Goethes Briefe: GB 2, Nr. 85
An Hieronymus Peter Schlosser

〈Frankfurt a. M. ,  1773?〉 → 〈Frankfurt a. M.〉


Wollten Sie so gütig seyn, den Grafen zu fragen wie viel Paar Manschetten er verlangt. das Muster haben wir, die Anzahl ist nicht gemeldet.

Goethe.

Die Handschrift trägt den Vermerk „1773.“, der vermutlich von Johann Friedrich (Fritz) Heinrich Schlossers Hand stammt (vgl. Überlieferung). Worauf sich diese Angabe stützt, ist nicht bekannt. Andere Anhaltspunkte für eine Datierung gibt es nicht.

H: GSA Weimar, Sign.: 29/441,I. – Doppelblatt 8 × 11,5 cm, ⅔ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links von fremder Hd (vermutlich wie die Bemerkung unten links von Johann Friedrich [Fritz] Heinrich Schlosser): „1773.“, unten links: „an meinen sel. Vater.“; S. 4 Reste eines roten Siegels; Bl. 2 an der oberen Ecke beschädigt. – Faksimile: Auktions-Katalog von Karl Ernst Henrici. Nr X, Versteigerung vom 10. bis zum 12. Juni 1912, S. 32.

E: DjG​2 4 (1910), 160, Nr 289.

WA IV 50 (1912), 81, Nr 2.

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

Hieronymus Peter Schlosser (1735–1797), Sohn des kaiserlichen Rats und Schöffen Erasmus Karl Schlosser, älterer Bruder von Goethes Schwager Johann Georg Schlosser, war Rechtsanwalt in Frankfurt a. M. 1777 wurde er Ratsherr, 1786 und 1789 Bürgermeister und 1792 Schöffe. Nebenher schrieb der in den alten Sprachen und in der antiken Literatur bewanderte Jurist Gelegenheitspoesie. 1775 erschienen „Hieronymi Petri Schlosseri 〈…〉 Poematia“ (Frankfurt a. M.). – Goethe kannte ihn seit seiner Jugend; Schlosser wurde ihm als ausgezeichnet in Sprachen und andern, die akademische Laufbahn eröffnenden Studien gepriesen und zum Muster aufgestellt (AA DuW 1, 137 f. [4. Buch]). Als Goethe im August 1771 nach abgeschlossenem Studium aus Straßburg nach Frankfurt zurückkehrte, stand Schlosser mit seinem Bruder – so berichtet Goethe im 12. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ – an der Spitze der Personen, die mir den neuen Aufenthalt in meiner Vaterstadt angenehm und fruchtbar machten (AA DuW 1, 418). Schlosser, der Goethe als ein gründlicher und eleganter Rechtsgelehrter beeindruckte, hatte als Sachwalter ein allgemeines Vertrauen. Unter seinen Büchern und Acten, in Zimmern wo die größte Ordnung herrschte, war sein liebster Aufenthalt; dort hab' ich ihn niemals anders als heiter und theilnehmend gefunden. Auch in größerer Gesellschaft erwies er sich als angenehm und unterhaltend: denn sein Geist war, durch eine ausgebreitete Lectüre, mit allem Schönen der Vorwelt geziert. Er verschmähte nicht, bey Gelegenheit, durch geistreiche lateinische Gedichte die geselligen Freuden zu vermehren; wie ich denn noch verschiedene scherzhafte Distichen von ihm besitze 〈…〉 . Oefters berieth ich mich mit ihm über meinen einzuleitenden Lebens- und Geschäftsgang, und hätten mich nicht hundertfältige Neigungen, Leidenschaften und Zerstreuungen von diesem Wege fortgerissen, er würde mir der sicherste Führer geworden seyn. (Ebd.) Er scheint – wohl auch seiner humoristischen Art wegen – Goethe sympathischer gewesen zu sein als sein Bruder Johann Georg, der für Goethe eher den Typus des trocken-pedantischen Juristen darstellte. Insbesondere nach dessen Heirat mit Goethes Schwester Cornelia im November 1773 kühlte sich das Verhältnis zu ihm merklich ab. Später verband Goethe auch mit Johann Friedrich (Fritz) Heinrich Schlosser, dem älteren Sohn des Adressaten, eine freundschaftliche Beziehung. Im GMD ist eine von Goethe gezeichnete Porträtbüste des Adressaten überliefert, die um 1770, vielleicht 1773, entstanden ist (vgl. Corpus VIb, 82, Nr 228).

Es sind nur die im vorliegenden Band gedruckten drei Briefe Goethes an Hieronymus Peter Schlosser überliefert sowie ein Antwortbrief vom 14. November 1774 (vgl. RA 1, 60, Nr 42 ). Ein Beispiel für Schlossers Gelegenheitsdichtung, ein lateinisches Dankgedicht aus Anlass einer von Goethe angefertigten Zeichnung für einen Ofenschirm, ist im Anschluss an die Erläuterungen zu Nr 162 abgedruckt.

den Grafen] Nicht ermittelt.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 85 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR085_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 66, Nr 85 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 178–179, Nr 85 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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