BuG: BuG II, A 2390
Neustadt - Karlsbad 30. 6. 1785

Knebel, Tagebuch 30. 6. 1785 (GSA Nachlaß Knebel)

Hof, Marktleuthen, Wunsiedel 30. 6. 1785

Morgens nach 8 von Hof weg. Commissionsrath Büttner daselbst ... Mittags in Markleuthen. Herrlicher Granit daselbst. Um 5 Uhr Wunsidel. Nachdem Catharinenberg u. Sichersreuth zu Fuß. Gneiß, Thon u. Glimmerschiefer.

Knebel, Aufzeichnungen 2. 7. 1785 (Knebel, Lit. Nachl. 3, 380)

Hof, Marktleuthen, Wunsiedel 30. 6. 1785

Wir waren den andern Morgen, als den 30. Juni, mit Vergnügen erwacht, fanden die ganze Gegend des Marktes vor unserm Gasthof schon im Leben, und machten nun Anstalt zur weitern Fortreise.

Nach acht Uhr reisten wir ab, unter fröhlichem Sonnenschein, und glaubten nun, indem wir uns den Grundgebirgen näherten, überall Merkwürdigkeiten anzutreffen. In der That fanden wir überall an unserm Wege artiges und merkwürdiges Gestein. Keine kleine halbe Stunde von Hof sahen wir aufgerichtete Steine an der Chaussee, von weißer schimmernder Gestalt. Wir ließen einige herbeiholen, und fanden, daß es weißer Quarz mit silberweißem Glimmer war, der ein sehr blendendes Ansehen hatte, und vermuthlich aus der Gegend zur Chaussee herbeigeholt sein mochte, denn wir fanden nachher nichts mehr von diesem Gestein. Artige durchäderte Quarze in Menge, auch röthlich jaspisartigen Eisenstein; doch verfolgte uns der Thonschiefer bald wieder, und wir fanden erst in der Gegend von Markleuthen den ersten mächtigen Granit, von weißem Feldspath, mit untergemengten Zoll langen und größern Stücken, violettfarbigem Quarz und schwarzem Glimmer. Dieser Granit nimmt sich sehr schön aus. Wir versahen uns auch mit mehrern Stücken.

In Markleuthen speisten wir, wo treffliches Bier ist, und wir gut bewirthet wurden. Den Granit trafen wir nun daselbst aller Orten, und es wird viel davon gearbeitet. Gut genährt und beseelt von dem Einflusse des starken Bieres, an dem heißen Tage, machten wir uns weiter; fanden aber bald wieder unsern alten Schiefer, der uns bis Wunsiedel begleitete, wo wir Abends fünf Uhr ankamen.

Dieser Ort, dessen Lage ziemlich hoch ist, hat dennoch eine ziemlich reiche und lebhafte Vegetation. Überhaupt bewunderten wir solche auf unserm ganzen Wege durch den Fichtelberg her. Es mag sein, weil er sich in ausgedehnteren Bezirken gleichsam erhebt, um welche die hohen Spitzen sich allmälig emporstrecken, und nicht so steil und abgerissen ist, daß sich eine sanftere Luft in diesen hohen Thälern länger erhält. Wir fanden überall ziemlich gutes Wachsthum der Früchte. Die Stadt selbst ist, für eine solche Bergstadt, ziemlich reinlich und proper; doch die Gegend umher nicht so romantisch, als wir uns vielleicht vorstellten.

Nachdem wir ein wenig ausgeruht hatten, begaben wir uns mit unserm Wirth auf den Katharinenberg, der zunächst an der Stadt liegt, und wo noch eine alte Kirche steht, deren Thurm noch bis jetzt in einer Art von baulichen Würden erhalten wird. Wir ergötzten uns einige Zeit an der Aussicht, und da ich die Luchsburg und neben ihr Sichersreuth liegen sah, so bekam ich Lust, noch diesen Abend einen dieser Orte zu besuchen. Wir entschieden uns für Sichersreuth, das eine gute halbe Stunde abliegt, gingen dahin, besahen das neuangelegte Haus von dem Minister Seckendorf, dessen Größe uns zwar in die Augen fiel, dessen innere Einrichtung aber auf sehr verträgliche Gesellschaft kalkulirt zu sein scheint; versuchten von dem Brunnen, dessen Stärke und Geschmack uns vortrefflich vorkam, und mir besonders sehr wohl that, und kehrten etwas spät Abends wieder hierher zurück.

Geschichte meines botanischen Studiums (LA I 9, 17)

Hof, Marktleuthen, Wunsiedel 30. 6.(?) 1785

In vergnüglichem Erinnern mag ich noch gerne gedenken, mit wie frohem Erstaunen wir die Arnica montana, nach erstiegener vogtländischer Bergeshöhe, an sanften, sonnigen Abhängen, feuchter, aber nicht sumpfiger Wiesen, herrschend ja wütend erblickten, und wie angenehm zu gleicher Zeit mannigfaltige Gentianen uns begegneten.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2390 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2390.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 528 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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