BuG: BuG II, A 785
Tübingen - Stuttgart 11./18. 12. 1779

G. Hartmann (GJb 3, 359)

Stuttgart 11./18. 12. 1779

Im Jahr 1780 [Dezember 1779] wurde der regierende Herzog Karl August von Sachsen-Weimar mit seinem Freund, dem Geheimenrath von Goethe, auf einer unter fremdem Namen durch die Schweiz unternommenen Reise von Lavater in Zürich an mich adressirt, um sie mit den hiesigen Merkwürdigkeiten, besonders der hohen Karlsschule, bekannt zu machen, ohne sich zu erkennen geben zu müssen. Aber um ihre Absichten ganz zu erreichen, konnten sie um so weniger unerkannt bleiben, als sie nach öffentlichen Blättern schon in der Schweiz erkannt worden waren. Herzog Karl hatte diesen ihren hiesigen Aufenthalt und ihre Adresse an mich nicht so bald erfahren, als er sie durch einen Kammerherrn an den Hof einladen liess, sie in ihrem Gasthof selbst besuchte und diese Einladung wiederholte, um, wie er sagte, dem Herzog die Ehre zu erweisen, die er ihm als Fürsten und Agnaten schuldig sei. Nachdem aber der Herzog von Weimar die Ablegung des Inkognito und damit alle öffentlichen Ehrenbezeigungen sich verbeten hatte und der Herzog gleichwol alles unter dieser Bedingung Mögliche thun wollte, giengen nun alle Anstalten hiezu durch mich. Ich musste mich alle Tage bei den beiden Herzogen einfinden und hatte alle dem fremden Herzog und seinem Gesellschafter von Goethe gemachten Vergnügen mitzugeniessen. Ich war täglich um sie, ihr Gast und Begleiter in die Akademie, ins Schauspielhaus, auf die in der Gegend der Solitude ihnen angewiesene Jagd, nach Ludwigsburg, nach Hohenasperg zu Schubart, nach Kornwestheim zu Pfarrer Hahn etc. und ich wurde auch an die ihnen zu Ehren im Palais der Herzogin Franziska gegebene grosse Tafel mit zugezogen. Nur nach Hohenheim wurden sie vom Herzog und der Herzogin im fürstlichen Wagen allein begleitet.

An Knebel 4. 6. 1780 (WA IV 7, 358)

Stuttgart 11./18. 12. 1779

Wenn du nach Stuttgart kommen solltest, so such’ den Expeditionsrath Hartmann auf, der zu Expeditionen ganz vortrefflich ist ... Er hat uns bei unserm letzten Aufenthalt viel Gefälligkeit erzeigt.

E. F. v. Gemmingen an J. J. Bodmer 8. 3. 1780 (GJb 5, 215)

Stuttgart 11./18. 12. 1779

Vor etlichen Wochen hatte ich hier [Stuttgart] Gelegenheit, ein paar ausserordentliche Pilgrimme kennen zu lernen, den Herzog von Weymar, und Göthe. Lezterer führte sich Zeit seines hiesigen Aufenthaltes sehr bescheiden und vernünftig auf, und von dieser Seite wenigstens, hat er durch sein Hofleben offenbar gewonnen. Auch der Herzog liess keinen von denjenigen Fleken bliken, welche ihn das publicum schuld gibt.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0785 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0785.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 211 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang