Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1151
7. Dezember 1786, Donnerstag, Rom

7. St Paolo fuor delle Mura. Tre fontane queer nach dem Capo di Bove, zu Porta St. Sebast. herein.

H: GSA 27/57


Die Tagebuchaufzeichnungen befinden sich in einem eigenhändigen, aus Quartblättern (163 × 202 mm) bestehenden Notizbuch Goethes, das in einen dünnen, verblaßt blauen Pappeinband eingebunden und von Goethes Sekretär Friedrich Theodor David Kräuter mit schwarzer Tinte beschriftet ist: »Tragblatt. / Aller⟨l⟩ey Notanda / während der 1​ n Reise in / Italien.«

Es ist bis Bl 53 jeweils auf der Vs rechts oben eigenhändig durchpaginiert, aber nur teilweise beschrieben. Von rückwärts her, das Buch umgedreht, beginnen nochmals Eintragungen auf unpaginierten Blättern.

Die Tagebuchnotizen stehen auf dem unpaginierten Bl 3 Vs; geschrieben mit verblaßter schwarzer Tinte, die Einträge zum 6. und 8. Dezember mit Bleistift. Die Notizen sind schräg vertikal mit kräftigerer schwarzer Tinte durchstrichen.

Goethe hat sie später dem Jahre 1787 zugeordnet, und zwar sowohl im Schlußteil der »Italiänischen Reise« (»Zweiter römischer Aufenthalt vom Juni 1787 bis April 1788«, vgl »December. Bericht«; WA I 32, 163–164 und 169–170) als auch in einer Vorarbeit zur Autobiographie (»Tageregister einer Italiaenischen Reise 1786 Sept – 1788 Juni«; WA I 32, 471–480; siehe S. 479). Sie gehören aber eindeutig in den Dezember 1786, wie die Erwähnung der – bereits Mitte 1787 gedruckten – »Iphigenie auf Tauris« und des Ammazzamentos (siehe die jeweils erste Erläuterung zu 341,4 und zu 341,12) beweisen.


D:

SchrGG, Bd 2: Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg von Erich Schmidt. Weimar 1886. S. 402–403

In WA nicht enthalten.

St Paolo fuor delle Mura] Die außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern gelegene Kirche (Sankt Paul vor den Mauern), nach der Peterskirche die zweitgrößte Roms, soll bis auf Constantin den Großen (272–337) zurückgehen und wurde im 9. Jh nach einem Erdbeben neu errichtet. Es ist die einzige Kirche Roms, die den Grundriß einer christlichen Kaiserbasilika bewahrt hat, auch in ihrem Neubau nach einer Brandkatastrophe von 1823. »Die Kirche liegt in sumpfigem Boden, und wegen der Nähe der Tiber so feucht, daß sich keine Malerey lange in gutem Stande erhält. Man trifft daher in den fünf Navaten ⟨Schiffen⟩ weder Altäre noch Gemälde an, welches diesem großen Gebäude ein wüstes armseliges Ansehen giebt. Man sieht nur oben alle Bildnisse der Päbste, welche Benedict XIV. ⟨1675–1758⟩ vom fünften Jahrhunderte an bis auf seine Zeit fortsetzen lassen, so daß hier in allen zweyhundert und neun und vierzig gezählet werden.« (Volkmann, Bd 2, S. 554–555.) Vgl IR 3, Bericht. December (1787); WA I 32, 169.

Tre fontane] Volkmann, Bd 2, S. 555–556: »Hier wurde der Apostel Paulus ⟨angeblich 67 nChr⟩ enthauptet; sein Kopf that drey Sprünge, und wo er jedesmal niederfiel, entstand eine wunderthätige Quelle, wovon diese durch den Kardinal Aldrobrandini im Jahre 1590 neu erbauete Kirche den Namen erhalten. 〈…〉 Die drey Fontänen haben marmorne Nischen, und Säulen von Verde antico ⟨grünem Marmor⟩.«

Capo di Bove] »Ochsenkopf«; eine turmartige Grabstätte (für Caecilia Metella, die Schwiegertochter von Caesars General Crassus), etwa zur Zeitenwende errichtet. »Der Thurm ruhet auf einem viereckigen Fuß, 〈…〉 oben geht ein Sims herum, welcher mit gut gearbeiteten Kränzen und Ochsenköpfen, wovon das Grabmal den Namen erhalten, versehen ist.« (Volkmann, Bd 2, S. 562.) Über Goethes erste Besichtigung des Bauwerks siehe IR 1, Den 11. November (WA I 30, 213–214).

Porta St. Sebast.] Ein umgebauter Triumphbogen, der etwa zur Zeitenwende entstand.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 7.12.1786 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1151.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 341 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. 622 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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