BuG: BuG I, A 88
Leipzig vor 21. 11. 1767

An Behrisch 21. 11. 1767 (WA IV 1, 147)

Leipzig vor 21. 11. 1767

Mein Mädgen ist mit der Breitkopfen bekannt geworden, und haben einander sehr lieb gewonnen. Das närrischte ist die Art womit mir die Breitkopf erklärte daß sie Annetten gut wäre. Ich will dir sie erzälen. An einem Abende da ich bey B[reitkopfs] war schien sie mir etwas zu sagen zu haben, woran sie die Gegenwart der Brüder hinderte, ich schaffte sie fort, und sie fing mit etwas Verwirrung an: „Ich habe bemerckt daß Sie immer schlimm und niemals gut von Frauenzimmern geredet haben.“ Ich verteidigte mich mit launischen Einfällen, doch sie fuhr fort: „Das hat mich auf die Gedancken gebracht daß Sie gar kein gutes Mädgen kennten; allein ich binn überzeugt daß Sie welche kennen.“ Ich fuhr in meinem ersten Tone fort, und wir wurden unterbrochen. Beym Abschied kriegte sie mich bey der Hand, und zog mich bey Seite, „Ich habe Ihnen einen Auftrag zu geben“, sagte sie „wollen Sie ihn ausrichten – Recht gerne – nun so sagen Sie Mdll. S[chönkopf] daß ich sie recht herzlich liebe, und daß ich recht böß auf Sie binn, daß Sie mir nie ein Wort gesagt haben was für ein liebenswürdiges Frauenzimmer sie ist – Ich ging.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0088 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0088.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 97 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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