BuG: BuG II, A 1021
Ilmenau - Ostheim 21. 9. 1780

An Charlotte v. Stein 21. 9. 1780 (WA IV 4, 296)

Ostheim 21. 9. 1780

Da ich zu Wercke ging Ihnen und Ihren Misels ein hübsch und neu Lied auf zu schreiben, kam der Herzog, und wir stiegen, ohne Teufel oder Söhne Gottes zu seyn, auf hohe Berge, und die Zinne des Tempels, da zu schauen die Reiche der Welt und ihre Mühseeligkeit und die Gefahr sich mit einemmal herabzustürzen. Nachdem wir uns denn ganz bedächtlich entschlossen Stufenweis von der Höhe herabzusteigen und zu übernehmen was Menschen zugeschrieben ist, gingen wir noch in den anmutigen Spaziergängen heroischer Beyspiele und geheimnissvoller Warnungen herum, und wurden von einer solchen Verklärung umgeben dass die vergangene und zukünftige Noth des Lebens, und seine Mühe wie Schlacken uns zu Füssen lag, und wir, im noch irrdischem Gewand, schon die Leichtigkeit künftiger seeliger Befiederung, durch die noch stumpfen Kiele unsrer Fittige spürten ...

Der Recktor [von Ostheim] bringt eine Serenade, das Volck jauchzt über seines Landesherrn Gegenwart ...

Hier wieder eine Lücke die durch ein langes Gespräch mit dem Herzog verursacht wurde das so lebhafft und luminos war als das vorige. Worinn einiger guten Wercke Rechenschafft gegeben, und ein neues zu stande gebracht wurde, und so ein fröhliges Ende eines sonst elenden Tags.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1021 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1021.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 264 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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