BuG: BuG I, A 329
Frankfurt/Ems/Rheinreise 23. 6./28. 7. 1774

Lavater an J. G. Zimmermann 27. 8. 1774 (Im neuen Reich 1878, 2 S. 604)

Frankfurt, Ems, Rhein 23. 6./28. 7. 1774

Goethes Leiden des Werthers wird dich entzücken und in Thränen schmelzen. Von meiner Reise kein Wort, als: Basedow ist der gewaltigste Verstandesmann, die ehrlichste Seele, – aber doch auch gar keine sanfte erwärmende Wärme. Goethe, du würdest ihn vergöttern, er ist der furchtbarste und liebenswürdigste Mensch.

Lavater an J. G. Zimmermann 20. 10. 1774 (Im neuen Reich 1878, 2 S. 605)

Frankfurt, Ems, Rhein 23. 6./28. 7. 1774

Goethe wär ein herrliches handelndes Wesen bey einem Fürsten. Dahin gehört er. Er könnte König seyn. Er hat nicht nur Weisheit und Bonhomie sondern auch Kraft.

Lavater an J. G. Zimmermann 20. 12. 1774 (SchrGG 16, 336)

Frankfurt, Ems, Rhein 23. 6./28. 7. 1774

Dir ins Ohr gesagt: Goethe geht alles durch [bei den Physiognomischen Fragmenten] ... Werthers Leiden sind mir Bürgen, daß obgleich Goethe noch wild ist, feine Seele im Grund dennoch hat.

Lavater an J. G. Zimmermann 14. 3. 1775 (Im neuen Reich 1878, 2 S. 605)

Frankfurt, Ems, Rhein 23. 6./28. 7. 1774

Das was Du mir von Werther erzähltest, wußt ich nur den Quart. Danke dir herzlich. Von Jerusalem und Goethe überhaupt wußt ichs. So nicht ... Goethe liebt dich sehr. Du und Er, das fiel mir tausendmal auf, da ich ihn sahe, würden sich, wie kaum zween Menschen zusammen passen ... G. versprach mir auch Lottens Schattenbild, aber auf meine Seele sollt ichs nicht publiziren.

Lavater an einen Freund 10. 7. 1777 (JbGG 6, 283)

Frankfurt, Ems, Rhein 23. 6./28. 7. 1774

„Historiam morbi zu schreiben ohne unten angegebene Lehren a.b.c.d.,“ sagte mir einst Goethe, da ich ihm einige Bedenklichkeiten über seinen ‚Werther‘ ans Herz legte, „ist tausendmal nützlicher als alle noch so herrliche Sittenlehren, geschichtlich oder dichterisch dargestellt: ‚Siehe, das Ende dieser Krankheit ist Tod! Solcher Schwärmereien Ziel ist Selbstmord!‘ Wer’s aus der Geschichte nicht lernt, der lernt’s gewiß aus der Lehre nicht.“

Soret, Tagebuch 18. 1. 1830 (Robinet de Cléry S. 72)

B2 2758

Frankfurt, Ems, Rhein 23. 6./28. 7. 1774

Conduit par là à me parler de Lavater, il m’a dit beaucoup de bien de son caractère et m’a raconté quelques traits de leur ancienne intimité, comme d’avoir couché fraternellement dans le même lit que lui. „C’est son mysticisme, ajouta-t-il, qui a mis des bornes à tout l’essor que son génie était capable de prendre.“

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0329 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0329.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 291 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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