BuG: BuG II, A 1371
Jena 28. 10./2. 11. 1781

Tagebuch Okt./Nov. 1781 (WA III 1, 132)

Jena 28. 10./2. 11. 1781

Mit d. alten Einsiedel nach Jena. dort Anatomie.

An Carl August 4. 11. 1781 (WA IV 5, 209)

Jena 28. 10./2. 11. 1781

Ich habe indess als moralischer Leibartzt einen verworrnen Handel ... biß zur Entwicklung führen helfen. Eine alte Kranckheit zerrüttet die Einsiedlische Famielie, der Häusliche, politische, moralische Zustand hat auf den Vater so gewürckt, daß er nahe an der Tollheit, wahnsinnige, wenigstens schweer erklärliche Handlungen vorgenommen hat, endlich zu Hause durchgegangen ist und seinen Sohn hier [Weimar] aufgesucht hat. Ich habe mich ... des Alten bemächtigt und ihn nach Jena in das Schloß gebracht, wo ich ihn unterhielt, biß seine Söhne ankamen, die indeß zu Hause mit Mutter und Onckle negotiirt und die Sache auf einen Weg geleitet hatten. Die ganze Woche ist mir auf diese Besorgnisse aufgegangen ...

Knebel nahm in Jena von mir Abschied und ging von da auf Saalfeld. Wenn er den Üblen so gut abhelfen oder sie tragen könnte, als er sie sieht, so würde er bald unentbehrlich seyn. In seinem ietzigen Zustande würckt alles auf ihn ohne daß er widerstehn oder gegenwürcken mögte, er hat sich Begriffe vom Leben und vom Zustande gemacht die eines ehrlichen Mannes nicht unwerth sind, nur scheint mir besteht sein Haupt Unglück darinne, daß er theils einmal ganz allein handlen und sich selbst überlassen seyn will, und gleich darauf wieder eine Vormundschafftliche Sorge von andern fordert.

Loder ist das geschäfftigste und gefälligste Wesen von der Welt, er freut und bereitet sich auf den fürstlichen Cursum Philologikum [Physiologikum?]. Ich habe mich ... gehütet ihm über die Studia der Prinzen nähere Begriffe zu geben. Mir hat er in diesen 8 Tagen, die wir freylich so viel es meine Wächterschafft litte fast ganz dazu anwanden, Osteologie und Müologie durch demonstrirt. Zwey Unglückliche waren uns eben zum Glück gestorben die wir denn auch ziemlich abgeschält und ihnen von dem sündigen Fleische geholfen haben.

An Charlotte v. Stein 29. 10. 1781 (WA IV 5, 207)

Jena 28. 10./2. 11. 1781

Ein beschweerlicher Liebesdienst den ich übernommen habe, führt mich meiner Liebhaberey näher. Loder erklärt mir alle Beine und Muskeln und ich werde in wenig Tagen vieles fassen.

J. Chr. Loder an Bertucho. Dat. (GJb 2, 376)

B2 224

Jena 28. 10./2. 11. (?) 1781

Eben ist Goethe hier und ich unterhalte ihn den ganzen Tag. Er ist auch ein treufleissiger Auditor in allen meinen Collegiis und wir haben nachher herrliche Unterredungen darüber.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1371 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1371.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 327 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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