den Brenner.

3. Gneisart eben daher.

4. Dieselbe mit sichtbarerem Feldspat. anstehend beym See. 33

5. Glimmerschiefer mit Quarz und isabell farbenem Kalckspat.

6. 34 Derselbe mit Kalk

7. Kalck wie er auf dem Glimmerschiefer aufliegt.

8. Derselbe an der Ablosung gehort der Nummer nach voraus.

9. Glimmer Schiefer auf dem Kalck.

10. Schiefriger Kalckstein aus der Gegend.

11. Marmor unter dem Brenner nach Sterzingen zu.

12 Granit von der Chaussee unter Kolman

13 Gneis art eben daher.

14–18 Porphyrarten eben daher.

19 eine Porphyrart die sich regelmäsig spaltet.

20 Porphyr mit grünen Talck oder Specksteinflecken vor Botzen.

21. Porphyr dessen Farber erwähnt unter Brandsol.

22 Kalckstein weiter hinabwärts.

23. 35 Basalt als Kiesel auf dem Wege von Roveredo nach Torbole.

24. Granit Geschiebe aus dem Lago di Garda.


Note e.

Menschen.

Sobald nur der Tag aufging vom Brenner herunter bemerckte ich eine sonderbare Veränderung der Gestalt.

besonders die Weiber hatten eine bräunlich bleiche Farbe, elende Gesichtszüge und die Kinder eben so und erbärmlich anzusehn. Die Männer waren ein wenig besser, die Bildung übrigens regelmäsig und gut ich suchte die Ursache und glaubte sie im Gebrauch des 36 Mays und des 37 Haiden 38 zu finden. In diesen Gedanken bin ich immer mehr bestärckt geworden. Der Mays den sie auch gelbe 39 Blende nennen, weil seine Körner gelb sind, und die schwarze Blende werden gemahlen, das Meel in Wasser gekocht daß es ein dicker Brey wird und so gegessen. Die Deutschen das heist die überm Berge rupfen 40 den Teig wieder auseinander und braten ihn in Butter auf; aber der Wälsche, 41 Tyroler isst 42 ihn so weg, manchmal Käse drauf gerieben und das ganze Jahr kein Fleisch, nothwendig muß das alle Gefäsen verkleben und verstopfen besonders bey Kindern und Frauen und die ganz kachecktische Farbe kommt daher. 43 Ich fragte ob es nicht auch reiche Bauern gebe? – Ja freylich – – Thun sie sich nichts zu gute? 44 essen sie nicht besser? – Nein, sie sie 45 sind es einmal gewohnt. – 46 Wo kommen 47 sie denn mit 48 ihrem Gelde hin? Was machen sie sonst für Aufwand? 49 – O die haben schon ihre Herren die es ihnen wieder abnehmen! –

Das war die Summe des Gesprächs mit meiner Wirthstochter einem recht guten Geschöpfe.

Sonst essen sie auch noch Früchte und grüne Bohnen die sie in Wasser absieden und mit Knoblauch und Oel anmachen.

Die Leute die mir aus der Stadt begegneten sahen wohler aus und hübsche volle Mädgen Gesichter, auf dem Lande und in kleinen Städten fehlte es auch nicht ganz, doch machten sie eine Ausnahme.

Wenn es viel Wein giebt kaufen die Städter und andre Verleger den Bauern den Wein um ein Spottgeld ab und handlen damit pp

Pauper ubique jacet .

Und der Unterbesitzer liegt überall unten. Ich habe in Trent die Leute genau angesehn sie sehn durchaus besser aus als auf dem Lande. Die Frauen sind meist für ihre Stärcke und die gröse der Köpfe etwas zu klein aber mit unter recht hübsche entgegenkommende Gesichter. Die Mannsgesichter kennen wir, doch sehn sie hier weniger frisch aus als die Weiber wahrscheinlich weil die Weiber mehr korperliche Arbeit, mehr bewegung haben, die Männer mehr als Handelsleute oder Handwercker sitzen. Am Lago di Garda fand ich die Leute sehr braun und ohne einen röthlichen Schein von Farbe; aber doch nicht ungesund aussehend sondern ganz frisch und behäglich. 50

  1. Komma erg  ↑
  2. nordliches > nördliches  ↑
  3. Komma erg  ↑
  4. Komma erg  ↑
  5. mich → mit  ↑
  6. Komma nach wuchs erg  ↑
  7. Doppelpunkt erg  ↑
  8. Komma erg  ↑
  9. ich erg  ↑
  10. Komma erg  ↑
  11. vor die get die  ↑
  12. Kommata erg  ↑
  13. Kommata erg  ↑
  14. Kommata erg  ↑
  15. wiederhohl > wiederhohle  ↑
  16. m → so  ↑
  17. etwas > soviel  ↑
  18. Komma erg  ↑
  19. danach Rest des Blattes, ca zwei Drittel, und die folgenden drei Blätter unbeschrieben  ↑
  20. erg  ↑
  21. geg → von  ↑
  22. jezt > jetzt  ↑
  23. Farber bis sqq. erg  ↑
  24. beschreibe, die > beschreibe. Die  ↑
  25. Komma erg  ↑
  26. Colma → Botzen  ↑
  27. die Porphyr > der Porphyr  ↑
  28. Kommata erg  ↑
  29. Kommata erg  ↑
  30. zwischen für und Vulkanische get Vul  ↑
  31. danach Rest des Blattes, ca fünf Sechstel, unbeschrieben  ↑
  32. Gewöhnliche graue > Gewöhnlicher grauer  ↑
  33. ab erstem Punkt erg  ↑
  34. 6 > 6.  ↑
  35. ab 23. erg; danach Rest des Blattes, ca drei Zeilen, unbeschrieben  ↑
  36. h → des  ↑
  37. h → des  ↑
  38. und des Haiden erg, am Ende der Ergänzung get zu  ↑
  39. glbe > gelbe  ↑
  40. machen → rupfen  ↑
  41. Italianische > Wälsche,  ↑
  42. ists → isst  ↑
  43. Punkt erg  ↑
  44. gute, > gute?  ↑
  45. gedoppeltes sie wohl durch Zeilenumbruch bedingt  ↑
  46. Thun bis gewohnt – erg  ↑
  47. nach kommen erg sie  ↑
  48. die → mit  ↑
  49. aufwand > Aufwand  ↑
  50. danach der Rest, die größere Hälfte des Blattes unbeschrieben

     ↑

H: GSA 27/9


Das Tagebuch ist durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben, mit unterschiedlich kräftiger schwarzer und blasserer, bräunlicher Tinte. Es besteht aus fünf »Stücken«, vergilbten Quartblättern von leicht differierender Größe: ca 142–170 × 207–215 mm.

Jedes »Stück« ist foliiert. Lose am Ende beiliegend zwei Blätter: der zum »Dritten Stück« gehörende Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (siehe S. 220) und ein Entwurf dazu.

Nicht enthalten sind bei den fünf »Stücken« die Zeichnungen, die Goethe auf Extrablättern anfertigte und teilweise im Tagebuch, anfangs mit Nummern versehen, angab; siehe den Abschnitt: Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen (S. 568–569).

Wie alle Freunde Goethes war zwar auch Charlotte von Stein über sein Reisevorhaben uninformiert geblieben, aber ihr allein wandte er sich im »Reise-Tagebuch« zu, das er ihr ausdrücklich widmete (siehe S. 175, 23) und am 18. September 1786 erstmals brieflich ankündigte (WA IV 8, 23): Ich habe ein treues Tagbuch geführt und das Vornehmste was ich gesehn was ich gedacht aufgeschrieben und nach meiner Rechnung kannst du es in der Mitte Oktbr. haben. 〈…〉 Sag aber niemanden etwas von dem was du erhältst. Es ist vorerst ganz allein für dich. Der geschätzte Empfangstermin deutet darauf hin, daß Goethe zunächst »Stück« 1 und 2 des Tagebuchs übersenden wollte. Dann scheint er sich anders besonnen und es erst aus Venedig, ergänzt um »Stück« 3 und 4, abgeschickt zu haben (siehe Tgb 13. Oktober; S. 286, 8–10). Am 14. Oktober 1786 beauftragte er seinen Diener Philipp Friedrich Seidel brieflich (WA IV 8, 36): Sage der Frau von Stein: das versprochene Tagebuch würde später kommen, weil es nicht mit der Post, sondern mit Fuhrleuten ginge. Diese Sendung aus Venedig stand jedoch am Jahresende versehentlich noch ungeöffnet in Goethes Haus (vgl seinen Brief an Philipp Friedrich Seidel vom 30. Dezember 1786), so daß seine Absicht, Frau von Stein schnellstmöglich eingehend zu informieren, verfehlt wurde, und er bereute (Brief vom 17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139): Warum schickt ich dir nicht das Tagebuch von jeder Station! Das fünfte und letzte »Stück« sandte Goethe am 12. Dezember aus Rom (siehe S. 318, 12–15), nachdem sich sein Vorhaben, das Tagebuch dort fortzuführen, nicht hatte verwirklichen lassen (an Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786; WA IV 8, 47): 〈…〉 hier ⟨in Rom⟩ wollt ich es fortsetzen allein es ging nicht. Auf der Reise rafft man auf was man kann, jeder Tag bringt etwas und man eilt auch darüber zu dencken und zu urtheilen. Hier kommt man in eine gar große Schule, wo Ein Tag soviel sagt und man doch von dem Tage nichts zu sagen wagt. Und nochmals an Charlotte von Stein (17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139–140): In Rom konnt ich nicht mehr ⟨Tagebuch⟩ schreiben. Es dringt zu eine grose Masse Existenz auf einen zu, man muß eine Umwandlung sein selbst geschehen laßen, man kann an seinen vorigen Ideen nicht mehr kleben bleiben, und doch nicht einzeln sagen worinn die Aufklärung besteht.

Die Intention, die in Weimar verbliebene Empfängerin des Tagebuchs fortlaufend zu informieren, verband Goethe damit, sich selbst Aufzeichnungen für spätere Verwendungszwecke zu machen. Deshalb gab er Charlotte von Stein kund (14. Oktober 1786; WA IV 8, 30–31): Anfangs gedacht ich mein Tagebuch allgemein zu schreiben, dann es an dich zu richten und das Sie zu brauchen damit es kommunikabel wäre, es ging aber nicht es ist allein für dich. Nun will ich dir einen Vorschlag thun. / Wenn du es nach und nach abschriebst, in Quart, aber gebrochne Blätter, verwandeltest das Du in Sie und liesest was dich allein angeht, oder du sonst denckst weg; so fänd ich wenn ich wiederkomme gleich ein Exemplar in das ich hinein korrigiren und das Ganze in Ordnung bringen könnte. Umfassend redigiert wurde das »Reise-Tagebuch 1786« erst zwischen Ende 1813 und 1815 für den Abdruck innerhalb der Autobiographie »Aus meinem Leben. Zweyter Abtheilung Erster Theil: Italienische Reise. Auch ich in Arkadien« (Stuttgart, Tübingen 1816; der Titel »Italiänische Reise« erst in: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd 27. Stuttgart und Tübingen 1829). Nach der Rückkehr von Italien benutzte Goethe es teilweise als Quelle für seine Artikelserie »Auszüge aus einem Reisejournal«, die 1788–1789 anonym in Wielands Zeitschrift »Der Teutsche Merkur« erschien.

Eine nach Goethes brieflichem Vorschlag angefertigte oder eine andersartige Abschrift muß zustande gekommen sein, denn er verweigerte sie Herder, der sie für seine Italienreise erbeten hatte: Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungerne aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. (Ende Juli/Anfang August 1788; WA IV 9, 8) Diese Absicht wurde wohl später noch verwirklicht, denn vom »Reise-Tagebuch 1786« ist keine Abschrift überliefert. Caroline Herder konnte es »nach 1791« lesen (HB 6, 311); ob abschriftlich oder original, läßt sich nicht ausmachen. Auch wann und wie Goethe seine Handschrift von Charlotte von Stein zurückerhalten hat, ist nicht mehr zu rekonstruieren.

Die fünf »Stücke« des Tagebuchs sind bis zum Herbst 1996 (bis zur Verfilmung für den unter D genannten Faksimiledruck) eingebunden gewesen in einem ca 3 mm dicken braun-beige marmorierten Pappeinband. In Golddruck steht auf dem Rücken des nun lose beiliegend aufbewahrten Einbandes, zwischen horizontalen Zierleisten, auf schwarzem Untergrund: »Italiänische / Reise. / 1786.« Genaues Alter des Einbandes und des Aufdrucks sind unbestimmbar. Sie scheinen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh herzurühren. Die Innenseiten des Einbandes bestehen aus leicht grauem, gröberem Papier. Auf dem Nebenblatt der vorderen Innenseite steht rechts oben mit Rötel der Vermerk: 24.


Erstes Stück:

33 Quartblätter, ca 170 × 210 mm, einschließlich des Titelblatts. Vergilbtes Schreibpapier, am rechten Rand meist etwas ungerade beschnitten. Vertikal auf Mitte gebrochen.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt nach dem Titelblatt und überspringt das folgende, unbeschriebene Blatt. Außerdem sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 23 Rs (letztes Blatt der Note a), Bl 27 (zwischen Note c und Note d), Bl 31 Rs (Schlußblatt).

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 18 (d. 9 Sept. 86 Abends. bis G; siehe S. 175,20–176,6). Ansonsten wurde zunächst nur die rechte Hälfte der gebrochenen Blätter beschrieben und die linke dann für Ergänzungen genutzt. Die Ergänzung d 6. S. (S. 169,9) wurde erst mit Bleistift geschrieben und dann mit Tinte nachgezogen.

Innerhalb des Textes auf Bl 26 Rs Zeichnung: Fig 1 und 2, 80 × 50 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 180; Corpus V B, Nr 50).


Zweytes Stück:

35 Quartblätter, einschließlich des Titelblatts. Papier, Format und Brechung wie im »ersten Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt auf dem Titel und dann neu auf dem Blatt mit dem Eintrag Trent d. 10 Sept. (S. 187). Dieses Blatt, wie auch das folgende, trägt zweifache Paginierung: 1 und 5 bzw. 2 und 6. Unpaginiert sind das Schlußblatt und je ein unbeschriebenes Blatt vor Bl 21 (vor Note a; S. 200) und vor Bl 24 (vor Note d; S. 202). Letzteres ist zudem am oberen Rand unaufgeschnitten.

Ferner sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 2 Rs (Vs: Übersicht der Stationen) und Bl 3–4 der ersten Zähleinheit.

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 26, Verzeichniß der Gebirgsarten (S. 204). Ansonsten überwiegend nur rechtsseitig beschrieben, in der linken Hälfte gelegentliche Ergänzungen. Bl 15 Vs Ergänzung mit Bleistift: unter dem 45 Gr. 50 Min (S. 196,25).

Innerhalb des Textes, auf der linken Hälfte von Bl 3 Rs (der zweiten Zähleinheit) stark verblaßte Zeichnung mit Bleistift (ca 100 × 75 mm; Faksimile auf S. 189; Corpus VI A, Nr 273, dazu der Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«; auch in WA III 1 nicht abgebildet), zur Veranschaulichung des Satzes (S. 188,14–16): Uber lange niedrige Lauben sind die Stöcke gezogen und die blauen Trauben hängen gar zierlich und reich von der Decke herunter.


Drittes Stück:

53 paginierte Kleinquartblätter und unpaginiertes Titelblatt; geripptes Papier, auf voller Breite beschrieben, nur schmaler linksseitiger Rand. Format bis Bl 29: ca 153 × 215 mm; ab Bl 30: ca 142 × 207 mm.

Die Paginierung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, springt von 15 auf 17. Das unpaginierte Bl 16 (150 × 217 mm) mit der inkorrekten, nicht eigenhändigen Bleistiftaufschrift »gehört zu pag 66 Rückseite« und mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (S. 220) »fand sich, nebst einem ⟨mittels Bleistift ausgeführten⟩ Entwurf auf grauem Packpapier ⟨ca 210 × 270 mm⟩, lose in einem kleinen dies Thema umfassenden Convolut vor« (WA III 1, 366). Der mit Zirkel und Tinte gezogene Vergleichungs Kreis hat einen Durchmesser von 49 mm, der handgezeichnete unregelmäßige Entwurfskreis von ca 85 mm. Die Stundenangaben im Kreis und die darüber bzw darunter stehenden Worte Mittag und Mitternacht sind mit Bleistift eingetragen. Der Entwurf ist stark vergilbt und liegt zusammen mit Bl 16 der Handschrift zum »Reise-Tagebuch 1786« am Ende gesondert bei.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 15 Rs (nach: Ein Caligula pp. ⟨S. 219,15⟩), Bl 20 Rs (nach: und wird in der Zukunft dienen. ⟨S. 225,4–5⟩), Bl 21 Rs (nach Nr 35 im Verzeichniß der mitgenommen Steine. ⟨S. 225,19⟩) und am Ende Bll 47 Rs bis 53.

Auf Bl 17 Vs mit Bleistift die Ergänzung in der ietzigen Jahrszeit (S. 221,25).

Innerhalb des Textes auf Bl 33 Vs Zeichnung, 35 × 37 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 233; Corpus VI A, Nr 118).


Viertes Stück:

61 Kleinquartblätter, ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift vorgenommen, beginnt nach dem Titelblatt und befindet sich bis Bl 54 rechts oben, dann links unten.

Leer sind Titelblatt Rs, ein unpaginiertes Blatt nach Bl 8 (nach: Schon die drey Tage die ich hier bin; S. 254,11) und Bll 55 Rs, 56 Rs und 57 Rs bis 59. Mit Bleistift ergänzt auf Bl 31 Vs (S. 271,3): (Erygnium maritimum.)

Zeichnungen innerhalb und am Ende des Textes:

Bl 6 Rs (S. 252): Säulen der Kolonnaden des Dogenpalastes in Venedig, 22 × 40 mm, Feder mit schwarzer Tinte; Corpus VI A, Nr 136.

Bl 23 Rs (S. 262): Gebälk vom Tempel des Antoninus und der Faustina in Rom, ca 165 × 143 mm, durchkopierte Umrißzeichnung nach Palladio (siehe Erläuterung 263,7–8) mit Bleistift, stark verblichen; Corpus VI A, Nr 132 (mit dem Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«); auch in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 55 Vs (S. 287): Avocato Reccaini. Ca 210 × 143 mm, Bleistift und Feder mit Tusche und Bister; mit Tinte betitelt, mit Bleistift der Zusatz ad pag. 15. (= S. 258,20–24); Corpus VI A, Nr 119; in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 56 Vs (S. 288): Profil der Mauern bey Palestrina. 60 × 143 mm, gezeichnet und betitelt mit Feder und Bister; mit Bleistift der Zusatz ad pag. 43. (= S. 278,33–279,4); Corpus VI A, Nr 137; in WA III 1 nicht abgebildet.


Fünftes Stück:

36 Kleinquartblätter, einschließlich des Titelblatts, bis Bl 26 ca 146 × 214 mm, ab Bl 27 ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«. Paginierung mit Bleistift und jeweils Vs links unten.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 2 (gleich auf das Titelblatt folgend), Bl 34 Rs (nach dem letzten Tgb-Eintrag), Bl 35 Rs (nach Gesteinsverzeichnis) und Bl 36.

Auf Bl 16 Vs mit Bleistift erg 8 und NB auch findet sich reiner Gypsspat 9 (S. 303,11). Außerdem im gesamten »Stück« zahlreiche Korrekturen mit Bleistift.


Notizen und Entwürfe zu H:

Auswahlweise mitgeteilt innerhalb der Paralipomena zu IR 1 in WA I 30, 297–300. Zu ihnen gehört auch der unter »Drittes Stück« angeführte Entwurf zum (S. 220 abgebildeten) Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr.


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 208–213 und 219 (zitathafte Auszüge)

SchrGG, Bd 2: Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg von Erich Schmidt. Weimar 1886. S. 9–214 (vollständiger Erstdruck, aber ohne die zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörigen separaten Zeichnungen)

WA III 1, 143–331, udT: Tagebuch der Italiänischen Reise für Frau von Stein. (ohne die dazugehörigen Gesteinsverzeichnisse und separaten Zeichnungen)

Johann Wolfgang Goethe: Reise-Tagebuch 1786 (Italienische Reise). Bd 1–2. Hrsg von Konrad Scheurmann und Jochen Golz mit Transkription von Wolfgang Albrecht. Mainz 1997 (Faksimiledruck von H ohne die separaten Zeichnungen und ein Beiheft, lose beiliegend das Blatt mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr und der Entwurf dazu)



Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen


Einen Teil der Zeichnungen, die auf der Reise nach Rom entstanden, numerierte Goethe und sandte sie zusammen mit dem »Reise-Tagebuch«, worin sie – meist mit Nummernangabe – erwähnt sind, an Charlotte von Stein. 1788, nach der Heimkehr, vereinigte er die Hauptmasse der in Italien angefertigten Zeichnungen zu einem gehefteten Sammelband (beschrieben von George von Graevenitz in: GJb 1911, S. 12–18), zu dessen erster Abteilung die nachfolgend aufgelisteten Zeichnungen gehört haben. Dieser Sammelband ist dann, zwischen den beiden Weltkriegen, im Zuge von Neuordnungen des Goethe-Nachlasses aufgelöst worden.

Der nachstehenden Abfolge entsprechend finden sich die Zeichnungen, als Abbildung 1–15, nach S. 321 des Textbandes.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Beschriftungen eigenhändig mit Bleistift.


No 1 Posthaus Zwota

MSWK: InvNr 145. Corpus II, Nr 1.

174 × 305 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift, Kohle. Beschriftung Rs.


No 2 Donau

MSWK: InvNr 146. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Donau bei Regensburg.

186 × 316 mm, weißes Papier. Bleistift (gelöscht), Feder mit Tusche.


No. 2b Donau

MSWK: InvNr 146 Rs. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Kalkfelsen bei Saal a. d. Donau.

Auf No. 2 Rs. Bleistift.


3. Cochl

MSWK: InvNr 147. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer.

186 × 307 mm, weißes Papier, stark vergilbt. Bleistift.


No 3b gegen den Cochl. See

MSWK: InvNr 147 Rs. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer von entfernterem Standpunkt.

Auf No 3 Rs. Bleistift.


No 4 Am Walch See

MSWK: InvNr 148. Corpus II, Nr 9; dort betitelt: Walchensee-Ufer.

174 × 308 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


No. 5 Cirl

MSWK: InvNr 149. Corpus II, Nr 10; dort betitelt: Vom Gebirge umschlossenes Tal bei Zirl.

174 × 309 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


Brenner

MSWK: InvNr 150. Corpus II, Nr 11; dort betitelt: Gegen den Brenner. (Es ist aber nur noch der Name zu erkennen.)

186 × 305 mm, braunes Papier. Bleistift, Kohle. Beschriftung Vs (Titel) und RS: 6.


Brenner

MSWK: InvNr 152 Rs. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Brennerpaß.

188 × 306 mm, stark vergilbtes, einst weißes Papier. Bleistift. Bei der Beschriftung noch eine unleserliche Zahlenangabe.


Roveredo

MSWK: InvNr 151. Corpus II, Nr 13; dort betitelt: Rovereto a. d. Etsch.

186 × 315 mm, weißes Papier. Bleistift, Feder mit Tusche, Tuschlavierung. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 7. (Rs findet sich ferner die kaum noch erkennbare Skizze einer mehrjochigen Brücke.)


Hafen von Torbole

MSWK: InvNr 156. Corpus II, Nr 15; dort betitelt: Hafen Torbole am Gardasee.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 8.


Lago di Garda

MSWK: InvNr 153. Corpus II, Nr 14; dort betitelt: Gardasee, vom Hafen Torbole gesehen.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 9.


L. d. G.

MSWK: InvNr 152. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Gardasee mit Riva, Monte Brione und Torbole.

188 × 306 mm, weißes Papier mit braunen Farbflecken. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 10.


Castel di Malsesine al Lago di Garda

MSWK: InvNr 154. Corpus II, Nr 16; dort betitelt: Castell Malcesine am Gardasee.

186 × 309 mm, ursprünglich weißes, vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 11.


Venedig

MSWK: InvNr 155. Corpus II, Nr 22; mit gleichem Titel.

187 × 314 mm, graubraunes Papier mit Stockflecken. Bleistift, schwarze Kreide. Beschriftung Rs. Laut WA III 1, 364 muß früher noch die Bezifferung erkennbar gewesen sein: 12.

im vorigen Stück] Siehe Note a; S. 176–178.

mitternachtlich] Nördlich.

mittägiger] Südlicher.

Höherauch] Hochnebel.

Aqua bis Regen] Deutlicher in IR 1: sie sagen acqua, um den gelinden Regen auszudrücken (WA I 30, 53).

Note d] Sprung von a zu d, weil Goethe die im »ersten Stück« eingeführte Systematik beibehalten wollte.

Färbers Reise nach Italien. p. 397] »Briefe aus Wälschland« von Johann Jakob Ferber; es heißt dort: »Längs der Strasse und der Adige, von Verona bis Neumark, fanden sich in unendlicher Menge gerollte, runde Geschieben 1. Von einem rothen Porphyr mit weissen Flecken, eben dergleichen, als ich zuvor zwischen Bergamo, Brescia und Verona in Geschieben gefunden habe, welcher im Bergamasco ganze Berge ausmacht, daselbst Sarres genannt wird, und ich für nichts anders, als eine rothe porphyr-artige Lava halten kann. 2. Von einer schwarzen

Porphyr-Art mit länglichten weissen Flecken, dem Serpentino verd’antico ⟨einem grünen Porphyr; von den Römern zu Kunstgegenständen verarbeitet⟩, die Farbe ausgenommen, vollkommen ähnlich. 3. Von grauem Granit oder sogenanntem Granitello. 4. Zwischen Welschmichel und Neumark fanden sich häufige Geschiebe von den Porphyr-Arten, welche hinter Neumark Gebirge ausmachten, die ich jetzt beschreiben werde.« Goethe hatte Ferbers Buch Ende März 1783 gekauft, siehe LA II 7, 316; Ruppert, Nr 4047.

Haquet bis Alpen] Bezieht sich auf Teil 2, »Viertes Kapitel. Von den Rhätischen Alpen«, S. 9–18, wo von den Gebirgen und Gesteinen in dem Gebiet zwischen Neumarkt, Roveredo und Trient berichtet wird.

ein Marmor bruch] »Mesozoische Kalke, die sich vom Brenner bis gegen Sterzing erstrecken.« (LA II 7, 357)

schon bemerckte] In »erstes Stück«, Note d, S. 180–181.

Farber nennt ihn Hornschiefer] »Briefe aus Wälschland«, S. 402–403: »Hinter Sterzing mengte sich ein schiefricher Kalchstein in und mit dem Hornschiefer, welche Mischung einen bläulich-grauen sehr harten schiefrichen Kalchstein darstellete; darauf folgte reiner, weisser, schiefricher Kalchstein; nachher wieder Hornschiefer; und diese Gebirgsarten wechselten mit einander ohne merkbarer ⟨sic⟩ Ordnung ab.« S. 402, Fußnote: »Hornschiefer sollte keine andre als die Steinart genannt werden, worinn der Quarz mit dem Glimmer innigst verbunden ist, so daß sie beyde mit den Augen nicht von einander unterschieden werden können.« Die Benennung gebrauchte man dann hauptsächlich für Kieselschiefer, einen dichten schiefrigen Quarz.

Klagen. pag. 400 sqq.] »Briefe aus Wälschland«, S. 400–403, Fußnote. Sie beginnt: »Kein Theil der Mineralogie ist noch weniger bearbeitet, als der Abschnitt von den Gebirgsarten, welcher obschon er bisher nur als ein Anhang sehr kaltsinnig betrachtet worden, gleichwohl einer der angelegensten ist, von dessen richtiger Eintheilung die Genauigkeit sehr wichtiger bergmännischer Beobachtungen abhängt. Aus Mangel solcher Eintheilung, Kenntniß und festgesetzter Benennung der Gebirgsarten gerahtet ⟨sic⟩ man jetzt oft in die größte Verlegenheit wegen des Ausdruckes, wenn man die Gebirge einer Gegend beschreiben will, und dieß um so mehr, weil die Gebirgsarten unter sich fast durch nichts, als eine allmählige Veränderung der Mischung und Menge ihrer Bestandtheile, verschieden sind, welche man leichter bemerken als beschreiben kann. Viele Felsarten 〈…〉 haben noch gar keine Benennung erhalten, und bey andern ist dieselbe so vielfach und so unbestimmt, daß man sich nicht versteht, wenn man sich solcher Namen bedienet.«

sqq.] Sequentes: folgende.

Fluße] Eisack.

eine Sammlung] Siehe das nachfolgende Verzeichniß, S. 204.

Voigtische Cabinetchen] Kleine tragbare Steinsammlungen, mit denen Johann Carl Wilhelm Voigt handelte.

Parallepipedische Base] Parallelepipedische Base: Würfel- und prismenförmiger Gesteinsbestandteil; abgeleitet von Parallelepipedon: durch sechs paarweise einander parallele Parallelogramme gebildeter Körper. Ferber bemerkt (»Briefe aus Welschland«, S. 399): »Es setzten diese hohen Porphyr-Berge 〈…〉 bis gegen Brandsol fort 〈…〉 und waren überall in grosse oder kleine, meist vierseitige Säulen, mit platten Querbruch an der Spitze und glatten Ablösungen von einander zerborsten, von so regelmäßiger und genauer Gestalt, daß niemand selbige für zufällig halten kann, sondern als ordentliche crystallinische Säulen ansehen muß. Die Winkeln des Querbruches waren gemeiniglich schief, oder der Durchschnitt der Säulen größtentheils rhomboidalisch, aber einige stelleten rechtwinklichte Parallelopipeden vor, von der Länge eines Fingers bis zur Höhe anderthalb schwedischer Ellen ⟨ca 90 cm⟩, und einer viertel Ellen ⟨ca 15 cm⟩ oder mehr in Durchmesser.« Zur zeitgenössischen Kritik hieran siehe die übernächste Erläuterung.

Färber hielt sie für Vulkanische Produckte] »Briefe aus Wälschland«, S. 398: »〈…〉 und ich finde nunmehro kein Bedenken zu behaupten, daß diese Porphyr-Berge hinter Neumark wahre Laven sind, obschon ich hieraus keinen allgemeinen Schluß auf die Entstehung des Porphyrs überhaupt machen will.« Goethe lehnte den sogenannten Vulkanismus ab, demzufolge die Entstehung der Gebirge auf vulkanisches Wirken zurückgeführt wurde, und bevorzugte die Theorie des Neptunismus, bei der das Wasser als bildende Kraft galt. Bedenken gegen Ferbers Ansicht wurden durch Hacquet gestützt; siehe folgende Erläuterung.

Hacket bis her] »Physikalisch-Politische Reise«, Bd 2, S. 12–16, insbesondere S. 14: »〈…〉 hätte der Verfasser ⟨Ferber⟩ nur bis zur Hälfte diese nicht hohe Berge bestiegen, so würde er, wie ich, erfahren haben, daß der dortige Porphyr besonders der Rothe, der aus blossen Jaspis und Feldspath besteht, in lauter Schichten bricht, welche oft senkrecht gegen die Strasse hinstreichen, also in einer solchen Lage nur die Schneide der Schichten zu sehen sind, und einem Vorbeyfahrenden sehr ordentlich und säulenförmig vorkommen mögen? 〈…〉 Warum soll nur dieses Gebirg, welches seine Steinart etwas regulair brechend hat, durch Feuer entstanden seyn?«

Verzeichniß] Prescher, S. 264–265, Nr 4650–4669.

See] Brennersee?

isabell farbenem] Siehe zu 154,12.

Gegend] Des Brenners?

Farber erwähnt] Siehe zu 202,30–31.

Bildung] Körperbildung.

Haiden] Buchweizen.

schwarze Blende] Siehe »erstes Stück«, Note c: Haidekorn 〈…〉, das ein Bräunlich Korn trägt (S. 179,8–9).

überm Berge] Nördlich des Brenners.

kachecktische] Ungesunde, bleiche; von griech. kakós héxis: schlechter (Gesundheits-)Zustand.

ihre Herren] Die signori oder Grundbesitzer, die den Pachtbauern (contadini) Land für die Hälfte des Ertrages verpachteten.

Verleger] Händler, Unternehmer.

Pauper ubique jacet] »Der Arme liegt überall unten.« (Ovid, »Fasti« I, 218.) Vgl auch Goethes Gedicht »Nach dem Lateinischen«, das er Charlotte von Stein am 22. November 1784 zusandte.

behäglich] Als Antonym zu ungesund.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, ⟨9.–14.9.1786⟩ (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1102.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 200–205 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 580 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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