BuG: BuG II, A 2380
Jena 22. 6. 1785

Knebel, Tagebuch 22. 6. 1785 (GSA Nachlaß Knebel)

Jena 22. 6. 1785

Morgens Göthe – Wedel. Eingepakt. Nachmittags spaziren.

F. Cohn nach F. G. Dietrich (Dtsch. Rundschau 7, 443)

Jena 22.(?) 6. 1785

Auf der Reise nach dem Karlsbad in Gesellschaft des Major v. Knebel begriffen, war Goethe am 20. Juni 1785 zufällig dem siebzehnjärigen Dietrich auf dem Burgweg bei Jena begegnet, wie er, mit der Botanisirtrommel auf dem Rücken, von einer botanischen Excursion zurückkehrte; er hatte ihn angehalten, ihm Namen und Merkmale der gesammelten Pflanzen abgefragt, und nachdem er ihn als erfahrenen Pflanzenkenner erprobt, ihm ohne Weiteres die Frage gestellt, ob er ihn sofort als Botanikus nach Karlsbad begleiten wolle, was Dietrich mit Freuden annahm.

Der Verfasser teilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit (LA I 10, 324)

Jena 22.(?) 6. 1785

In Ziegenhain hatte sich besonders eine Familie Dietrich hervorgetan; der Stammvater derselben, sogar von Linné bemerkt, hatte von diesem hochverehrten Manne ein eigenhändiges Schreiben aufzuweisen, durch welches Diplom er sich wie billig in den botanischen Adelstand erhoben fühlte. Nach seinem Ableben setzte der Sohn die Geschäfte fort, welche hauptsächlich darin bestanden, daß die sogenannten Lektionen, nämlich Bündel der jede Woche blühenden Gewächse, Lehrenden und Lernenden von allen Seiten herangeschafft wurden. Die joviale Wirksamkeit des Mannes verbreitete sich bis nach Weimar, und so ward ich nach und nach mit der Jenaischen reichen Flora bekannt.

Noch einen größern Einfluß aber auf meine Belehrung hatte der Enkel Friedrich Gottlieb Dietrich. Als wohlgebauter Jüngling, von regelmäßig angenehmer Gesichtsbildung, schritt er vor, mit frischer Jugendkraft und Lust sich der Pflanzenwelt zu bemeistern; sein glückliches Gedächtnis hielt alle die seltsamen Benennungen fest, und reichte sie ihm jeden Augenblick zum Gebrauche dar; seine Gegenwart sagte mir zu, da ein offner freier Charakter aus Wesen und Tun hervorleuchtete, und so ward ich bewogen auf einer Reise nach Karlsbad ihn mit mir zu nehmen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2380 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2380.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 523 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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