BuG: BuG II, A 1264
Weimar 24. 6. 1781

An J. F. v. Fritsch 24. 6. 1781 (WA IV 5, 151)

Weimar 24.(?) 6. 1781

Ferner muß ich eines Menschen gedencken der sich gegenwärtig hier aufhält und dessen Zustand mich in Verlegenheit sezt. Es ist der Fechtmeister Fellon von Leipzig. Dieser Mensch ... zeigte sich in Belvedere, und bestand in einem Versuch mit dem hiesigen Fechtmeister nicht übel ... ich hies ihn nach Leipzig zurückgehn und versprach ihm nach eingehohlter Erkundigung von dem Herrn Prof. Clodius auf den er sich berief eine baldige Entschliesung ...

Indessen ist mehrgenannter Fellon, der von Herrn Clodius gehört, daß er ihm ein gutes Zeugniß gegeben habe, hier angekommen, und liegt mit seiner Frau, ohne einen Heller Geld, wie er mir mit der grösten, einem Franzosen nur möglichen Leichtigkeit versichert, im Elephanten, und bittet flehentlich um das Stückgen Brod, das ich ihm wohl gerne gönnen mögte. Ausser seiner Armuth spricht seine Munterkeit für ihn, und sein artiges Betragen, das mich überzeugt er werde mit iungen Leuten sich gut zu benehmen wissen und sich Schüler machen. Er wünscht nur etwas weniges zur Einrichtung und den Fechtboden frey, so getraut er sich ohne Pension seinen Lebensunterhalt zu erwerben, wollte man ihm 50 rh. oder 100 f. iährlich akkordiren so würde er glücklich seyn ...

Da aber auf der andern Seite auch verschiednes für Brincken spricht: so wage ich nicht ienen ausschlieslich zu empfehlen ... Serenissimo, und Herrn Geh. Rath Schnaus habe eben diese Gesinnungen zu erkennen gegeben. Was ich an Brincken aussetze ist daß er zu still, nicht gegen iunge Leute prävenant genug, und für unsre Akademischen Umstände zu vornehm seyn möchte.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1264 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1264.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 304 f. (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang