Goethes Briefe: GB 2, Nr. 101
An Johann Christian Kestner

〈Frankfurt a. M. , Anfang März 1774?〉 → 〈Hannover〉


Ohngeachtet​ 1 nicht viel an gegenwärtigem Ding ist hab ichs doch weils zur Schnurre gehört und nur Drey bazen kost, gekauft für euch und so geseegnes euch Gott.

  1. Ohg ​ngeachtet​ ↑

Möglicherweise handelt es sich bei der im Brief erwähnten Schnurre ( 78,11 ) um Goethes „Prolog zu den neusten Offenbarungen Gottes“, über dessen genauere Erscheinungszeit ein Brief Friedrich Höpfners an Friedrich Nicolai Aufschluss gibt. Der Empfangsvermerk des Briefes, in dem Höpfner fragt, ob Nicolai „den Prolog zu den neuesten Offenb. Gottes übers. durch Bahrdt schon gelesen“ habe, stammt vom 14. März 1774 (vgl. GJb VIII [1887], 126). Der „Prolog“ scheint also gerade erst erschienen zu sein. – Folglich könnte auch der vorliegende Brief aus der Zeit kurz nach Erscheinen des „Prologs“ Anfang März 1774 stammen.

H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,3, Bl. 11. – 1 Bl. 17,9 × 8,5 cm, 1 S. beschr. (4 Zeilen), egh., Tinte; am linken Rand quer geschr. von fremder Hd, Bleistift: „1773.“, darunter von anderem Schreiber: „11. May 1774.“; unterer Rand links von fremder Hd, Bleistift, radiert: „Wahrscheinℓ mit: Götter, / Helden u. Wieland.“; untere Hälfte des Blattes am rechten Rand ausgerissen. – Blatt auf einer größeren Unterlage (25 × 19,5 cm) aufgeklebt.

E: Goethe und Werther​1 (1854), 124, Nr 42 (eingeordnet in den Januar 1773).

WA IV 2 (1887), 153, Nr 214.

Eine kleinere Publikation (vgl. zu 78,10 ).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

an gegenwärtigem Ding] Nicht ermittelt. – Wenn mit Schnurre ( 78,11 ) der „Prolog zu den neusten Offenbarungen Gottes“ gemeint ist, könnte Goethe eine erste Rezension dazu oder etwas auf Carl Friedrich Bahrdts „Neueste Offenbarungen Gottes“ Bezügliches mitgeschickt haben. – Fischer-Lamberg vermutet wahrscheinlich nach DjG​2 6, 337 und der Bemerkung von fremder Hand (vgl. Überlieferung), dass es sich um „Götter Helden und Wieland“ gehandelt haben könnte, wogegen allerdings der Kontext spricht, hätte doch Goethe eine eigene Veröffentlichung nicht kaufen müssen (vgl. DjG​3 4, 328; ebenso FA/Goethe II 1, 862).

Schnurre] Es könnte der „Prolog zu den neusten Offenbarungen Gottes verdeutscht durch Dr. Carl Friedrich Bahrdt“ gemeint sein, der 1774, vermutlich Anfang März, im Selbstverlag Mercks in Darmstadt erschienen war (vgl. Datierung und Hagen 104 f., Nr 57). – Morris verweist auf die Farce „Götter Helden und Wieland“, schränkt aber ein, dass dies eine „unsichere Annahme“ sei (DjG​2 6, 337). Gegen diese Annahme spricht auch, dass Goethe die Farce in einem Brief an Johanna Fahlmer als ein Schand und Frevel Stück ( 76,11–12 ) bezeichnete, im Gespräch mit ihr etwa vom 6. März sprach er vom „garstigen Frazen-Zeug“ (WB 5, 257) und in einem Brief an Kestner vermutlich vom 7. oder 8. Mai vom garstig Zeug gegen Wieland ( 85,25 ). Dazu scheint die Bezeichnung Schnurre nicht zu passen.

bazen] Batzen, eine oberdeutsche Münzsorte, die meistens vier Kreuzern oder sechzehn Pfennigen entsprach.

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 101 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR101_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 78, Nr 101 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 219–220, Nr 101 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

Zurück zum Seitenanfang