BuG: BuG II, A 1196
Weimar März/Mitte April 1781

Wieland an Merck 13. 4. 1781 (Gräf2 S. 86)

Weimar März/Mitte April 1781

Du möchtest gerne wissen, was man hier von eurer lezten Reise mit dem H[erzog] gesagt, und besonders was Göthe davon gesagt habe? Antwort ad primum: Nichts – man ist hier gar nicht gewohnt von dergleichen Dingen, ja so zu sagen von irgend einem Ding Etwas zu sagen. Der Herr Bruder muß uns darum, weil Er selbst nun auf dem Wege ist, ein großer Politikus zu werden, nicht für so ganz unpolitische Ganshäupter halten. Wir wissen würklich recht gut zu leben; denn wir leben nach der berühmten Vorschrift des Prior’schen Merry Andrew – d. i. wir essen unsern Pudding und halten unser Maul – welches, wie der Herr Bruder weiß, das beste Mittel ist, nichts dummes zu sagen. Ad secundum dient zur Antwort: Ich weiß es nicht – denn wiewohl Göthe und meine Wenigkeit, soviel ich weiß, sehr gute Freunde sind und uns da und dorten öfters sehen: so ist doch nicht leicht, oder, um die reine Wahrheit zu sagen, in den 365 Tagen eines gewöhnlichen Sonnenjahrs ist nicht ein einzigsmal die Rede zwischen uns von etwas, das uns näher angeht als Herrn Neckers Compte rendu au Roi, der uns leider! Nichts angeht.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1196 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1196.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 295 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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