Goethes Briefe: GB 2, Nr. 199
An Friedrich Heinrich Jacobi

〈Frankfurt a. M. , etwa Mitte Februar? 1775〉 → 〈Mannheim oder Karlsruhe〉

〈Abschrift〉


Ein lieb s Weibgen sagte von den ​Freuden, nach allerley unter andern​ 1 , nein! Mit dem Hünerblut das ist eckelhafft, und wenn die Vignette nicht wäre man konnte das ganze Buch nit brauchen; aber so liest man immer fort, und meynt es wär auch was so liebs im Buch drinne.
​Stosgebet Vor Werthers Leiden Mehr noch vor seinen Freuden Bewahr uns lieber HerreGott
  1. anders ​n ​ ↑

Sehr wahrscheinlich wurde der Brief nicht separat abgesandt. Die Beschreibung der nicht überlieferten Ausfertigung als „Streifen“ (vgl. h) verweist darauf, dass er nur ein Begleitbrief war, möglicherweise zu Mercks Schrift „Pätus und Arria“. Er bezieht sich auf Goethes Brief an Johanna Fahlmer vom 8. oder 9.? Februar 1775 ( Nr 195 ). Dort hatte Goethe angefragt, wann Johanna Fahlmer an Jacobi schreibe. Offensichtlich wollte er dieser Sendung ein Exemplar von Mercks „Pätus und Arria“ beifügen. Die Sendung sollte Jacobi wohl in Mannheim oder Karlsruhe erreichen, wo er sich vom 5. bis 23. Februar 1775 aufhielt (vgl. zu 162,3 ). Da anzunehmen ist, dass Goethe das Buch nicht erst kurz vor Jacobis Abreise abschickte, könnte der vorliegende Brief etwa Mitte Februar 1775 geschrieben worden sein.

H: Verbleib unbekannt; 1889 im Besitz von Wendelin von Maltzahn, Berlin.

h: GSA Weimar, Sign.: 29/251,IV. – Abschrift von Bernhard Suphan mit folgender Beschreibung von H: „Zwei männl. Köpfe mit 1. (dummem 2. verschmitztem Ausdruck) / Zwei mal quer gefalten. Einlage eines Briefs. (An Lavater?) / Streifen, im Besitz v. Maltzahns. Aus dessen Nachlaß buchstäblich und zeilenmäßig / copirt. Berlin, 6 Sept. 89 / Suphan“.

E: Aus F. H. Jacobi's Nachlaß. Ungedruckte Briefe von und an Jacobi und Andere. Nebst ungedruckten Gedichten von Goethe und Lenz. Hrsg. von Rudolf Zoeppritz. Bd 2. Leipzig 1869, S. 284 (mit der Anmerkung: „Darunter sind mit der Feder zwei Karrikaturköpfe im Profil gezeichnet.“) (nach H).

WA IV 7 (1891), 353 f., Nr 306a (nach h; vgl. WA IV 7, 368, wo h mit H verwechselt wird).

Textgrundlage: h. – h gibt „buchstäblich und zeilenmäßig“ H wieder.

rechte Spalte ​Stosgebet ] ​Stosgebet. ​E linke Spalte ​Freuden,] ​Freuden ​E linke Spalte eckelhafft] eckelhaft ​E rechte Spalte HerreGott] Herre Gott. ​E linke Spalte wäre] wäre, ​E meynt] meynet ​E was so] so was ​E

Möglicherweise 1 Exemplar von Mercks „Pätus und Arria“ (vgl. Datierung und die einleitende Erläuterung).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

Der Brief bezieht sich auf die „Werther“-Parodie „Freuden des jungen Werthers“ von Christoph Friedrich Nicolai und begleitete möglicherweise die Übersendung von Mercks Anfang Februar erschienener Schrift „Pätus und Arria“, die ihrerseits die Wertheriaden persiflierte (vgl. Datierung). Goethe schickte Jacobi das Buch und fügte eine eigene kleine Satire hinzu.

lieb s Weibgen] Nicht ermittelt.

​Stosgebet ] Der Text des Gebets nach Luthers Litanei ‚Vor allen Sünden 〈…〉 behüt uns, lieber Herre Gott‘.

​Freuden] 〈Christoph Friedrich Nicolai:〉 Freuden des jungen Werthers. Leiden und Freuden Werthers des Mannes. Voran und zuletzt ein Gespräch. Berlin 1775.

Hünerblut] In Nicolais Parodie gelingt es Werther nicht, sich zu erschießen, weil Albert die Pistolen nur mit Hühnerblut geladen hatte (vgl. die zweite Erläuterung zu 175,12 ).

Vignette] Die Vignette in den „Freuden des jungen Werthers“ stammt von Daniel Nicolaus Chodowiecki. Im 13. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ schreibt Goethe: Die höchst zarte Vignette von Chodowiecki machte mir viel Vergnügen; wie ich denn diesen Künstler über die Maßen verehrte. (AA DuW 1, 486.)

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 199 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR199_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 166, Nr 199 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 419–421, Nr 199 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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