BuG: BuG II, A 2062
Jena 8. 5. 1784

H. Koch nach Akten des Jenaer Ratsarchivs (WZUJ 2,1 S. 101)

Jena 8. 5. 1784

Am 8. Mai wurde die Besichtigung fortgesetzt, Paulßen traf etwas verspätet ein, und bei dieser Gelegenheit schlug Goethe vor, „den ohnehin gantz wohl entbehrlichen und zur Zierde gar nicht dienlichen Pforten-Thurm zwischen der Schloß- und Zwingermauer abzutragen“, um die dabei anfallenden Steine anderswo zu verwenden. Hierzu konnte Paulßen nun freilich keine Zusage machen, da er vorher den Stadtrat und die Bürgerschaft befragen müßte, worauf ihm Goethe auseinandersetzte: „Es würde einige Widersinnigkeit seitens des Rates und der Bürgerschaft um so unerwarteter sein, jemehr jedem treuen Unterthan in devotester Erinnerung seyn sollte, wieviele Höchste Gnade Serenissimus clementissime Regens von jeher und besonders in den letzten Wasser-Calamitaeten auf Jena und seine Erhaltung zu verwenden huldreichst geruhet, auch wie die ansehnlichen Stein-Vorräthe von der Schloßmauer zur Wiederherstellung der Tonnenmühle und Mühllachenbrücke, des Neuwerker Brauhauses und sonstigen dringenden Reparaturen verwendet würden, und da diese Vorräte schon so weit geschmolzen und nicht allein hinreichig sind, die Stadt sonst mit vielen Kosten auf die vielen Erfordernisse Rath zu schaffen sich genöthigt sehen muß, was jetzt mit wenigerem Aufwande recht wohl geschehen kann. Paulßen solle diese Gründe dem Stadtrat ohne Verzug begreiflich machen“. Paulßen spürte wohl, daß in dieser Frage nicht mit dem Minister zu spaßen sei, wie denn auch gleichzeitig Goethe darauf hinwies, daß Anlieger an der Mühllache in deren Bett allerhand Einbauten, Stakete etc. angebracht hatten, die den geregelten Wasserablauf beeinträchtigten. Paulßen erhielt den Auftrag, sich namentlich mit dem Prof. Reichardt deshalb ins Benehmen zu setzen. Danach besichtigte Goethe das Schloßpförtchen, erhielt von Timmler und Henschel die Gewißheit, daß der Abbruch ohne jede Schwierigkeit ausgeführt werden könne, und er „verfügte, daß mit dem Abbruch je eher je lieber vorzuschreiten sei und Paulßens Vortrag vor senatui beschleunigt werden möchte“.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2062 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2062.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 456 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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