BuG: BuG II, A 1522
Weimar 19./29. 4. 1782

W. v. Diede, Tagebuch (Festschrift FDH S. 23)

B2 228

Weimar 19./29. 4. 1782

Der Herzog begegnete mir diesmal und im Gefolge der vorjährigen Auseinandersetzung sehr wohl. Auch der nunmehrige Geheime Rath Goethe thaute gegen uns auf und beschäftigte sich viel mit uns ... Da mir der Geheime Rath Goethe diesesmal mehr Offenherzigkeit und Gehör als ehedessen gönnte, so nutzte ich die Gelegenheit um mich mit ihm über landwirtschaftliche Sachen und über meine Ziegenberger Anlagen zu besprechen. Er fand Vergnügen an meinen Beschreibungen des Ortes, und ich zog ihn über die fernere Verschönerung des Sophienplatzes zu Rathe, auf welchem ich ein drittes Denkmal zur Vereinbarung der beiden vorhandenen zu setzen willens war. Er ging in die Sache willig ein, teilte mir seine Gedanken mit und erbot sich den Stein unter seiner Aufsicht bearbeiten zu lassen. Ich schickte ihm nochmals die Zeichnung vom Platze mit denen vorhabenden Veränderungen, und er ward mir bei der Ausführung der Sache nützlich.

W. v. Diede (Festschrift FDH S. 24)

Weimar 19./29. 4. 1782

Demnächst hatte ich den Gedanken gefaßt, noch ein Stück des Waldes zu dem Platz zu ziehen und ein drittes Monument zu setzen, dessen Sinn die beiden anderen zu einem Ganzen vereinigen könnte. Diesen teilte ich bei meiner Anwesenheit in Weimar meinen dortigen Freunden, unter andern dem einsichtsvollen Herrn Goethe mit, welcher in die Sache mit Theilnehmung einging, die Form des neuen Monumentes bestimmte und dessen artige Inschriften angab, wie solches seine beigelegten interessanten Schreiben bezeugen. Ich übergab ihm Zeichnung des Platzes und der nahen Waldgegend, und es ward beschlossen, den Pfad des Einganges von dem schönen Wege her zu verlegen, welches einen der schönsten Gänge des Waldes hervorbrachte, und solchen in die Mitte des Mittelganges zu führen, da dann das neue Monument gerade gegenüber zu stellen wäre, dergestalt daß solches beim Eintritt zuerst in die Augen fiele, jedoch die anderen beiden zugleich mitgesehen würden. Nachdem alles dergestalt beschlossen war, meldete ich solches mit Zurücksendung des Planes nach Ziegenberg, woselbst die Nachricht am 27. Mai eintraf, worauf sogleich die vorgeschriebenen Änderungen vorgenommen, der Grundstein zu dem Fundament angeschafft und solches gelegt wurden. Das Monument wurde in Weimar unter der Aufsicht des Herrn Goethe verfertiget.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1522 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1522.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 359 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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