Goethes Briefe: GB 2, Nr. 203
An Johanna Fahlmer

〈Frankfurt a. M. , 5. März 1775. Sonntag〉 → 〈Frankfurt a. M.〉


Dancke ​ 1 herzlich liebe Tante. Für alles. Morgen oder übermorgen gewiss kommt Stella, und ich vorher oder nach. Ich ging gestern von Ihnen grad nach Haus – von da – oho – Ich hoffe Sie in unsern Kreis zu ziehen, bey Gott Tante, ganz übel ​ 2 kanns Ihnen nicht drinne seyn – Lili ist gar lieb und hat Sie herzlich werth. Vielleicht thu ich Ihnen morgen meinen Vorschlag zur Promenade mit Mama u. mir. Ade. Bleiben sie mir gut.

G.

  1. d ​Dancke​ ↑
  2. u ​übel​ ↑

Das Schauspiel „Stella“ (vgl. 168,11 ) entstand im Wesentlichen im Februar/März 1775. Der Empfangsvermerk (vgl. Überlieferung) kann sich demnach nur auf Sonntag, den 5. Februar, oder auf Sonntag, den 5. März, beziehen. Da Goethe am 5. Februar noch mit „Erwin und Elmire“ beschäftigt war, kommt der 5. März 1775 als Empfangsdatum des vorliegenden Billetts in Frage, das lediglich innerhalb Frankfurts zu befördern war, also sehr wahrscheinlich am selben Tag geschrieben worden ist.

H: Privatbesitz, Deutschland. – 1 Bl. 16,7 × 10(–10,2) cm, Bordüre aus gereihten Krönchen (vgl. Mick, Nr 1–3), 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben rechts Empfangsvermerk, Tinte: „Sontag morgen dℓ 5 ​tn “, unten rechts: „Schiks mir wieder.“ (Vermutlich hatte Johanna Fahlmer den Brief an Friedrich Heinrich Jacobi weitergeschickt.)

E: Goethe-Fahlmer (1875), 69, Nr 20.

WA IV 2 (1887), 239, Nr 298 (nach E).

Das Billett beantwortet vermutlich einen nicht überlieferten Brief Johanna Fahlmers (vgl. 168,10 ). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

Dancke 〈…〉 Für alles.] Worauf sich Goethes Dank bezieht, ist nicht ermittelt worden.

Stella] Goethes „Stella. Ein Schauspiel für Liebende“ erschien erst im Januar 1776 im Druck (vgl. QuZ 4, 644, Nr 2365). Hier ist ein Manuskript gemeint.

von da –] Zu ergänzen ist wohl: zu Anna Elisabeth (Lili) Schönemann.

in unsern Kreis] Gemeint ist wohl der Kreis um Anna Elisabeth Schönemann und ihre Verwandten und Bekannten in Offenbach, zu dem u. a. Johann André (vgl. zu 51,8–10 ), Anna Elisabeths Cousin Jean George d'Orville sowie der Pfarrer Johann Ludwig Ewald gehörten (vgl. die zweite Erläuterung zu 170,3 ).

Lili] Anna Elisabeth Schönemann.

Vorschlag zur Promenade] Aus dem Spaziergang wurde nichts (vgl. 168,21 ).

Mama] Wahrscheinlich ist Goethes Mutter gemeint. Sophie La Roche hielt sich zu dieser Zeit in Ehrenbreitstein auf (vgl. die erste Erläuterung zu 167,9 ), und von einem Besuch Elisabeth Jacobis in Frankfurt ist nichts bekannt. Auch diese beiden Frauen nannte Goethe in seinen Briefen ,Mama‘ und ‚Mamachen‘.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 203 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR203_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 168, Nr 203 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 425–426, Nr 203 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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