Goethes Briefe: GB 2, Nr. 39
An Johann Christian Kestner

〈Frankfurt a. M. , zwischen 11. und 19. Mai 1773〉 → 〈Wetzlar〉


Ich hab allerley tentirt, aber der Metz blieb steif und fest drauf. Endlich lies er die Xr. Da sind die Conti .

Der Merkur kommt auf den Freytag und das ​ 1 Päckel an Boie.

Seegnen alle gute Geister eure Reise. Ich binn beschäfftigt genug und vergnügt. Meine Einsamkeit bekommt ​ 2 mir wohl.

Wie langs währt. Adieu liebe Lotte nun einmal in rechtem Ernst Adieu.

  1. a ​das​ ↑
  2. beb ​kommt​ ↑

Die Datierung stützt sich auf die Ankündigung des Päckels an Boie ( 31,3 ), um dessen Mitnahme Goethe bereits in den vorangegangenen Briefen ( Nr 35 , Nr 37 ) gebeten hatte. Inzwischen muss eine bejahende Antwort Kestners eingegangen sein, da Goethe das Päckel für den Freytag ( 31,3 ) ankündigt. Als frühester Termin für diesen Tag kommt der 14. Mai und als spätester der 21. Mai in Frage, da die Kestners am Freitag, dem 28. Mai, schon auf dem Weg nach Hannover waren. Dies belegt ein an Gotter gerichteter Brief Boies aus Göttingen vom 30. Mai 1773, dem zufolge das Ehepaar Kestner am 29. Mai bereits bei einer abendlichen Gesellschaft in Göttingen anwesend war (vgl. die dritte Erläuterung zu 31,3 ). Von Wetzlar müssen die Eheleute also am 27. Mai, möglicherweise auch schon früher, abgereist sein, denn die Reise in das etwa 200 km entfernte Göttingen dauerte Ende des 18. Jahrhunderts etwa zwei Tage (vgl. Beyrer, 43 f.). – Der vorliegende Brief ist folglich zwischen dem 11. und 19. Mai geschrieben worden.

H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,2, Bl. 39. – 1 Bl. 11,2(–11,4) × 18,6 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte, flüchtig geschrieben; S. 1 oben links von fremder Hd, Bleistift: „1773.“

E: Goethe und Werther​1 (1854), 139, Nr 53.

WA IV 2 (1887), 87, Nr 151 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 207).

​Franckfurt dℓ. 1773.

​PP.


Fe​bry 11​tn 10 buch verguld und versilbert extra Holℓ. Post

in 4​to & 8​tav  .  .  a 40x  .  Fℓ 6/ 40x

P.P.

Franciscus Christian Metz.

Durch Herrn Doctor Goethe HochEdelgebohren

mit Gulden Sechs – baar bezalet erhalten,

quittire dancknehmigst.

Franciscus Christian

MetzM​P


H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,2, Bl. 39a. – 1 Bl. 18,4(–18,8) × 16,4(–16,9) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd und Metz' Hd, Tinte.

2 ​PP.] Lat. praemissis praemittendis: unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden. Gemeint ist: ohne korrekte und vollständige Angabe von Titel und Anrede.    5 P.P.] Lat. postpositis postponendis: unter Hintansetzung des Hintanzusetzenden. Gemeint ist: ohne korrekte und vollständige Grußformel.     11 M​P] Lat. manu propria: mit eigener Hand.

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Kestners (vgl. die dritte Erläuterung zu 31,3 ). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

tentirt] Tentieren; von franz. tenter: versuchen, probieren.

Metz] Wie die beiliegende quittierte Rechnung belegt, hatte der Frankfurter Buchbinder Franz Christian Metz offenbar durch Goethes Vermittlung einen Auftrag Kestners ausgeführt.

Conti] Von ital. conto: Rechnung, Abrechnung, Verrechnung; hier: Rechnung über gekaufte Waren und Quittung des erhaltenen Kaufpreises (vgl. Beilage).

Merkur] Wielands Zeitschrift „Teutscher Merkur“ (vgl. zu 28,2–3 ).

Freytag] Gemeint sein könnten Freitag, der 14., oder Freitag, der 21. Mai (vgl. Datierung).

Päckel an Boie] Die Sendung enthielt vermutlich Goethes Beiträge für den Göttinger „Musen Almanach“ (vgl. zu 28,5 ). – Wahrscheinlich hatte Kestner Goethe schon in einem nicht überlieferten Brief bestätigt, dass er in Göttingen Station machen wollte, um Studienfreunde und alte Bekannte zu besuchen und die Sendung für Boie persönlich abzugeben. Wie aus Boies Briefen an Gotter in Gotha hervorgeht, war dieser Aufenthalt der Beginn seiner Freundschaft mit dem Ehepaar Kestner: „Wir haben Gesellschaft hier, bey der ich gern immer bliebe. Den Archivsekretair Kestner mit seiner jungen Frau. Mit beyden hab' ich von meinem Gotter gesprochen, und beyde laßen ihm durch mich viel Gutes sagen. Gestern Abend hatten wir eine kleine Gesellschaft und Tanz auf Schorfs Garten. Heute haben wir was ähnliches bei Paulis.“ (Brief vom 30. Mai 1773; Ulrich, Charlotte Kestner, 76.)

eure Reise] Die Reise ging von Wetzlar über Marburg und Kassel zunächst nach Göttingen und vermutlich wiederum über verschiedene Stationen, u. a. über Minden (vgl. zu 32,9–10 ), nach Hannover.

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 39 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR039_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 31, Nr 39 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 72–74, Nr 39 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

Zurück zum Seitenanfang