BuG: BuG II, A 989
Weimar vor 18. 8. 1780

K. v. Lyncker, Am Weimar. Hofe S. 72

Weimar vor 18. 8. 1780

Kurz darauf ließ Goethe die Komödie der ‚Vögel‘ nach Aristophanes aufführen ... Die Vögel erschienen in pappenem, sehr natürlich gemaltem Federschmuck; die in den Vogelhüllen befindlichen Personen, unter denen ich auch war, konnten die Köpfe nach Gefallen wenden, die Flügel heben und die Schwänze vermöge eines Zugs hin und her bewegen; der Schuhu wie die Eule konnten sogar die Augen rollen lassen; die Stimmen waren auch deutlich zu vernehmen. Diese Szenen mußten natürlich zu wiederholten Malen probiert werden, und die ganze Truppe wurde gewöhnlich jede Woche ein-, auch zweimal um die Nachmittagszeit nach Ettersburg gefahren, erhielt dort Erfrischungen, jederzeit aber auch ein reichliches Souper, wobei es, wenn sich die Herzogin früher retiriert hatte, bei dem Genuß von Wein und Punsch (Champagner kam vor Zeiten äußerst selten auf die Tafel) sehr munter zuging und Lieder gesungen wurden. Ich erinnere mich, daß Franz v. Seckendorff einen förmlichen Studentenkommers veranstaltete, welchem Goethe, ja Serenissimus selbst beiwohnten, daß der sogenannte ‚Landesvater‘ gesungen wurde und wir unter Singen und Jubeln erst morgens drei Uhr wieder in Weimar ankamen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0989 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0989.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 256 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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