BuG: BuG II, A 1528
Weimar vor 5. 5. 1782

An Knebel 5. 5. 1782 (WA IV 5, 319)

Weimar vor 5. 5. 1782

Von dem Abbé Raynal, der uns einige Tage sehr angenehm unterhalten hat, werden dir deine Correspondentinnen wohl manches schreiben. Er stikt voll der angenehmsten Anekdoten die er mit dem französisch-philosophischen Weltgeiste unter einander verbindet. Er sagt den Königen die Wahrheit und schmeichelt den Frauen, läßt sich aus Paris verbannen, und weiß sich sehr gut in ieden kleinen Hof zu schiken ...

Wir haben auf des Abbé Raynal histoire philosophique des Indes eine Gesellschaft gegründet, die wöchentlich dreymal zusammenkommt und es durchlesen will. Wir nehmen die Karten dazu und ein ieder trägt zu Erklärung für die Damen das seinige bey. Es ist wenigstens ein Band auf eine Weile und wir wollen sehen wie es hält. Hast du Wielands Übersetzung der Horazischen Episteln gesehen? ... Wenn man sie laut in Gesellschaft liest, fühlt man, wie glüklich er mit dem einen Fuß auf dem alten Rom und mit dem andern in unsrem deutschen Reiche stehet, und sich angenehm hin und herschaukelt.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1528 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1528.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 360 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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