BuG: BuG I, A 209
Wetzlar 11. 9. 1772

J. Chr. Kestner, Tagebuch 11. 9. 1772 (Berend1 S. 102)

Wetzlar 11. 9. 1772

den 11ten Sept. Morgens um 7 Uhr ist Goethe weggereiset, ohne Abschied zu nehmen. Er schickte mir ein Billet sub lit. (d.) nebst Büchern. Er hatte es längst gesagt, daß er um diese Zeit nach Coblenz, wo der KriegsZahlmeister Merck ihn erwarte, eine Reise thun und er keinen Abschied nehmen, sondern plötzlich abreisen würde. Ich hatte es also erwartet. Aber, daß ich dennoch nicht dazu vorbereitet war, das habe ich gefühlet, tief in meiner Seele gefühlet. – Ich kam den Morgen von der Dictatur zu Haus. – H. Dr. Goethe hat dieses um 10 Uhr geschickt. – Ich sah die Bücher und das Billet und dachte, was dieses mir sagte, Er ist fort! ...

Mittags sprach ich mit H. v. Born, der ihn zu Pferde bis gegen Braunfels begleitet hatte. Goethe hatte von unserem gestrigen AbendGespräch ihm erzählt. Goethe war sehr niedergeschlagen weggereiset.

J. Chr. Kestner, Tagebuch 13. 9. 1772 (Berend1 S. 104)

Wetzlar 11. 9. 1772

Sie [Dorthel Brand] erzählte mir, daß über des Dr. Goethe schnelle Abreise viel gesprochen würde; man glaubte, er habe einen Schuß, selbst Procur[ator] Ludolf, wo er wohnte, dem er plötzlich sagte, daß er wegreise, ihn bezahlte und Abschied nahm. Ludolf konnte sich nicht darin finden: Wo wollen Sie denn hin? – Er antwortete ganz eilig: Ich reise fort nach Coblenz, Cölln p. und eilte weg.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0209 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0209.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 211 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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