Goethes Briefe: GB 2, Nr. EB2
An Johann Gottfried Herder

〈Frankfurt a. M. , März 1773? → Bückeburg〉

〈Erschlossener Brief〉


Quelle und Datierung: Brief Herders an Caroline Flachsland vom 24. März 1773: „Göthe hat die BilderFabel übelgenommen, welches mich nicht kümmert u. wofür ich nicht kann, da ich keinen Vierteilgedanken übelgenommen. Laßen Sie sich also nichts merken: der gute Junge kommt wieder von sich selbst zurecht.“ (HB 2, 328.) – Mit seinem Brief vom 20. Februar 1773 hatte Herder seiner Braut eine gereimte Fabel über Goethe geschickt: „Hinangeflogen da kam ein Specht / Von Frankfurt wohl am Main 〈…〉“ (Aus Herders Nachlaß 1, 46–49; Zitat: S. 46). Darin beschreibt er Goethe als ‚bunten Vogel‘: „Es war ein bunter, lieber Specht / 〈…〉 / Der Specht stolzierte hoch daher, / Und schlug sein Flügelpaar.“ (Ebd., 47.) Sich selbst schildert er als ‚grauen‘ Falken: „Da saß ein armer, junger Falk, / Zu früh gelähmt im Flug, / Zerknickt sein Flügel – nur zu bald!“ (Ebd.) Caroline Flachsland schrieb am 28. Februar: „Ueber Ihren geistlichen Brief 〈nicht nachweisbar〉 und BilderFabel haben wir uns herzlich ergötzt. Der bunte Specht wird nicht wissen, wie ihm geschieht. Aber – armer trüber Falk! wenn Du Dein trüberes Weibchen holst und fliegen lehrst und hoch über der Erde wir fliegen, dann sehn uns keine Spechte mehr 〈…〉.“ (Herder-Flachsland 2, 372 f.) Vermutlich hat Goethe im März 1773 die Fabel von Herder erhalten und diesem geantwortet. Es ist freilich nicht auszuschließen, dass Herder aus anderer Quelle von Goethes Verärgerung erfuhr.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr EB 2 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_EB002_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 228, Nr EB 2 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, , Nr 2 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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