BuG: BuG II, A 1120
Weimar 21./25. 1. 1781

An Carl August 25. 1. 1781 (WA IV 5, 38)

Weimar 21./25. 1. 1781

Ein leiser Windzug der Freundschafft hat die kleine Werthern nach Dauer [Tauchart] geführt, und Knebel ist von diesem Strömgen nachgeschleift worden. Er versprach heute Abend wieder hier zu seyn, denn morgen früh ist Probe der Iphigenie auf dem Theater. Wir hoffen Sie sollen mit dem Portal zufrieden seyn, Schumann hat seine ganze Rafaelische und Oeserische Ader darauf ausgegossen ...

Ich habe sie [Herzogin Luise] nicht gesehen, und ihren Grus durch die Waldner ausrichten lassen ... Der Wöllwarth hab ich ein Collegium über die Perspecktiv gelesen, sie hat eine kindische Lust am Zeichnen. Die Stunde ist so besezt daß niemand mehr Plaz hat. Unsre Maskerade schleicht im Stillen, iedes scheut die Kosten. Die Stein hat sich ein Paar Kleider ausgewählt die sie will zerschneiden lassen ... Die Redoute nach der Herzoginn Geburtstag wird an Erscheinungen reich seyn, es werden Verse von allen Seiten gemacht. Wieland ist über Wolfen entzückt, der seine Cantate auch zu Ehren des dreysigsten komponirt hat. Asträa kommt drinne vom Himmel, und es fängt mit Donner und Bliz und Windsbraut an ... Die Crone hat Stechen auf der Brust, das ihr sehr ungewohnt schien ... Für die Garnison Schule lass ich eine geräumige Stube im Waisenhaus zurechte machen ... Auf der Kriegs Commission gehts sehr gut, und da alles von mir abhängt, und ich Ordnung bis aufs lezte halten kan, sehr leicht ... Bey Hofe bin ich neulich bald abgestanden, ich spazierte ganz allein im Grosen Saal, da alles in Partien beschäfftigt war, ia sogar Lingen aus Verzweiflung mit Lucken Schach spielte. Das schlimmste war dass iedes das König wurde, glaubte mich unterhalten zu müssen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1120 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1120.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 283 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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