Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 998
1. Januar 1782, Dienstag, Weimar

1 Dienst. Neu Jahr

(Früh verschiednes in Ordnung. Agenda durchgesehn und überlegt. 1 Leben Pombals gelesen. Quintilian. zu essen. Nachm. viel gesprochen. Besonders über die gegenwärtigen Verhältnisse. Wir waren meist klar und einig darüber.)

  1. uberlegt. > überlegt.  ↑

H: GSA 27/7–8


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich im ersten Band eines zweibändigen vorgedruckten Kalenders mit dem Titel: »Gothaisch-verbesserter / Schreib- / Calender / auf / das Jahr 1782. / Mit Sr. Herzogl. Durchl. zu Sachs. Gotha / gnädigstem Privilegio. / [Wappen] / Gotha, / zu haben bey Johann Christoph Reyhers sel. / Wittwe und Erben.«

Bd 1: Januar – Juni (Tgb-Eintragungen Januar-Juni)

Die Druckseiten des Kalenders (112 × 186 mm) paginiert von »4« bis »209«.

Beschriebene Blätter: 43

Bd 2: Juli-Dezember (keine Eintragungen)

Die Druckseiten des Kalenders (112 × 186 mm) paginiert von »212« bis »423«.


Brauner französischer Ledereinband (115 × 190 × 3 mm). Auf der Vorderseite beider Bände ein achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1782. a bzw 1782. b. von Goethes Hand. Auf der Vorder- und Rückseite eingeprägt eine Ornamentleiste, Silberdruck. Der Rücken von Bd 1 oben eingerissen. Goldschnitt. Die bedruckten Kalenderseiten aus festem, die Innenseiten des Einbands aus dünnerem geripptem Schreibpapier. Fadenheftung.


Inhalt des »Gothaisch-verbesserten Schreib-Calenders« 1782:

Ks 1: Titelblatt des Kalenders

Ks 2 leer

Ks 3–37: Kalender für Januar

Ks 3: Aufschrift des Monatsnamens

Ks 4–35: auf der linken Seite die Daten zu jeweils zwei Tagen und Raum für Eintragungen; von oben nach unten: Seitenzahl, Monatsname, Vermerk über Sonnen- und Mond- auf- und -untergang, Datum, abgekürzter Wochentag und Heiligenname des ersten und ab Seitenmitte des zweiten Tages; neben den Heiligennamen gegebenenfalls Angaben über die Mondphasen; auf der rechten Seite Raum für Eintragungen; am Außenrand der linken und rechten Kalenderseite jeweils drei Spalten mit der Überschrift »thlr.«, »g⟨r⟩«., »pf.«

Ks 36: »Recapitulatio der Einnahme.«

Ks 37: »Recapitulatio der Ausgabe.«

Ks 38 leer

Ks 39–421: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 422–423: »Rekapitulation vom ganzen Jahr.«

Ks 424–431 (unpaginiert): Kalenderanhang (»Das Hofgericht zu Jena«; kalendarische und astronomische Angaben; »Post-Bericht«, Zinstabellen für Taler und Gulden)


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Braune verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

11.–12. Januar: (Früh bis Nach Hause.)

19.–20. Januar: (Den Morgen bis nicht wohl.) ⟨19. Januar:⟩ (Jeder Stand bis erzeugen.)

5. Februar: (Aufnahme bis in der )

2. Juni: (in die Stadt bis geschlafen.)

10. Juni: (War Kalb bis Entlassung.)

In der Tgb-Eintr 12. Januar W. mit Bleistift ergänzt durch »edels« (Kanzler von Müller?). Bleistiftvermerke in Bd 1 »1782. a«:

Auf dem linken vorderen Vorsatzblatt links oben »43 Bl«, links unten der Signaturvermerk »27/7«, auf dem rechten vorderen Vorsatzblatt Vs rechts unten »7«.

Bleistiftvermerke in Bd 2 »1782. b«:

Auf dem linken vorderen Vorsatzblatt links unten der Signaturvermerk »27/8«, auf dem rechten vorderen Vorsatzblatt Vs rechts unten »8«.


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 140–153 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1780. 1781. 1782. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 4. Bd, Nr 43. S. 128–129 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 251–260 WA III 1, 134–141, udT: 1782., und in den Lesarten dazu, WA III 1, 363

Agenda] Was zu tun, zu besorgen, zu erledigen ist; zugleich für dessen schriftliche Fixierung (GWb 1, Sp 285).

Leben Pombals] Francisco Gustas »Leben Sebastian Josephs von Carvalho und Melo, Marquis von Pombal« in der Übersetzung von Christian Joseph Jagemann.

Quintilian] Quintilians »Institutio oratoria«; vgl »Ephemerides 1770« (WA I 37, 91–94) und »Dichtung und Wahrheit«, Zwölftes Buch (DuW 1, 446; WA I 28, 148). In der Bibliothek von Goethes Vater (Götting, S. 44): Quintilian. De institutione oratoria. Argentoratum ⟨Straßburg⟩ 1698. Die bei Ruppert, Nr 1429 und 1430, verzeichneten Ausgaben sind im »Ältesten Verzeichnis von Goethes Bibliothek« von 1788 (Ruppert 1962) nicht nachgewiesen. Vgl an Charlotte von Stein, 22. März 1782 (WA IV 5, 287): Wenn ich nach hause komme will ich die Stelle Quintilians nach der du fragst aufschlagen und sie mit dir lesen.

zu essen] Siehe Brief an Charlotte von Stein, 30. Dezember 1781 (WA IV 5, 244): Auf den neujahrstag hab ich mir etwas ausgedacht. Ich komme zu dir in aller Frühe um den Gratulationen auszuweichen 〈…〉.

über die gegenwärtigen Verhältnisse] Im besonderen wohl über die Verschlechterung der Kammerfinanzen, die seit 1779 zunehmend Anlaß zur Besorgnis gaben; siehe die Erläuterung zu 10. Juni 1782. Der Kammer (Finanzbehörde) oblag die Verwaltung des Kammervermögens, der Kammergüter, der Lehengefälle und der Erträge der Forsten, Jagden, Fischereien, Berg- und Salzwerke und der Zehnten. Zudem hatte die Kammer die Ausgaben für den Herzog und seinen Hof sowie die Mittel für die Landesjustiz und die Verwaltung zu bestreiten. Neben der Kammer verwaltete die Landschaftsdeputation den Staatshaushalt, das Steuerwesen, die Landeskassen und die Mittel für die Kriegskommission. Siehe Tgb 3. Januar 1782.

Wir] Goethe und Charlotte von Stein.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 1.1.1782 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0998.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 129 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 545 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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