Goethes Briefe: GB 2, Nr. 189
An Philipp Erasmus Reich

〈Frankfurt a. M. 〉, 30. Januar 1775. Montag → 〈Leipzig〉


Hier theuerster Hℓ. Reich einen Brief v. L. der sehr in Verlegenheit ist. Er wird sich helfen​ 1 daran zweifl​ 2 ich nicht.

Indess schicken Sie mir immer zwey Exemplar Aushänge Bogen die er verlangt, ich spedir sie ihm weiter.

Und was sonst vorfällt sind Sie sogütig mir zu melden, da ich doch in der Mitte stehe.

G.

  1. hel l ​fen​ ↑
  2. zweifl× ​ ↑

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 13657. – 1 Bl. 11,5 × 19 cm, egh., Tinte; Rs. eines Briefes von Lavater an Reich vom 24. Januar 1775, der über Goethe an den Adressaten ging (abgedruckt im Anschluss an die folgenden Erläuterungen).

E: Ludwig Geiger: Siebzehn Briefe Goethes. In: GJb VI (1885), 6, Nr 1.

WA IV 2 (1887), 231, Nr 287.

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief, auf den sich vermutlich Nr 197 bezieht, ist nicht überliefert.

Über den Druck von Lavaters „Physiognomischen Fragmenten“ und die Suche nach einem Übersetzer des Werks ins Französische vgl. die Erläuterungen zu Nr 178 . Die von Lavater in seinem Brief an Reich Genannten – die Schriftsteller und Übersetzer Leonhard Meister, Prediger und Professor der Geographie und Geschichte in Zürich, François Cacault, Gouvernementssekretär der Bretagne, Übersetzer von Ramlers Gedichten und Lessings „Hamburgischer Dramaturgie“, und Jakob Eléazar Mauvillon, Lehrer der Kriegswissenschaften am Collegium Carolinum in Braunschweig – übernahmen diese Aufgabe nicht.

Aushänge Bogen] Die ersten Abzüge eines Werks im Reindruck, die vor dem endgültigen Druck der Auflage zur Begutachtung für den Verfasser angefertigt wurden. Der Begriff stammt aus der Frühzeit des Buchdrucks, als der öffentliche Aushang der ersten Abzüge die Anzeige ersetzte.

spedir] Spedieren: versenden (ital. spedire: abfertigen, versenden).


Lavaters Brief an Reich:


Ein Donnerschlag! mein liebster Reich! Gotterläßt mich nach zween Monatℓ wißℓ, daß er mein Werk nicht übersetzℓ kann!!

Nun – Es ist nichts zu machℓ. Ich schreib auf Paris an Meister – will der so – send' ich ihm die Aushängbogℓ Die Sie mir immer in zwey Exemplarℓ sendℓ – auf wasfür Papier Sie wollℓ. Will der nicht so muß Cacault dran; will der nicht, Mauvillon: Nur Geduld! Es wird sich alles gebℓ! aberja! einℓ tödtenden Bericht eine niederschlagende Kupfertafel nach d andern. o Gott! was hab' ich unternommℓ! Doch – ich sehe wege vor mir! dornigte zwar —— aber —— ich werde durchkommen!

Sie werdℓ nun wol 14 Tagebis 3 Wochℓ nichts erhaltℓ; aberdann viel auf einmal. Es fehlℓ noch einige Tafeln zum Anfang dazu ich den Text nicht fortsendℓ kann, bis ich Abdrücke habe —.

Davor aber steh' ich, daß d erste Theil erstaunlich intereßant wird.

Fangen Sie nun mit dem deütschen Text sofort an, u. fahrℓ fort – Ich denke wenn Sie 700 Exemplar für Deütschland druckℓ laßℓ ist's genug. Ich stehe Ihnen davor, daß mein Werk in 3 od 4 Jahrℓ eine Seltenheit seyn wird. Verzeihℓ Sie!

Lebℓ Sie recht wol! Ich bin Ihr ergebenster Lavater.

Z. dℓ 24 Jenner 75.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 189 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR189_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 161, Nr 189 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 400–401, Nr 189 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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