BuG: BuG I, A 272
Frankfurt Mitte Jan. 1774

Susanna v. Klettenberg an F. K. L. v. Moser 21./27. 1. 1774 (GJb 10, 139)

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Frankfurt Mitte Jan. 1774

An einem stillen empfindungsvollen Abend, wo der Mond Jupiter und die prächtige Venus in nahmenloser Majestet am Firmament funcklen und mir Jehovah mit starcker stimme in mein schmelzendes Herz ruffen, überleße ich einmahl wieder Ihre beyde lezte Brieffe, mein theurster Freund ... Beynahe zwey Monat hernach hätte Dr. Goethe gerne seinem Fr[reunde] M[erck] das bewuste päckgen durch die lufft gesendet [es waren Angelegenheiten eines jungen Autors] sein inquietudes lächern mich. Lächlend, ohne Gedancke, sage ich: soll ich Hn. P[räsident] v. M[oser] bitten dass er es mit nimt – O! wenn Sie die Gnad wollen haben. Nun war ich ertapt. Zurückziehen wolte ich nicht – zum thun hatte ich keine Courage ich brach vor der Hand ab – in der stille sagte ich alles dem Heyland und machte es mit Ihm aus, wenn das Wort von mir eine Übereilung gewesen, so solle er es diesen Jüngling vergessen lassen, ich wolte sorgfältig alles vermeyden, was ihn daran erinern könte. Das thue ich u. der junge Mensch ist an seinem Theil auch so stille dass ich es vor vergessen hielte – ich wusste dass Sie bald abreisen würden, ich dachte Goethe Du komst hinten nach. schnell komt er an einem Abend wie ein Feind gelauffen – Hr v. M. geht in wenig tagen ab, hier ist das päckgen, haben Sie die Gnade es zu besorgen u. so laufft er wieder weg.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0272 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0272.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 242 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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