Goethes Briefe: GB 2, Nr. 219
An Philipp Erasmus Reich

〈Frankfurt a. M. 〉, 31. März 1775. Freitag → 〈Leipzig〉


A. B. C. D. sind die vier ersten Phisiogn. Ubungen, die übrigen werden alle apart gedruckt ​ 1 und eingehefftet also gewiss auch die. dass Lav. verlangte ich solle den Abdruck ​ 2 der einen mitschicken, war dünckt mich nur dem Sezzer sinnlich zu zeigen dass Frag. u Antworten gegen einander über auf zwey Seiten kämen, da denn die Tafel dazwischen würde gebunden werden. Doch schreib ich gleich deswegen und besorge die andern Vignetten. die Trenckm. Geschichte hat mich sehr frappirt. dℓ. 31 Merz 75.

G.

  1. geg ​druckt​ ↑
  2. die P den Abdruck​ ↑

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 45. – 1 Bl. 17,1 × 10,9 cm, Bordüre aus gereihten Krönchen (vgl. Mick, Nr 1–3), 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am unteren Rand umgekehrt zur Schreibrichtung des Brieftextes Empfangsvermerk: „1775. 3. April Ffurth / Goethe / d 5“.

E: Goethes Briefe an Leipziger Freunde (1849), 222, Nr 6.

WA IV 2 (1887), 251 f., Nr 314 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 212).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

A. B. C. D.] Vgl. zu 181,13–14 .

Phisogn. Ubungen] Über die „Physiognomischen Uebungen“ im 17. Fragment des 1. Bandes von Lavaters „Physiognomischen Fragmenten“ vgl. zu 178,7–8 .

apart] Hier: gesondert, extra (von franz. à part: abgesondert, beiseite).

dazwischen würde gebunden] Der Druck erfolgte, wie Goethe es im Folgenden beschreibt. Die „Uebungen“ A–D bestehen aus Fragen, die auf der linken Seite gedruckt sind; die Antworten stehen jeweils auf der rechten Seite. Die Tafeln mit Profilzeichnungen, Silhouetten und Umrissen, auf die sich Fragen und Antworten beziehen, sind dazwischen unpaginiert eingeheftet. In den physiognomischen Beschreibungen, die ab E folgen, sind die Tafeln ebenfalls zwischen die entsprechenden Seiten gebunden.

Doch schreib ich gleich deswegen] Ein entsprechender Brief an Lavater, die Einrichtung des Drucks betreffend, ist nicht überliefert (vgl. EB 76 ).

die andern Vignetten] Vgl. Nr 222 . Möglicherweise bezieht sich Reichs Notiz, den 5. April betreffend (vgl. Überlieferung), auf den Empfang dieser Vignetten; in Goethes „Ausgabebüchlein“ ist unter dem 1. April eine Paketsendung mit Kupferplatten für Reich in Leipzig verzeichnet (vgl. AB, 3). Vielleicht handelte es sich um die Vignetten.

Trenckm. Geschichte] Trenckmannische Geschichte. – Gottlob Heinrich Trenckmann, Doktor der Rechte in Leipzig, war verheiratet mit Louise Marie Wilhelmine, einer Tochter des Buchdruckers und Verlegers Johann Gottlob Immanuel Breitkopf. Zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn kam es zu Auseinandersetzungen über ein Haus in der Nikolaistraße, das die Tochter mit in die Ehe gebracht hatte. Breitkopf beschuldigte Trenckmann, sich zu Lasten des Hauses Geld geliehen zu haben und unter Heiratsabsichten mit einem Fräulein Steger geflohen zu sein. Trenckmann wurde steckbrieflich gesucht, aufgefunden und angeklagt. Er bestritt seine Schuld und verweigerte eine Ehescheidung. Welchen Ausgang die Sache nahm, ist nicht bekannt. Belegt ist jedoch, dass das umstrittene Haus im Jahr 1772 von Breitkopf erworben worden und 1774, im Jahr der Eheschließung Trenckmanns, an diesen übergegangen, 1777 schließlich aber wieder im Besitz Breitkopfs war. (Nach freundlichen Mitteilungen von Gina Klank, Stadtarchiv Leipzig.)

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 219 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR219_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 181, Nr 219 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 455–456, Nr 219 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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