Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1075
⟨9. August 1784⟩, Montag, Weimar

Kurz vor Lauterberg in der Gegend von erscheinen zu erst blosstehende Felsen von einem rauhen, porösen, ein sandiges Ansehn habenden Kalckstein 1 ich 2 vermuthe daß der Sandstein draufruht, denn dieser K.Stein ruht unmittelbar auf der grauen Wacke bey 3 der Königshütte, 4 in welcher Gegend auch ein Kalckstein in kleinen Lagen zum Vorschein kommt der sehr klüftig ist und zum 5 Zuschlag beym Eisen 6 Schmelzen gebraucht wird. Die graue Wacke an dieser Seite ist Glimmrich.

Auf der Konigs hütte schmelzen sie Eisenstein 7 von Elbingerode, Lerbach, und Andreasberg. der erste ist sehr dichte und mit hochrothen Punkten und Theilen einer Jaspisart gemischt. Der letzte kommt nur klein dahin.

  1. Kalckfelsen → Kalckstein  ↑
  2. Kalckstein ich > Kalckstein. Ich A  ↑
  3. Wacke bey > Wacke. Bey A  ↑
  4. Laut → der Königshütte  ↑
  5. der sehr klüftig ist und zum > der zum A  ↑
  6. Eisen erg  ↑
  7. eisenstein > Eisenstein  ↑

H: UB Leipzig, Bibliotheca Albertina, Slg. Hirzel B 165


Das foliierte Tagebuch umfaßt fünf vergilbte gerippte Doppelblätter und ein halbiertes (ca 160 × 197 mm), jeweils Vs rechts oben eigenhändig paginiert (1–11). Es ist auf ganzer Blattbreite, nur links einen schmalen Rand lassend, eigenhändig mit brauner und schwarzer Tinte beschrieben; Bl 11 Rs ist unbeschrieben. Einzelne Korrekturen und Ergänzungen wurden mit Bleistift vorgenommen.

Innerhalb des Textes zwei Gesteinszeichnungen: auf Bl 2 Rs, 45 × 70 mm, Feder mit brauner Tinte (S. 145; nicht im Corpus); auf Bl 7 Vs, 30 × 50 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 151; nicht im Corpus).



h: GSA 26/LVII,14


Es handelt sich um eine Abschrift von Johann August Friedrich John, angefertigt im Oktober 1820 (Tgb 5. Oktober 1820: Mundum der Harzreise von 1784.). Sie befindet sich in einem Umschlag von derberem, vergilbt grauem Konzeptpapier (ca 210 × 350 mm), der mit schwarzer und brauner Tinte von zwei verschiedenen Schreiberhänden beschriftet ist: »Mineralogie und Geologie / enthaltend / a. Geologische Reise v. J. 1784 durch / Thüringen. / b. Den Dornburger Schlossberg betr. / v. J. 1830.«

Die Abschrift besteht aus 6 Doppelbättern (Foliobögen) grauen gerippten Papiers, ca 195 × 320 mm. Jede Doppelblatthälfte ist auf der Vorderseite rechts oben paginiert (1–12). Die Blätter sind vertikal auf Mitte gebrochen und nur rechtshälftig beschrieben; die Zeichnungen aus der Vorlage blieben weg.

Goethe hat die Abschrift eigenhändig mit Bleistift durchkorrigiert. Tgb 7. Oktober 1820: Harzreise von 1784. Tagebuch derselben. Von seinen Korrekturen sind im Variantenverzeichnis diejenigen aufgeführt (mit der Sigle A), die Varianten gegenüber H darstellen, nicht aber diejenigen, die Versehen betreffen und nur den ursprünglichen Text wiederherstellen. Sonstige Varianten der Abschrift (orthographische Abweichungen und abweichende Abkürzungen Johns ausgenommen) werden mit dem Zusatz »J 2 in A« verzeichnet.



Notizen und Entwürfe zu H:

Sie sind beschrieben und gedruckt in LA II 7, 121–126 als Texte 55 (c), (d) und (e) sowie 56; vollständig und mit verbesserten Lesungen gegenüber WA II 9, 409.


D:

WA II 9, 155–168, udT: Geognostisches Tagebuch der Harzreise.

WA bietet eine Mischform von H und h, ohne die beiden Zeichnungen innerhalb des Textes; h ist außerdem berücksichtigt in den Lesarten, WA II 9, 367–371.

Lauterberg] Ziel am zweiten Reisetag, dem 9. August 1784.

Felsen bis Kalckstein] Es »sollen die Westersteine bei Bartolfelde und die Klippen am Kiebitzfang gewesen sein« (MA 2/2, 886). Sie bestehen aus Riffkalken des Zechsteins.

grauen Wacke] Grauwacke: ein Sedimentgestein; am genannten Ort aus der Devon-Formation.

Königshütte] Eisenhütte bei Bad Lauterberg.

Zuschlag] Zusatzstoffe, die den Schmelzprozeß von Erzen bei ihrer Verhüttung befördern sollen.

Glimmrich] Mit Einschlüssen von Glimmer (Silikaten).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, ⟨9.8.1784⟩ (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1075.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 143 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 558 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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