BuG: BuG I, A 373
Frankfurt 8./27. 1. 1775

F. H. Jacobi an Wieland 27. 1. 1775 (Roth 1, 199)

B2 86

Frankfurt 8./27. 1. 1775

Ich soll die Hand aufs Herz legen, trauter Freund, und zeugen, ob der außerordentliche Beifall, den Göthe Ihrer Cantate des Apollo im Midas gegeben, nicht Persiflage sey. O tausendmal kann ich hierüber die Hand aufs Herz legen und zeugen, daß dieser Beifall so ganz und so innig gewesen, als einer seyn kann. Wenn Sie mit Göthe’s epischem Shandysmus bekannter wären, so würden Sie darin nichts Unbegreifliches finden. Überdieß ist Persiflage Göthe’s Lieblingsfigur nicht, ja, ich dürfte wohl behaupten, daß er niemals derselben sich bediene, denn immer ist seine Ironie offenbarer, deutlicher Spott.

Ohne eben ein Wundermann zu seyn, wollte ich Ihnen von Göthe Beiträge zum Merkur verschaffen, wenn nicht Göthe mit verschiedenen Ausarbeitungen im Merkur so gar schlecht zufrieden wäre, daß er die Vorstellung nicht ausstehen kann, in Gesellschaft ihrer Verfasser vor dem Publicum aufzutreten. Sie achtet er vom Grunde der Seele hoch; aber als Herausgeber des Merkurs sind Sie ihm ärgerlich. Zur Iris hat er verschiedene Beiträge geliefert, und in den dritten Theil [1775] kommt ein Drama mit Arien [Erwin und Elmire] von ihm ...

Göthe grüßt Sie herzlich und bittet Sie, uns Ihre Silhouette zu schicken. Wir wollen sie in Kupfer stechen lassen, wie die inliegenden von Klopstock und Lavater.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0373 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0373.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 313 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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