Goethes Briefe: GB 2, Nr. 55
An Hans Buff

〈Frankfurt a. M. , 15. oder 16. September 1773. Mittwoch oder Donnerstag〉 → 〈Wetzlar〉


Gratulire lieber Hans zur glücklichen Genesung und wünsche dass mein Brief euch alle wieder gesund treffen möge. Geben Sie innliegenden Brief Hℓ. Krafft Bremischen Canzellisten der so gut seyn wird ihn Hℓ Kestner zu übermachen. Empfelen sie mich dem lieben Papa und Schw. Carlingen. Viel Grüsse an Msll Lengen, Dorthel und Angen, und die andern Mädgens und Bubens sollen brav seyn, und Mandeln haben und Bilder wenn ich komme.

G.


Sagen Sie doch Lengen sie soll Lotten die ​ 1 Läppgen zum Flicken des ​ 2 blaugestrieften Nachtjäckgens schicken, die sie vergessen hat. sie werden sich wohl finden. Oder besser / lass er sich sie von Lengen geben und schick er mir sie mit der fahrenden Post ich will sie Lotten schicken es muss ihr aber niemand davon was schreiben.

  1. z ​die​ ↑
  2.  de× ​s ​ ↑

Aus der Bitte um die Läppgen ( 44,4 ), die Goethe nach Erhalt am 31. Oktober 1773 an Charlotte Kestner schickte (vgl. Beilagen zu Nr 61 ), lässt sich schließen, dass der vorliegende Brief vor dem 31. Oktober geschrieben sein muss. Bei dem beigeschlossenen Brief an Kestner kann es sich nur um Nr 54 vom 15. September 1773 handeln, da bis zum 31. Oktober offenbar kein weiterer Brief an Kestner gesandt wurde. Dass Nr 54 nicht direkt nach Hannover geschickt wurde, sondern einer anderen Sendung beigeschlossen war, wird durch die Anschrift belegt, die keine Postspuren trägt (vgl. Überlieferung zu Nr 54 ). Die Niederschrift von Nr 54 erfolgte am Abend des 15. September (vgl. 42,30 ). Der vorliegende Brief könnte ebenfalls am Abend des 15., möglicherweise aber auch erst am folgenden Tag geschrieben worden sein.

H: GSA Weimar, Sign.: 29/124,I. – 1 Bl. 11,3(–11,5) × 18,5 cm, 1 ¼ S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: Nr 54 (vgl. 43,20–21 ).

E: Goethe und Werther​1 (1854), 187, Nr 84.

WA IV 2 (1887), 107 f., Nr 169 (Hinweis auf H im GSA in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 207).

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Hans Buffs (vgl. zu 43,19 ). – Der Antwortbrief (vgl. zu 49,19 ) ist nicht überliefert.

Gratulire 〈…〉 Genesung] Offenbar hatte Hans Buff in seinem nicht überlieferten Bezugsbrief von seiner gesundheitlichen Wiederherstellung berichtet. Da sich Goethes Genesungswünsche aber nicht nur auf Hans beziehen, ist anzunehmen, dass auch die Brüder erkrankt waren, woraus sich der inhaltliche Bezug zu Nr 52 ergibt (vgl. 40,1–2 ).

innliegenden Brief] Nr 54 (vgl. auch Datierung).

Papa] Adam Henrich Buff.

Schw. Carlingen] Hans Buffs älteste Schwester Caroline.

Lengen, Dorthel und Angen] Helene Buff sowie die Nachbarstöchter Dorothea und Anna Brandt.

Mädgens und Bubens] Gemeint sein könnten alle acht jüngeren Geschwister Hans Buffs (vgl. GB 1 I, einleitende Erläuterung zu Nr 101 ).

Bilder] Gemeint sind wahrscheinlich bedruckte Bilderbögen zum Ausschneiden, wie sie in „Dichtung und Wahrheit“ beschrieben werden: Die Buden des sogenannten ​Pfarreisen waren uns Kindern sehr bedeutend, und wir trugen manchen Batzen hin, um uns farbige, mit goldenen Thieren bedruckte Bogen anzuschaffen. (AA DuW 1, 19 [1. Buch].)

Läppgen 〈…〉 blaugestrieften Nachtjäckgens] Gestrieft: von mundartlich ‚Striefe‘ für ‚Streifen‘ (vgl. Adelung 4, 450). – Charlottes blaugestreiftes Hausjäckchen erwähnt Goethe auch in seinen Briefen an Kestner (vgl. 32,25 sowie GB 1 II, 240,12 ). Das hier erbetene Läppgen übersandte Goethe in seinem Brief an Charlotte Kestner vom 31. Oktober 1773 (vgl. Beilagen zu Nr 61 ).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 55 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR055_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 43–44, Nr 55 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 114–115, Nr 55 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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