BuG: BuG II, A 1017
Ilmenau - Ostheim 14. 9. 1780

An Charlotte v. Stein 14. 9. 1780 (WA IV 4, 290)

Kaltennordheim, Melpers 14. 9. 1780

In Melpers hab ich viel Vergnügen gehabt, Bäty hat seine Sachen trefflich gemacht. Unter andern Betrachtungen sind folgende.

Man soll thun was man kan einzelne Menschen vom Untergang zu retten.

Dann ist aber noch wenig gethan vom Elend zum Wohlstand sind unzählige Grade.

Das Gute was man in der Welt thun kan ist ein Minimum pp.

Und dergleichen Tausend. Die Sache selbst erzähl ich Ihnen mündlich.

Hernach haben wir heis gehabt und ein sehr pfiffiges Kind dieser Welt bey uns zu Tische ...

So einen Menschen wie Baty zu haben, ist ein Glück über alles, wenn ich ihn entbehren sollte, und müsste meinen Garten geben ihn zu erhalten ich thäts ...

Der Husar wartet. Es ist schon spät. Stein spricht viel von Oekonomie und da fast nichts weiter vorkommt ists ihm wohl, übrigens sizzt er und macht Anmerckungen die ich ihm an der Nase ansehe.

Der Herzog ist gar brav gegenwärtig und mässig ...

Von Gesteinen ist sehr viel gesammelt worden und über den Basalt der hiesigen Gegend hat der Dekanus von hier einen kühnen Einfall gehabt.

An Merck 11. 10. 1780 (WA IV 4, 307)

Kaltennordheim, Melpers 14. 9. 1780

Er [Batty] steht sich so ziemlich ... Er wird auch gar honnorable behandelt, und hat eine große Freude an seiner eignen Sache. Es widersetzt sich kein Mensch, das auszuführen, was er angibt, weil meistentheils die Leute gleich das Schickliche und Nützliche davon erkennen mögen. Besonders erlebte er einen großen Triumph, daß eine seiner Anlagen so ein großes Aufsehen machte, daß des Nachts Würzburgische Unterthanen herüber kamen, die Gräben heimlich zu messen, und seine Art abzulernen. Ich will ihn veranlassen, daß er dir einmal selbst schreibt, in seiner Sprache nimmt sich Alles besser aus.

Mit den Mennoniten sind wir nun auch einig geworden ... Die Kammer wollt nicht gern herunter und doch wars dem Kammerpräsidenten bange, weil er merkte, daß der Herr darauf versessen war und schickte sie uns in die Zilbach auf den Hals. Bäty verschwendete vergebens seine Beredtsamkeit, und wenn ichs recht sagen soll, so hatte der Herzog, da wir sie zuletzt zu ihm brachten, unsere Gesinnungen verhört und, weil große Herrn mit Zahlen nicht umzugehen wissen, ihnen wirklich vom Pachtquantum zu viel erlassen.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_1017 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_1017.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 263 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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