BuG: BuG II, A 921
Weimar vor 5. 6. 1780

An J. F. v. Fritsch o. Dat. (WA IV 4, 225)

Weimar vor 5. 6. 1780

Der Herzog hat mir gesagt, dass er dem Rittmeister die vierte Ration nicht geben wolle, auch dass er wünsche nunmehr mit weiterm Bitten verschont zu werden ... Er war wieder sehr unzufrieden dass man das was er nicht positiv abschlägt gleich für versprochen anzunehmen gewohnt ist.

An Lavater 5. 6. 1780 (WA IV 4, 227)

Weimar vor 5. 6. 1780

Du bist ... kein Poet, wie neulich iemand sehr wohl von deiner Offenbaarung bemerckte.

Knebel an Lavater 1. 9. 1780 (SchrGG 16, 354)

B2 216

Weimar vor 5. 6. 1780

Ich weiß es wohl, er ist nicht allezeit liebenswürdig. Er hat widrige Seiten. Ich habe sie wohl erfahren. Aber die Summe des Menschen zusammengenommen, ist unendlich gut. Er ist mir ein Erstaunen, auch selbst von Güte. – Der Durchreyßenden keiner sieht ihn – und doch urtheilt jeder. In Weimar selbst wird er kaum gesehen. In der Entfernung ist er nicht zu sehen. Noch zur Stunde schwör’ ich, daß seine Richtung grad, seine Absichten rein und gut sind. – Verkannt muß er werden, und er selbst scheint drinn zu existiren. Die Schönheit die sich unter der Maske zeigt, reizt ihn noch mehr. Er ist selbst ein wunderbares Gemisch – oder eine Doppelnatur, von Held und Comödiant. Doch prävalirt die Erste. – Er ist so biegsam als einer von uns. Aber Eitelkeit hat er noch etwas, seine Schwächen nicht zu zeigen. Da läßt er denn gemeiniglich leere Lücken, oder stellt einen Stein darvor, oder, wann er sie sehen läßt, schlägt er mit Fäusten zu, daß man sie ihm nicht berühre. – Wenn er’s nicht sagt, dann hat er seine Freunde am liebsten. Vor allen Sterblichen liebt und ehrt er Sie. Wann Sie den Herzog lieb haben müssen, so bedencken Sie, daß ihm Göthe zwey drittel von seiner Existenz gegeben! ...

Noch Eins zu Göthe! Er ist weitsehend, vielleicht zu weitsehend zu seinem Stand – und dann oft wieder zu nah. Dieß verwirrt den Blick der andern. Er sieht Dinge in Jahren kommen, die man gegenwärtiger glaubt, und hohlt andre aus der Ferne herbey. Dieß liegt in seinem eignen Gefühl, von der Reife. Auch hat niemand leicht genugsamen Unterricht von der Beschaffenheit seines Hofes, und seines Zustandes darinn. – Die Flügel sind ihm noch, durch das unvermeidliche Schicksal, wie andern, sehr gebunden.

Caroline Gräfin v. Goertz an J. E. Graf v. Goertz 11. 6. 1780 (GRFA)

Weimar vor 5. 6. 1780

Goethe file toujours le parfait amour, et le pauvre Stein plus bête qu’il n’a été reçoit en patience les mauvais propos du public, et de Mr. Goethe, et les humeurs de sa femme. Vous voyés que tout cela reste sur l’ancien pied.

Charlotte v. Stein an Sophie v. Schardt o. Dat. (Düntzer8 S. 292)

Weimar vor 5. 6. 1780

Komm bald nach Tisch oder auch zu Tisch, aber par hazard könnte es vielleicht sein, das Du Goethen nicht treffest; denn des Tags geht er seinen Geschäften und Vergnügen nach, und nur meist Abends beim Nachtessen hält er bei mir eine Stunde Ruhe. Um gewiss zu sein, müsst’ ichs ihm sagen lassen.

An Charlotte v. Stein 14. 6. 1780 (WA IV 4, 235)

Weimar vor 5. 6. 1780

Abends nach 7 ... Es ist nun die Zeit da ich Sie täglich zu sehn gewohnt bin, ausruhe und mich mit Ihnen in ganz freyen Gesprächen von dem Zwang des Tags erhohle.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0921 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0921.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 241 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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