Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 990
⟨28. Oktober–3. November 1781⟩, Sonntag─Samstag, Jena

Mit d. alten Einsiedel nach Jena. dort Anatomie.

H: GSA 27/6


Das Tagebuch 1781 ist von Goethe fast durchweg eigenhändig geschrieben. Die Korrektur in der Tgb-Eintragung Jan. 81. und die Tgb-Eintragung Aprill. bis studirt. von der Hand Philipp Seidels. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf nachträglich eingehefteten Blättern (170 × 210 mm) im »Sachsen-Weimarischen Calender« für 1780, zwischen der letzten bedruckten Seite und dem linken hinteren Vorsatzblatt des Kalenders.

Blätter insgesamt: 6

Beschriebene Blätter: 4


Die Blätter aus festem Schreibpapier, stark abgegriffen. Die oberen Ränder beschnitten, die unteren und äußeren Ränder einwärts gebogen. Auf der Rückseite von Blatt 5 Tintenflecke. Fadenheftung.


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, etwas verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

1.–4. August: (d. 1. bis Carolingen waren,)

8.–13. August: (d. 8. bis dann zu .)

14. August: (14 bis bey essen).

15. August: (Bey den Arbeitern bis Kinderlehre)

16. August: Waldner war(.)

22. August: Klammer nach von Gluck.

28. August – 15. Oktober: (28. bis nach Hause.)

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

1. August: in merckwürdig vertikaler Strich über g

4. August: nach Parade Silbentrennungsstrich ergänzt

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts oben.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1:

Vs:

Tgb-Eintr Jan. 81. / Aprill.

Rs leer

Bl 2:

Vs:

Tgb-Eintr 1.–16. Januar

Rs:

Tgb-Eintr 17. Januar, 1.–4. August

Bl 3:

Tgb-Eintr August

Bl 4:

Vs:

Tgb-Eintr 25. August – 2. Oktober

Rs:

Tgb-Eintr Oktober-Dezember

Bl 5–6 leer


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 126–139 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1780. 1781. 1782. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 4. Bd, Nr 43. S. 127–128 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 237–248 WA III 1, 127–133, udT: 1781., und in den Lesarten dazu, WA III 1, 362

Mit d. alten Einsiedel nach Jena] Siehe Brief an Jacob Friedrich von Fritsch, 28. Oktober 1781 (WA IV 7, 366), und Brief an Carl August, 4. November 1781 (WA IV 5, 209–210): Ich habe indess als moralischer Leibartzt einen verworrnen Handel zwar leider nicht ans Ende 〈…〉 doch biß zur Entwicklung führen helfen. Eine alte Kranckheit zerrüttet die Einsiedlische Famielie, der Häusliche, politische, moralische Zustand hat auf den Vater ⟨August Hildebrand von Einsiedel⟩ so gewürckt, daß er nahe an der Tollheit, wahnsinnige, wenigstens schweer erklärliche Handlungen vorgenommen hat, endlich zu Hause durchgegangen ist und seinen Sohn ⟨Friedrich Hildebrand⟩ hier ⟨in Weimar⟩ aufgesucht hat. Ich habe mich 〈…〉 des Alten bemächtigt und ihn nach Jena in das Schloß gebracht, wo ich ihn unterhielt, biß seine Söhne ⟨Friedrich Hildebrand und Johann August⟩ ankamen 〈…〉. Die ganze Woche ist mir auf diese Besorgnisse aufgegangen 〈…〉.

Anatomie] Anatomische Untersuchungen mit Justus Christian Loder im Jenaer Anatomieturm. Siehe Brief an Charlotte von Stein, 29. Oktober 1781 (WA IV 5, 207): Ein beschweerlicher Liebesdienst den ich übernommen habe, führt mich meyner Liebhaberey näher. Siehe Brief an Carl August, 4. November 1781 (WA IV 5, 211): Mir hat er ⟨Loder⟩ in diesen 8 Tagen ⟨28. Oktober – 3. November⟩, die wir freylich 〈…〉 fast ganz dazu anwanden, Osteologie ⟨Knochenlehre⟩ und Müologie ⟨Muskellehre⟩ durch demonstrirt. Zwey Unglückliche waren uns eben zum Glück gestorben die wir denn auch ziemlich abgeschält und ihnen von dem sündigen Fleische geholfen haben. Siehe Justus Christian Loder an Bertuch, zwischen 28. Oktober und 2. November 1781 (LA II 9 A, 276; BG 2, 328): »Eben ist Goethe hier, und ich unterhalte ihn den ganzen Tag. Er ist auch ein treufleißiger Auditeur in allen meinen Kolegiis, und wir haben hernach herrliche Unterredungen darüber.« Siehe Knebel, Tagebuch 2. November 1781 (LA II 9 A, 277): »Nachmittag 1. Uhr von Weimar abgereißt. Jena. Göthe im Schloß. Mit ihm u. Loder in die Anatomie. Studentenpicknick. bey die Einsiedels. In der Sonne.« Siehe Karl Ludwig von Knebel an Henriette von Knebel, Entwurf, 3. November 1781 (LA II 9 A, 276): »Ich kam gegen 4 Uhr hier ⟨in Jena⟩ an. Fand Goethen alleine mit Loder im Schloß, unter Totengerippen und Schädeln und mit anatomischen Studien umgeben. 〈…〉 G. erzählte mir nachher die Umstände der Absicht in welcher er hier ist. Wir gingen zusammen mit Loder zu seiner Lehrstunde in die Anatomie, wo zwei tote Körper waren 〈…〉«.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, ⟨28.10.–3.11.1781⟩ (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0990.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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