BuG: BuG I, A 204
Wetzlar 20. 8. 1772

J. Chr. Kestner, Tagebuch 20. 8. 1772 (Berend1 S. 101)

Wetzlar 20. 8. 1772

den 20. morgens 4 Uhr stand ich auf; um 5 Uhr ritt ich weg; war um ½7 zu Giessen ... Um ¾10 kamen wir zu Wetzlar an. Nachmittags gingen wir nach Garbenheim, wo Göthe und Merck nach Giessen fuhren.

Dichtung und Wahrheit XII (WA I 28, 171)

Wetzlar 20. 8. 1772

Kaum konnte ich erwarten, bis ich ihn [Merck] bei Lotten eingeführt; allein seine Gegenwart in diesem Kreise gerieth mir nicht zum Gedeihen: denn wie Mephistopheles, er mag hintreten wohin er will, wohl schwerlich Segen mitbringt, so machte er mir, durch seine Gleichgültigkeit gegen diese geliebte Person, wenn er mich auch nicht zum Wanken brachte, doch wenigstens keine Freude. Ich konnte es wohl voraussehen, wenn ich mich erinnert hätte, daß gerade solche schlanke zierliche Personen, die eine lebendige Heiterkeit um sich her verbreiten, ohne weitere Ansprüche zu machen, ihm nicht sonderlich gefielen. Er zog sehr schnell die Junonische Gestalt einer ihrer Freundinnen vor, und da es ihm an Zeit gebrach, ein näheres Verhältniß anzuknüpfen, so schalt er mich recht bitter aus, daß ich mich nicht um diese prächtige Gestalt bemüht, um so mehr, da sie frei, ohne irgend ein Verhältniß sich befinde. Ich verstehe eben meinen Vortheil nicht, meinte er, und er sehe höchst ungern auch hier meine besondere Liebhaberei, die Zeit zu verderben.

Wenn es gefährlich ist, einen Freund mit den Vorzügen seiner Geliebten bekannt zu machen, weil er sie wohl auch reizend und begehrenswürdig finden möchte, so ist die umgekehrte Gefahr nicht geringer, daß er uns durch seine Abstimmung irre machen kann. Dieses war zwar hier der Fall nicht; denn ich hatte mir das Bild ihrer Liebenswürdigkeit tief genug eingedruckt, als daß es so leicht auszulöschen gewesen wäre; aber seine Gegenwart, sein Zureden beschleunigte doch den Entschluß den Ort zu verlassen. Er stellte mir eine Rheinreise, die er eben mit Frau und Sohn zu machen im Begriff sei, so reizend vor, und erregte die Sehnsucht, diejenigen Gegenstände endlich mit Augen zu sehn, von denen ich so oft mit Neid hatte erzählen hören.

Merck an Luise Franziska Merck 23. 8. 1772 (Wagner3 S. 57)

Wetzlar 20. 8. 1772

Je me suis très bien amusé à Giessen et à Wetzlar. Je suis ici [Frankfurt] depuis hier au soir ... Goethe reste encore à Wetzlar, il nous joindra à Coblence.

Dichtung und Wahrheit XIII (WA I 28, 175)

Wetzlar 20. 8. 1772

Mit Merck war verabredet, daß wir uns zur schönen Jahrszeit in Coblenz bei Frau von Laroche treffen wollten.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0204 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0204.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 209 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang