BuG: BuG II, A 1245
Weimar Mai 1781

G. Chr. Tobler an Lavater Mai 1781 (SchrGG 16, 356)

B2 219

Weimar Mai 1781

Die angenehmste, umgänglichste [in Weimar] ist die Fr. v. Stein. – Aber ich kann so wenig zu einem hohen reinen Grade von Achtung für sie kommen, als zu einem hohen Grade von Zärtlichkeit gegen Goethe: Der mir sonst weit, unverdient weit artiger freündlicher, undrükender begegnet, als ich vermuthet hätte. Ich habe ein paarmahl allein mit ihm zu Mittag gegeßen und von seinen Sachen giebt er mir viel zu lesen und will auch mein Übersezungswesen sehen. Seine Vögel sind unnachahmliches aristophanisch süblimes Persiflage. Seine Befreyung von Holland [Egmont] bis an den lezten Act fertig – politisch voll herrlicher Gedanken. Auch hat er was geschrieben über des Königs von Preüßen Schrift, das mir aber am wenigsten Goethisch ist, in Form eines Gesprächs ... Goethe hat mich gestern Abends noch in die Schule genommen, daß ich nicht zuviel aus ihrem Weimarwesen etc. plaudern soll.

An Knebel 27. 7. 1782 (WA IV 6, 18)

Weimar Mai 1781

Wovon dir Tobler schrieb ... ist folgendes: Wie er das erstemal hier weggeht, schreibt er in einem Briefe an Lavatern über uns alle Urtheile die mit unter nicht die günstigsten sind, und lässt unvorsichtig das Blatt in ein Paar Beinkleidern stecken die er dem Schneider zur Reparatur hinterläßt. Von da zirkulirt dieses Dokument im Publiko und macht leidige Sensationen. Doch ist alles getischt und vorbey. Ich hab ihm zur Warnung die Sache nicht verschwiegen.

An Lavater 22. 6. 1781 (WA IV 5, 150)

Weimar Mai 1781

Wir haben ihn [Tobler] gar lieb gewonnen, und es ist ihm bey uns so wohl, als unter seinen Umständen möglich, geworden.

Caroline Herder an J. G. Müller o. Dat. (Prot. Monatsbll. 14, 92)

Weimar Mai 1781

Über Tobler will ich Sie was fragen ... Bei all’ seinem Verstand, seiner Artigkeit, Bescheidenheit, hübscher Art zu sprechen, zu erzählen, zu urtheilen, hab’ weder ich noch mein Mann einen Herzenszug zu ihm verspürt; er war etliche mal bei uns, hat mit uns gegessen, aber unser Herz blieb kalt; er hat bei Herrn von Knebel logirt, wurde in demselben Cirkel (Goethe und die fürstlichen Personen dazu gerechnet) sehr geehrt, geliebt und als der philosophischste, gelehrteste, geliebteste Mensch erhoben, kurz, sie sprechen von ihm als von einem Menschen höherer Art. Er war 14 Tage hier, hat griechisch übersetzt und Gedichte da gelassen, die sehr hoch gehalten werden; wir haben sie nicht gesehen.

An J. Chr. Kestner 30. 5. 1781 (WA IV 5, 129)

Weimar Mai 1781

Brandes war nur wenige Zeit bey mir.

Merck an H. Chr. Boie 28. 5. 1781 (Mitteilungen Berlin 1917, 71)

Weimar Mai 1781

Goethe lebt sehr stille für sich in seinen Geschäften weg und entzieht sich dem Hofe, so viel er kann. Seine Gesundheit ist nicht die Beste. Ich wollte überhaupt, daß er aus dieser Galeere, und auf einem bessern Clima säße. Denn man kann sich nichts abscheulicheres zu leben gedenken, als den Thüringer Wald und seine Fröste.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1245 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1245.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 301 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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