Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1120
3. Oktober 1786, Dienstag, Venedig

d. 3. Oktbr.

Gestern Abend Oper. a St. Moisé 1 Nichts recht erfreuliches. Es fehlte dem Poem, der Musick, den Ackteurs eine innere Energie, die allein die Sachen auf den höchsten Punckt treiben kann. Es war alles nicht schlecht, aber auch nur die zwey Weiber liesen sichs angelegen seyn, nicht sowohl gut zu agiren, als sich 2 zu produciren und zu gefallen. Das ist denn immer etwas. Es sind schöne Figuren gute Stimmen, artig munter und gätlich. Unter den Männern ist auch dagegen gar nichts, von innerer Gewalt und Lust dem Publiko was aufzuheften. Auch keine decidirt brillante Stimme.

Das Ballet von elender Erfindung, ward auch ausgepfiffen. Einige herrliche Springer – und Springerinnen, welche letztere 3 sichs recht zur Pflicht rechnen, das Publikum mit jedem schönen Theile ihres Körpers bekannt zu machen.

Heut 4 hab ich dagegen eine andre Commödie gesehen, die mich mehr gefreut hat. Im herzoglichen Pallast, pläidiren zu hören.

Es war eine wichtige Sache und wurde, auch zu meinen Gunsten, in den Ferien verhandelt.

Der eine Advokate der sprach, war alles was ein Buffo caricato nur seyn sollte. Figur: dick 5 kurz 6 doch beweglich. Ein ungeheuer vorspringendes Profil. Eine Stimme wie Erz und eine Hefftigkeit, als wenn es ihm im tiefsten Grund des Herzens Ernst wäre 7 was er sagte. Ich nenn es eine Commödie, weil alles wahrscheinlich schon fertig ist, wenn diese öffentliche 8 Produktion geschieht und die Richter auch schon wissen was sie sprechen wollen. Indeß hat diese Art unendlich viel gutes gegen unsre Stuben und Canzleyhockereyen. Von den Umständen und wie artig ohne Prunck, wie natürlich alles geschieht mündlich.


Abends.

Viel gesehn. Wenig Worte zum Andencken.

p. 565 I Scalzi, Marmor genug und nicht auf die schlimmste Weise zusammengesetzt; aber nichts von dem hohen Geiste der sich allein in dem 9 unnachahmlichen Maas, Ordnung, 10 Harmonie, spüren läßt.

566 La Salute das mittelste Gefäß worauf der Dom ruht als Höhe und Breite nicht zu verachten. Aber das Ganze 11 bis in’s einzelne Muster über Muster eines schlechten Geschmacks, eine Kirche die Werth ist daß Wunder drinne geschehn.

567. Hochzeit zu Kana. Ein Bild das man aus Kupfern kennt und da schon reitzend ist. Herrliche Frauensköpfe und der 12 abgeschmackte Gegenstand eines langen Tisches mit Gästen gar edel behandelt. Die Deckenstücke von Titian sind zu Deckenstücken sehr toll gewählte Gegenstände; doch schön und herrlich ausgeführt.

Isaac, den 13 der Vater beym Schopfe hat, sieht mit niederhängenden Haaren, gar artig gewendet 14 herunter. David, nachdem Goliath liegt, faltet die Hände gar leicht und frei gen Himmel 15 pp.

p. 577. Il Redentore. Ein schönes groses Werck von Palladio.

Die facade viel lobenswürdiger als die von St Giorgio. Es sind diese Wercke in Kupfer gestochen, wir wollen darüber reden. Nur ein allgemeines Wort. Palladio war so von der Existenz der Alten durchdrungen und fühlte 16 die Kleinheit und Enge seiner Zeit, in die er gekommen war, wie ein groser Mensch, der sich nicht hingeben, sondern das Ubrige soviel als möglich nach 17 seinen edlen Begriffen umbilden will. So war er unzufrieden, wie ich aus gelinder Wendung seines Buch’s schließe, daß man bey den Kristlichen Kirchen auf der Form der alten Basiliken fortbaute, er suchte die seinigen der Form der alten Tempel zu nähern. Daher entstanden gewiße Unschicklichkeiten 18 die mir bey St. Redentor 19 sehr glücklich überwunden, bey St Giorgio aber zu auffallend scheinen.

Volckmann sagt etwas davon er trifft aber den Nagel nicht auf den Kopf.

Inwendig ist St Redentor auch ganz köstlich. es ist alles, auch die Zeichnung der Altäre von 20 Palladio. Nur die Nischen die mit Statuen augefüllt 21 werden sollten prangen mit aus holz ausgeschnitten Gemahlten Figuren. 22

Dem Hl. Franziskus zu Ehren hatten die PP. Capuc. einen Seiten Altar mächtig ausgeputzt. Man sah nichts vom Stein als die Corinth. Kapitäle. Alles 23 übrige schien mit einer Geschmackvollen, prächtigen Stickerey, nach art der Arabescken, 24 überzogen und war das artigste was ich in der Art gesehen hatte. Besonders wunderte ich mich über die breite goldegestickte Rancken und Laubwerk. Ich ging näher und fand einen recht hübschen Betrug. Alles 25 was ich für Gold gehalten hatte war breitgedrücktes Stroh, in schönen Desseins auf Papir geklebt und der Grund mit lebhaften Farben angestrichen, und das so mannigfaltig und Artig, daß dieser Spas, der an Material keinen 26 Thaler werth war, und den wahrscheinl. einige unter ihnen 27 selbst umsonst ausgeführt haben, mehrere Tausend Thaler müßte gekostet haben wenn er hätte ächt sein sollen. Man kann es gelegentlich nachmachen.

Einen Fehler im weißen und anstreichen dieser Kirchen bemercke ich hier, nur um zu gedencken.

573 Gesuati. eine wahre Jesuiten kirche. Muntre Gemählde von Tiepolo. An 28 den Deckenstücken sieht man an einigen liebenswürdigen Heiligen, mehr als die Waden, wenn mich mein Perspecktiv nicht trügt. Das v. Volckm. 29 angeführte Bild, ist ein alberner Gegenstand; aber recht schön ausgeführt. 30


Vom Herzogl. Pallast den ich heute früh sah sollt ich noch mehr sagen. Vielleicht morgen. Es ist alles im Flug geschossen wie du siehst. Aber es bleibt in einem feinen Aug und Herzen.

  1. a St. Moisé erg  ↑
  2. z → sich  ↑
  3. die > welche letztere  ↑
  4. heut > Heut  ↑
  5. dik > dick  ↑
  6. doc > kurz  ↑
  7. wär > wäre  ↑
  8. offentliche > öffentliche  ↑
  9. der > dem  ↑
  10. Har > Ordnung  ↑
  11. ganze > Ganze  ↑
  12. die > der  ↑
  13. den > dem  ↑
  14. h > gewendet  ↑
  15. himmel > Himmel  ↑
  16. nach fühlte get so  ↑
  17. d → nach  ↑
  18. unschicklichkeiten > Unschicklichkeiten  ↑
  19. in Redentor Ansatz zu einem zweiten d  ↑
  20. vor von get ist  ↑
  21. gemeint ausgefüllt oder verschrieben für angefüllt  ↑
  22. figuren > Figuren  ↑
  23. alles > Alles  ↑
  24. Komma nach Arabescken erg  ↑
  25. Betrug alles > Betrug. Alles  ↑
  26. keiner > keinen  ↑
  27. s → ihnen  ↑
  28. In > An  ↑
  29. V. > Volckm.  ↑
  30. vor der folgenden Zeile ein kurzer Doppelstrich  ↑

H: GSA 27/9


Das Tagebuch ist durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben, mit unterschiedlich kräftiger schwarzer und blasserer, bräunlicher Tinte. Es besteht aus fünf »Stücken«, vergilbten Quartblättern von leicht differierender Größe: ca 142–170 × 207–215 mm.

Jedes »Stück« ist foliiert. Lose am Ende beiliegend zwei Blätter: der zum »Dritten Stück« gehörende Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (siehe S. 220) und ein Entwurf dazu.

Nicht enthalten sind bei den fünf »Stücken« die Zeichnungen, die Goethe auf Extrablättern anfertigte und teilweise im Tagebuch, anfangs mit Nummern versehen, angab; siehe den Abschnitt: Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen (S. 568–569).

Wie alle Freunde Goethes war zwar auch Charlotte von Stein über sein Reisevorhaben uninformiert geblieben, aber ihr allein wandte er sich im »Reise-Tagebuch« zu, das er ihr ausdrücklich widmete (siehe S. 175, 23) und am 18. September 1786 erstmals brieflich ankündigte (WA IV 8, 23): Ich habe ein treues Tagbuch geführt und das Vornehmste was ich gesehn was ich gedacht aufgeschrieben und nach meiner Rechnung kannst du es in der Mitte Oktbr. haben. 〈…〉 Sag aber niemanden etwas von dem was du erhältst. Es ist vorerst ganz allein für dich. Der geschätzte Empfangstermin deutet darauf hin, daß Goethe zunächst »Stück« 1 und 2 des Tagebuchs übersenden wollte. Dann scheint er sich anders besonnen und es erst aus Venedig, ergänzt um »Stück« 3 und 4, abgeschickt zu haben (siehe Tgb 13. Oktober; S. 286, 8–10). Am 14. Oktober 1786 beauftragte er seinen Diener Philipp Friedrich Seidel brieflich (WA IV 8, 36): Sage der Frau von Stein: das versprochene Tagebuch würde später kommen, weil es nicht mit der Post, sondern mit Fuhrleuten ginge. Diese Sendung aus Venedig stand jedoch am Jahresende versehentlich noch ungeöffnet in Goethes Haus (vgl seinen Brief an Philipp Friedrich Seidel vom 30. Dezember 1786), so daß seine Absicht, Frau von Stein schnellstmöglich eingehend zu informieren, verfehlt wurde, und er bereute (Brief vom 17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139): Warum schickt ich dir nicht das Tagebuch von jeder Station! Das fünfte und letzte »Stück« sandte Goethe am 12. Dezember aus Rom (siehe S. 318, 12–15), nachdem sich sein Vorhaben, das Tagebuch dort fortzuführen, nicht hatte verwirklichen lassen (an Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786; WA IV 8, 47): 〈…〉 hier ⟨in Rom⟩ wollt ich es fortsetzen allein es ging nicht. Auf der Reise rafft man auf was man kann, jeder Tag bringt etwas und man eilt auch darüber zu dencken und zu urtheilen. Hier kommt man in eine gar große Schule, wo Ein Tag soviel sagt und man doch von dem Tage nichts zu sagen wagt. Und nochmals an Charlotte von Stein (17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139–140): In Rom konnt ich nicht mehr ⟨Tagebuch⟩ schreiben. Es dringt zu eine grose Masse Existenz auf einen zu, man muß eine Umwandlung sein selbst geschehen laßen, man kann an seinen vorigen Ideen nicht mehr kleben bleiben, und doch nicht einzeln sagen worinn die Aufklärung besteht.

Die Intention, die in Weimar verbliebene Empfängerin des Tagebuchs fortlaufend zu informieren, verband Goethe damit, sich selbst Aufzeichnungen für spätere Verwendungszwecke zu machen. Deshalb gab er Charlotte von Stein kund (14. Oktober 1786; WA IV 8, 30–31): Anfangs gedacht ich mein Tagebuch allgemein zu schreiben, dann es an dich zu richten und das Sie zu brauchen damit es kommunikabel wäre, es ging aber nicht es ist allein für dich. Nun will ich dir einen Vorschlag thun. / Wenn du es nach und nach abschriebst, in Quart, aber gebrochne Blätter, verwandeltest das Du in Sie und liesest was dich allein angeht, oder du sonst denckst weg; so fänd ich wenn ich wiederkomme gleich ein Exemplar in das ich hinein korrigiren und das Ganze in Ordnung bringen könnte. Umfassend redigiert wurde das »Reise-Tagebuch 1786« erst zwischen Ende 1813 und 1815 für den Abdruck innerhalb der Autobiographie »Aus meinem Leben. Zweyter Abtheilung Erster Theil: Italienische Reise. Auch ich in Arkadien« (Stuttgart, Tübingen 1816; der Titel »Italiänische Reise« erst in: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd 27. Stuttgart und Tübingen 1829). Nach der Rückkehr von Italien benutzte Goethe es teilweise als Quelle für seine Artikelserie »Auszüge aus einem Reisejournal«, die 1788–1789 anonym in Wielands Zeitschrift »Der Teutsche Merkur« erschien.

Eine nach Goethes brieflichem Vorschlag angefertigte oder eine andersartige Abschrift muß zustande gekommen sein, denn er verweigerte sie Herder, der sie für seine Italienreise erbeten hatte: Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungerne aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. (Ende Juli/Anfang August 1788; WA IV 9, 8) Diese Absicht wurde wohl später noch verwirklicht, denn vom »Reise-Tagebuch 1786« ist keine Abschrift überliefert. Caroline Herder konnte es »nach 1791« lesen (HB 6, 311); ob abschriftlich oder original, läßt sich nicht ausmachen. Auch wann und wie Goethe seine Handschrift von Charlotte von Stein zurückerhalten hat, ist nicht mehr zu rekonstruieren.

Die fünf »Stücke« des Tagebuchs sind bis zum Herbst 1996 (bis zur Verfilmung für den unter D genannten Faksimiledruck) eingebunden gewesen in einem ca 3 mm dicken braun-beige marmorierten Pappeinband. In Golddruck steht auf dem Rücken des nun lose beiliegend aufbewahrten Einbandes, zwischen horizontalen Zierleisten, auf schwarzem Untergrund: »Italiänische / Reise. / 1786.« Genaues Alter des Einbandes und des Aufdrucks sind unbestimmbar. Sie scheinen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh herzurühren. Die Innenseiten des Einbandes bestehen aus leicht grauem, gröberem Papier. Auf dem Nebenblatt der vorderen Innenseite steht rechts oben mit Rötel der Vermerk: 24.


Erstes Stück:

33 Quartblätter, ca 170 × 210 mm, einschließlich des Titelblatts. Vergilbtes Schreibpapier, am rechten Rand meist etwas ungerade beschnitten. Vertikal auf Mitte gebrochen.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt nach dem Titelblatt und überspringt das folgende, unbeschriebene Blatt. Außerdem sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 23 Rs (letztes Blatt der Note a), Bl 27 (zwischen Note c und Note d), Bl 31 Rs (Schlußblatt).

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 18 (d. 9 Sept. 86 Abends. bis G; siehe S. 175,20–176,6). Ansonsten wurde zunächst nur die rechte Hälfte der gebrochenen Blätter beschrieben und die linke dann für Ergänzungen genutzt. Die Ergänzung d 6. S. (S. 169,9) wurde erst mit Bleistift geschrieben und dann mit Tinte nachgezogen.

Innerhalb des Textes auf Bl 26 Rs Zeichnung: Fig 1 und 2, 80 × 50 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 180; Corpus V B, Nr 50).


Zweytes Stück:

35 Quartblätter, einschließlich des Titelblatts. Papier, Format und Brechung wie im »ersten Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt auf dem Titel und dann neu auf dem Blatt mit dem Eintrag Trent d. 10 Sept. (S. 187). Dieses Blatt, wie auch das folgende, trägt zweifache Paginierung: 1 und 5 bzw. 2 und 6. Unpaginiert sind das Schlußblatt und je ein unbeschriebenes Blatt vor Bl 21 (vor Note a; S. 200) und vor Bl 24 (vor Note d; S. 202). Letzteres ist zudem am oberen Rand unaufgeschnitten.

Ferner sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 2 Rs (Vs: Übersicht der Stationen) und Bl 3–4 der ersten Zähleinheit.

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 26, Verzeichniß der Gebirgsarten (S. 204). Ansonsten überwiegend nur rechtsseitig beschrieben, in der linken Hälfte gelegentliche Ergänzungen. Bl 15 Vs Ergänzung mit Bleistift: unter dem 45 Gr. 50 Min (S. 196,25).

Innerhalb des Textes, auf der linken Hälfte von Bl 3 Rs (der zweiten Zähleinheit) stark verblaßte Zeichnung mit Bleistift (ca 100 × 75 mm; Faksimile auf S. 189; Corpus VI A, Nr 273, dazu der Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«; auch in WA III 1 nicht abgebildet), zur Veranschaulichung des Satzes (S. 188,14–16): Uber lange niedrige Lauben sind die Stöcke gezogen und die blauen Trauben hängen gar zierlich und reich von der Decke herunter.


Drittes Stück:

53 paginierte Kleinquartblätter und unpaginiertes Titelblatt; geripptes Papier, auf voller Breite beschrieben, nur schmaler linksseitiger Rand. Format bis Bl 29: ca 153 × 215 mm; ab Bl 30: ca 142 × 207 mm.

Die Paginierung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, springt von 15 auf 17. Das unpaginierte Bl 16 (150 × 217 mm) mit der inkorrekten, nicht eigenhändigen Bleistiftaufschrift »gehört zu pag 66 Rückseite« und mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (S. 220) »fand sich, nebst einem ⟨mittels Bleistift ausgeführten⟩ Entwurf auf grauem Packpapier ⟨ca 210 × 270 mm⟩, lose in einem kleinen dies Thema umfassenden Convolut vor« (WA III 1, 366). Der mit Zirkel und Tinte gezogene Vergleichungs Kreis hat einen Durchmesser von 49 mm, der handgezeichnete unregelmäßige Entwurfskreis von ca 85 mm. Die Stundenangaben im Kreis und die darüber bzw darunter stehenden Worte Mittag und Mitternacht sind mit Bleistift eingetragen. Der Entwurf ist stark vergilbt und liegt zusammen mit Bl 16 der Handschrift zum »Reise-Tagebuch 1786« am Ende gesondert bei.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 15 Rs (nach: Ein Caligula pp. ⟨S. 219,15⟩), Bl 20 Rs (nach: und wird in der Zukunft dienen. ⟨S. 225,4–5⟩), Bl 21 Rs (nach Nr 35 im Verzeichniß der mitgenommen Steine. ⟨S. 225,19⟩) und am Ende Bll 47 Rs bis 53.

Auf Bl 17 Vs mit Bleistift die Ergänzung in der ietzigen Jahrszeit (S. 221,25).

Innerhalb des Textes auf Bl 33 Vs Zeichnung, 35 × 37 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 233; Corpus VI A, Nr 118).


Viertes Stück:

61 Kleinquartblätter, ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift vorgenommen, beginnt nach dem Titelblatt und befindet sich bis Bl 54 rechts oben, dann links unten.

Leer sind Titelblatt Rs, ein unpaginiertes Blatt nach Bl 8 (nach: Schon die drey Tage die ich hier bin; S. 254,11) und Bll 55 Rs, 56 Rs und 57 Rs bis 59. Mit Bleistift ergänzt auf Bl 31 Vs (S. 271,3): (Erygnium maritimum.)

Zeichnungen innerhalb und am Ende des Textes:

Bl 6 Rs (S. 252): Säulen der Kolonnaden des Dogenpalastes in Venedig, 22 × 40 mm, Feder mit schwarzer Tinte; Corpus VI A, Nr 136.

Bl 23 Rs (S. 262): Gebälk vom Tempel des Antoninus und der Faustina in Rom, ca 165 × 143 mm, durchkopierte Umrißzeichnung nach Palladio (siehe Erläuterung 263,7–8) mit Bleistift, stark verblichen; Corpus VI A, Nr 132 (mit dem Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«); auch in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 55 Vs (S. 287): Avocato Reccaini. Ca 210 × 143 mm, Bleistift und Feder mit Tusche und Bister; mit Tinte betitelt, mit Bleistift der Zusatz ad pag. 15. (= S. 258,20–24); Corpus VI A, Nr 119; in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 56 Vs (S. 288): Profil der Mauern bey Palestrina. 60 × 143 mm, gezeichnet und betitelt mit Feder und Bister; mit Bleistift der Zusatz ad pag. 43. (= S. 278,33–279,4); Corpus VI A, Nr 137; in WA III 1 nicht abgebildet.


Fünftes Stück:

36 Kleinquartblätter, einschließlich des Titelblatts, bis Bl 26 ca 146 × 214 mm, ab Bl 27 ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«. Paginierung mit Bleistift und jeweils Vs links unten.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 2 (gleich auf das Titelblatt folgend), Bl 34 Rs (nach dem letzten Tgb-Eintrag), Bl 35 Rs (nach Gesteinsverzeichnis) und Bl 36.

Auf Bl 16 Vs mit Bleistift erg 8 und NB auch findet sich reiner Gypsspat 9 (S. 303,11). Außerdem im gesamten »Stück« zahlreiche Korrekturen mit Bleistift.


Notizen und Entwürfe zu H:

Auswahlweise mitgeteilt innerhalb der Paralipomena zu IR 1 in WA I 30, 297–300. Zu ihnen gehört auch der unter »Drittes Stück« angeführte Entwurf zum (S. 220 abgebildeten) Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr.


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 208–213 und 219 (zitathafte Auszüge)

SchrGG, Bd 2: Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg von Erich Schmidt. Weimar 1886. S. 9–214 (vollständiger Erstdruck, aber ohne die zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörigen separaten Zeichnungen)

WA III 1, 143–331, udT: Tagebuch der Italiänischen Reise für Frau von Stein. (ohne die dazugehörigen Gesteinsverzeichnisse und separaten Zeichnungen)

Johann Wolfgang Goethe: Reise-Tagebuch 1786 (Italienische Reise). Bd 1–2. Hrsg von Konrad Scheurmann und Jochen Golz mit Transkription von Wolfgang Albrecht. Mainz 1997 (Faksimiledruck von H ohne die separaten Zeichnungen und ein Beiheft, lose beiliegend das Blatt mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr und der Entwurf dazu)



Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen


Einen Teil der Zeichnungen, die auf der Reise nach Rom entstanden, numerierte Goethe und sandte sie zusammen mit dem »Reise-Tagebuch«, worin sie – meist mit Nummernangabe – erwähnt sind, an Charlotte von Stein. 1788, nach der Heimkehr, vereinigte er die Hauptmasse der in Italien angefertigten Zeichnungen zu einem gehefteten Sammelband (beschrieben von George von Graevenitz in: GJb 1911, S. 12–18), zu dessen erster Abteilung die nachfolgend aufgelisteten Zeichnungen gehört haben. Dieser Sammelband ist dann, zwischen den beiden Weltkriegen, im Zuge von Neuordnungen des Goethe-Nachlasses aufgelöst worden.

Der nachstehenden Abfolge entsprechend finden sich die Zeichnungen, als Abbildung 1–15, nach S. 321 des Textbandes.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Beschriftungen eigenhändig mit Bleistift.


No 1 Posthaus Zwota

MSWK: InvNr 145. Corpus II, Nr 1.

174 × 305 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift, Kohle. Beschriftung Rs.


No 2 Donau

MSWK: InvNr 146. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Donau bei Regensburg.

186 × 316 mm, weißes Papier. Bleistift (gelöscht), Feder mit Tusche.


No. 2b Donau

MSWK: InvNr 146 Rs. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Kalkfelsen bei Saal a. d. Donau.

Auf No. 2 Rs. Bleistift.


3. Cochl

MSWK: InvNr 147. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer.

186 × 307 mm, weißes Papier, stark vergilbt. Bleistift.


No 3b gegen den Cochl. See

MSWK: InvNr 147 Rs. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer von entfernterem Standpunkt.

Auf No 3 Rs. Bleistift.


No 4 Am Walch See

MSWK: InvNr 148. Corpus II, Nr 9; dort betitelt: Walchensee-Ufer.

174 × 308 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


No. 5 Cirl

MSWK: InvNr 149. Corpus II, Nr 10; dort betitelt: Vom Gebirge umschlossenes Tal bei Zirl.

174 × 309 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


Brenner

MSWK: InvNr 150. Corpus II, Nr 11; dort betitelt: Gegen den Brenner. (Es ist aber nur noch der Name zu erkennen.)

186 × 305 mm, braunes Papier. Bleistift, Kohle. Beschriftung Vs (Titel) und RS: 6.


Brenner

MSWK: InvNr 152 Rs. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Brennerpaß.

188 × 306 mm, stark vergilbtes, einst weißes Papier. Bleistift. Bei der Beschriftung noch eine unleserliche Zahlenangabe.


Roveredo

MSWK: InvNr 151. Corpus II, Nr 13; dort betitelt: Rovereto a. d. Etsch.

186 × 315 mm, weißes Papier. Bleistift, Feder mit Tusche, Tuschlavierung. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 7. (Rs findet sich ferner die kaum noch erkennbare Skizze einer mehrjochigen Brücke.)


Hafen von Torbole

MSWK: InvNr 156. Corpus II, Nr 15; dort betitelt: Hafen Torbole am Gardasee.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 8.


Lago di Garda

MSWK: InvNr 153. Corpus II, Nr 14; dort betitelt: Gardasee, vom Hafen Torbole gesehen.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 9.


L. d. G.

MSWK: InvNr 152. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Gardasee mit Riva, Monte Brione und Torbole.

188 × 306 mm, weißes Papier mit braunen Farbflecken. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 10.


Castel di Malsesine al Lago di Garda

MSWK: InvNr 154. Corpus II, Nr 16; dort betitelt: Castell Malcesine am Gardasee.

186 × 309 mm, ursprünglich weißes, vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 11.


Venedig

MSWK: InvNr 155. Corpus II, Nr 22; mit gleichem Titel.

187 × 314 mm, graubraunes Papier mit Stockflecken. Bleistift, schwarze Kreide. Beschriftung Rs. Laut WA III 1, 364 muß früher noch die Bezifferung erkennbar gewesen sein: 12.

Oper] Wahrscheinlich »Le donne fanatiche« von Giovanni Bertati; Ruppert, Nr 2560 (nicht mehr in Goethes Bibliothek, Kriegsverlust). Titelangabe im Register vorliegenden Bandes nach Ruppert.

die zwey Weiber] Nicht identifiziert.

gätlich] Gefällig; GWb 3, Sp 1124.

Das Ballet] Nach zeitgenössischem Brauch zur Füllung der Pausen zwischen den Akten und mehr Spring- als Tanzkunst.

herzoglichen Pallast] Palazzo Ducale.

eine wichtige Sache] Näher ausgeführt in IR 1; WA I 30, 115–118. Vgl auch GG 1, 592–593 und 3/2, 555.

Der eine Advokate] Reccaini. Von Goethe auch auf einer Zeichnung festgehalten; siehe S. 287. Eine weitere, unbetitelte Zeichnung einer – vermutlich venezianischen – Gerichtsszene, Bleistift und Feder mit Tusche: Corpus III, Nr 249 (Datierung: 1786?).

Buffo caricato] Groteske Figur in der italienischen Komödie und Opera buffa.

Ich nenn es eine Commödie] Ähnlich Volkmann, Bd 3, S. 588–589.

I Scalzi] »Die Strumpflosen« (Barfüßer) oder Karmeliter; volkstümliche Bezeichnung für die dem gleichnamigen Orden zugehörige Kirche Santa Maria di Nazareth, deren Bau 1649 begonnen wurde. Ihre bei Volkmann gerühmte Marmorfassade, aus den Jahren 1683–1689, stammt von Giuseppe Sardi (1630–1699).

La Salute] Santa Maria della Salute; 1631–1687 nach Entwürfen von Baldassare Longhena (1598–1682) ausgeführt.

das mittelste Gefäß] Ein Oktogon, das die Basis für ein riesiges Kuppelgewölbe bildet.

Hochzeit zu Kana] Von Tintoretto; nach Johannes 2, 1–11.

aus Kupfern kennt] Goethe selbst besaß Kupferstiche von Odoardo Fialetti (1573–1638) und Giovanni Volpato (1733–1803); siehe Christian Schuchardt: Goethe’s Kunstsammlungen. Theil 1. Jena 1848 (Reprint: Hildesheim, New York 1976), S. 88, Nr 845–847.

Deckenstücke von Titian] Mit den bei Volkmann genannten biblischen Motiven sowie mit acht Rundbildern der Evangelisten und Kirchenväter.

toll] Kühn.

Isaac, den der Vater] Isaak und Abraham; 1. Mose 22,10.

David, nachdem Goliath liegt] 1. Samuel 17,51.

p. 577. Il Redentore] Über die 1592 vollendete Kirche »Der Erlöser« (von der Pest 1576) spricht Volkmann vielmehr S. 572 (bis 573).

in Kupfer gestochen] Bei Ottavio Bertotti Scamozzi, »Le fabbriche«.

gelinder Wendung seines Buch’s] »I Quattro Libri«, Buch IV, Kapitel 2, wo die Rund- oder Kreisform von Tempeln für die schönste und regelmäßigste erachtet wird. Weiter heißt es, über die

– bei Goethe nachfolgend erwähnte – Kirche San Giorgio Maggiore (S. 6–7 der Erstausgabe): »Sono anco molto laudabili quelle Chiese, che sono fatte in forma di Croce, lequali nella parte, che sarebbe il piede della Croce, hanno l’entrata; & all’incontro l’altar maggiore, & il Choro: & nelli due rami, che si estendono dall’uno, & l’altro lato, come braccia; due altre entrate, ouero due altri altari; perche essendo figurate con la forma della Croce rappresentano à gliocchi de’riguardanti quel legno, dal quale stete pendente la salute nostra. Et di questa forma io ho fatto la Chiesa di San Giorgio Maggiore in Venetia.« (»Es sind auch jene Kirchen sehr zu loben, die in Kreuzform angelegt sind. Sie haben ihren Eingang in dem Teil, der den Fuß des Kreuzes ausmacht. Dem gegenüber liegen Hauptaltar und Chor. Und in den zwei Querschiffen, die sich beiderseits wie Arme erstrecken, gibt es zwei zusätzliche Eingänge oder zwei weitere Altäre. Da dieses Gebäude in der Form eines Kreuzes errichtet ist, stellt es den Betrachtenden jenes Holz vor Augen, in dem das Geheimnis unseres Heils begründet liegt. In dieser Gestalt habe ich die Kirche von S. Giorgio Maggiore in Venedig errichtet.« Andrea Palladio: Die vier Bücher zur Architektur 〈…〉 übertragen und hrsg von Andreas Beyer und Ulrich Schütte. 2., durchgesehene Auflage. Zürich und München 1984, S. 274.)

Volckmann sagt etwas] Bd 3, S. 569; siehe im Anhang dieses Bandes.

Dem Hl. Franziskus zu Ehren] Sein Namenstag ist der 4. Oktober.

PP. Capuc.] Brüder Kapuziner, das heißt Franziskanermönche.

nach art der Arabescken] Näher ausgeführt in dem Aufsatz »Von Arabesken« (1789 anonym im Februar-Heft des »Teutschen Merkurs« publiziert; WA I 47, 235–241).

Einen Fehler im weißen und anstreichen] Nicht ermittelt. Die Bemerkung fehlt in IR 1.

Gesuati. eine wahre Jesuiten Kirche] Vielmehr eine Dominikanerkirche, Santa Maria del Rosario (Heilige Maria vom Rosenkranz), 1726–1736 errichtet an der Stelle eines älteren Gebetshauses. Es gehörte dem von 1367 bis 1668 bestehenden Orden der Gesuaten (Jesuaten), den auch Volkmann mit dem Jesuitenorden verwechselt hat.

Deckenstücken] Fresken von Giovanni Battista Tiepolo, 1737–1739 entstanden, die die Stiftung des Rosenkranzes durch den heiligen Dominikus, dessen Aufnahme in den Himmel und die Segnung des Dominikanerordens darstellen.

Das v. Volckm. angeführte Bild] »Santa Conversazione« (um 1740).

in einem feinen Aug und Herzen] Nach Lukas 8,15: »in einem feinen ⟨das heißt lauteren⟩ guten Herzen« (Luther).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 3.10.1786 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1120.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 258–260 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 599 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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