BuG: BuG II, A 798
Frankfurt 6./10. 1. 1780

Merck an Wieland Ende Jan. 1780 (Archiv 124, 275)

Frankfurt 6./10. 1. 1780

Ich bin in Deiner großen Schuld ... für den Herrlichen Brief, den Dir die beste Laune über die glückliche Wiederkunft des lieben Reisenden dictirt hatte. Ich muß gestehen, ich fürchtete mich am Ende vor mir selber, daß ich ein Visionär geworden. Denn die 2 Menschen kamen mir so ganz vor, wie ich sie mir idealisieren möchte, und da war mirs leyd, es könne nicht wahr seyn, und drey Monate haben das nicht bewirken können. Und siehe da, Du kommst und verkündigst mir eben dasselbe, und es seye vox populi, und die Dinge geschähen bey Euch auf dem Markte, wie bei uns in der Casa Santa [auf dem Hirschgraben]. Und Gott gebe sein Amen dazu. Ich kann Dir nicht beschreiben, wie wir die letzte 14 Tage so gut zugebracht haben. Es klingt allzeit avantageux für einen Dritten, der nicht dabey gewesen ist. Aber es ist wahr, oder es müßte Alles lügen. Daraus ist aber zu ersehen ... daß wir uns alle in W[eimar] oder E[ttersburg] mit Dingen gehezt haben, die nicht zu ändern sind, und was die Situation bey jeden Menschen vermag. Nimm Asmusen [Claudius] seine Armuth und der Kerl hat keine poetische Ader, und nimm diesen beyden braven Leuten den Gebrauch ihrer Souveränetät, oder verbirg die Gelegenheiten, wo sie sich fürchten, daß Einer etwas haben will, so sinds Menschen gerade so gut wie die Kinder.

Ich habe G. wiedergefunden, wie ich ihn hoffen würde wiederzufinden, in einer Bauren Hütte mit dem Vorrath einiger Säcke ErdÄpfel, und einer Kuh im Stalle zu seiner ganzen Existenz.

Es war doch nicht der geringste Mißton, und hingegen bey Euch den vorigen Sommer über, beynahe kein einziger reiner Ton zwischen mir und ihm. Was mich an dem Ganzen kränkt, daß Wedel zu schwach ist, sich allem seinem Unmuth überläßt, und als denn Dinge sagt, die Er nicht wieder zurücknehmen kann. Er ist eigentlich von allem choquiert, was die andern thun, und lebt doch mit ihnen.

Merck an Anna Amalia 14. 1. 1780 (Gräf2 S. 33)

Frankfurt 6./10. 1. 1780

Bey der großen Dumpfheit, worin mich der Abschied von den Herrn Reisenden diese paar Tage gelassen hat, war ein solches Cordial nöthig. Die lezte Tage in Frankfurt waren goldne Tage, und was die gute genädige Herren nur an einem armen Teufel wie mir operirt haben, war schon genug, sie im Himmel zu rechtfertigen, warum sie bey dieser Jahrszeit im Angesicht so vieler deutschen Höfe zu Pferde gereist sind.

Herder an Hamann 18. 12. 1780 (Hamann-Briefwechsel 4, 245)

Frankfurt 6./10. 1. 1780

Machen Sie sich fertig ... Merk, nächstens mit seinem Haupte erhöht u. vielleicht bald als Cammer-Präsident oder dgl. am Darmstädtischen durch die Zeitungen ausgeruffen zu vernehmen ... Zu diesem Glück! hat ihm Niemand als der hiesige Herzog u. sein Vertrauter Göthe geholfen, denn voraus konnte ihn der Erbprinz auf den Tod nicht leiden. Sie haben ihn, so hier als gewiß auch dort, vor den einzigen kapabeln Menschen im ganzen Darmstädter Lande ausgeschrieen, ihn als die reinste, uneigennützigste Seele (hem! heu!) vor aller Welt erklärt u. haben mit ihm auch nach ihrer Zurückkunft hieselbst noch eine geh. Staatsunterredung auf der Grenze gehabt, wobei sich denn Merk, der vorher der berühmte Recensent des Merkurs war, sogleich von dieser ihm jetzt unanständigen Arbeit losgesagt u. also jetzt in cameralibus u. Negotiationen Darmstädter Landes arbeitet.

G. W. Petersen an Nicolai 26. 1. 1780 (Die Grenzboten 70 I 2, 618)

Frankfurt 6./10. 1. 1780

Der Herzog von Weimar ist im Anfange dieses Jahres einige Tage hier gewesen. Merck war assidres bey ihm und Göthen und hat beyde auch nach Frankfurt begleitet, wo er etliche Tage bey ihnen geblieben ist.

Elisabeth Goethe an Anna Amalia 18. 1. 1780 (Pfeiffer-Belli S. 467)

Frankfurt 6./10. 1. 1780

Herr Geheimdte Rath Goethe hat nicht minder [als der Herzog und Wedel] bey seinen Landsleuten, Freunden und Bekandten einen guten geruch zurückgelaßen.

Elisabeth Goethe an Anna Amalia 29. 11. 1779 (Pfeiffer-Belli S. 464)

Frankfurt 6./10. 1. 1780

Das Buch vom schönen Wedel [verf. v. Einsiedel] hat mir ein groß gaudium gemacht – und bey der Rückkunfft unserer Reißenden soll das ein haubtspaß werden, auf so was versteht sich Frau Aja Meisterlich.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0798 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0798.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 218 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang