Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 1141
26. Oktober 1786, Donnerstag, Foligno

d. 26 Abends

Ich hatte heute Abend ein unaussprechliches Verlangen dir zu schreiben und kann es nicht befriedigen.

Ich bin in

Fuligno.

völlig in einer Homerischen Haushaltung, wo alles um ein Feuer in einer 1 grosen Halle versammelt ist und schreyt, larmt, an langen 2 Tischen speist, wie die Hochzeit von Cana gemahlt wird. Ich ergreiffe die Gelegenheit da einer ein Dintenfaß hohlen läßt dir schnell auch etwas zu sagen.

In Perugia hab ich nichts gesehn, aus Zufall und Schuld. Die Lage der Stadt ist schön und mir wohl eingedrückt.

Der Weg ging erst hinab, dann nach einem schönem auf beyden Seiten in der Ferne eingefaßten Thal hin. Endlich sahen wir Assissi liegen. Mein Volckmann sagte mir von der Maria della Minerwa , ich stieg bey Madonna del Angelo aus und lies meinen Vetturin nach Fuligno seinen Weg machen ich stieg unter einem starcken Wind, nach Assisi hinauf. Il Gran Convento und den geehrten .. geheiligten Galgenberg lies ich links liegen, sah des Heil. Franziskus Grabstäte nicht, ich wollte mir Wie der Cardinal Bembo die Immagination nicht verderben, 3 sondern fragte einen hübschen Jungen nach der Maria della Minerwa. Er ging mit mir und wir mußten die ganze Stadt hinaufsteigen die an einem Berge gebaut ist. Endlich kamen wir in die eigentliche alte Stadt auf den Markt, und siehe das schöne heilige Werk stand da. Das erste der alten Zeit das ich sah. Ein 4 so bescheidner Tempel wie er sich für eine kleine Stadt schickte, und doch so ganz und so gedacht wie er überall stehn dürfte.

Und nicht der Tempel allein, laß dir ihn Volckmann beschreiben. sondern seine Stellung.

Seitdem ich Vitruv und Palladio gelesen haben wie man Städte bauen und Tempel pp stellen müßte hab ich einen großen Respeckt für diesen Dingen.

So natürlich und so groß im natürlichen.

Erstlich steht er auf der 5 schönsten Höhe 6 des Bergs auf dem Plaz der noch iezt der Platz ist es kommen eben zwey Hügel zusammen der Plaz selbst steigt ein wenig und es kommen vir Strasen zusamm die ein sehr gedrüktes 7 Andreas kreuz machen. Zwey Strasen von unten herauf, zwey von oben herunter. Wahrscheinl standen zur alten Zeit die Häuser gegen dem tempel über nicht, er ist grade gegen Mittag gerichtet und hatte wenn man sich die Häuser wegdenkt die schönste Aussicht. Die Strasen müßen schon von Alters gewesen seyn, mehr oder weniger, denn sie folgen aus der Lage des Bergs. Nun begriff ich nicht recht, warum der Tempel nicht in der Mitte 8 der Platzes Seite steht, endlich fand ich’s.

Die Straße die von Rom herauf kommt war schon gebaut, 9 wie ich vermuthe, 10 und der Baumeister richtete den Tempel so daß er von der Straße aus sichtbar wurde, nicht ganz gerade sondern von der Seite.

Ich will 11 |: wills Gott :| einen kleinen Riß machen daß es deutlich werde. Am Tempel |: der Facade versteht sich :| hab ich die größte Freude gehabt. habe meine Ideen und Grundsätze bestärckt zu sehn.

Sie 12 ist Corinthischer Ordnung die Säulenweiten dem Augenmas nach etwas über zwey Model. Die Säulen haben ihre Füse 13 und über dies Würfel. sodann Piedestale aber die Piedestalle sind eigentlich der durchschnittne des Sockels, 14 den 5 Treppen gehn zwischen den Säulen hinauf. Fünf weil die alten die Stufen ungleich machten. Unterhalb gingen noch mehr Stufen nieder, die ich nicht beobachten konnte, weil sie theils verschüttet, theils mit Pflaster Steinen belegt waren. Dieser Art den Sockel zu zerschneiden und die Treppen hinauf zu bringen hab ich nie gebilligt, hier aber wird es recht, 15 denn die Enge des Platzes zwang den Architeckten mit den treppen hinein zu gehn. So kann uns 16 das beste Kupfer nicht lehren wie die Gegenwart.

|: Sie lärmen mir so entsetzlich um 17 die Ohren daß ich faßt nicht fortschreiben kann :|

Dieses ist eben der alten Künstler Wesen das ich nun mehr anmuthe als jemals, 18 daß sie wie die Natur sich überall zu finden wußten und doch etwas wahres etwas lebendiges hervorzubringen wußten.

Nachher 19 hab ich einen herrlichen Abend gehabt ich bin von Assissi nach Foligno zu Fuß gegangen und habe mich nur mit dir unterhalten, nun lärmen mir die Italianer die Ohren so voll daß ich nichts sagen kann.

Da ich die armen Bauern auch hier so mit Mühseligkeit die Steine umwenden sah dacht ich an dein Kochberg und sagte 20 recht mit innerlichen Herzens trähnen: 21 wann werd ich einmal wieder in Kochberg einen schönen Abend mit ihr feyern? 22 Ich sage dir 23 meine liebe 24 wenn sie nur hier das Clima nicht voraus hätten!

Mit dem unglaublichen Leichtsinn sich nicht auf den Winter vorzubereiten leiden sie wie die Hunde. Wir wolltens besser machen.

Gute Nacht meine Liebe.

Der Larm hört auf, ich habe sie ausgedauert. Aber auch ich bin müde.

Mein Abend spazirgang war gar schön. Vier volle Stunden an einem Berg hin rechts ein schön bebautes Thal.

Ich komme mit dem Volcke recht gut fort und mit einem einzigen Jahr Pracktick und mit einem mäsigen Gelde wollt ich hier oben auf seyn. Aber es ist nicht der Mühe und der Existenz werth.

Wenn ich so dencke heut ist Donnerstag und den nächsten Sonntag wirst du in Rom schlafen nach dreysig Jahren Wunsch und Hofnung. Es ist ein närrisch Ding der Mensch. Verzeih mir der Wind zieht durch die Fenster ich sudle nur so fort.

Gute Nacht.

  1. in einem > in einer  ↑
  2. × → langen  ↑
  3. Komma nach verderben mit Bleistift erg  ↑
  4. Fo > Ein  ↑
  5. an dem → auf der  ↑
  6. Platze → Höhe  ↑
  7. verschob → gedrüktes  ↑
  8. mitte > Mitte  ↑
  9. Kommata mit Bleistift erg  ↑
  10. Kommata mit Bleistift erg  ↑
  11. wiel > will  ↑
  12. Es → Sie  ↑
  13. Füsen > Füse  ↑
  14. Sockel > des Sockels (Bleistiftkorrektur, von G?)  ↑
  15. ist es recht → wird es recht ¦ Komma nach recht mit Bleistift erg  ↑
  16. und > uns  ↑
  17. und > um  ↑
  18. Komma mit Bleistift erg  ↑
  19. nachher > Nachher  ↑
  20. dachte > sagte  ↑
  21. Doppelpunkt mit Bleistift erg  ↑
  22. Fragezeichen erg mit blauer Tinte über Bleistift  ↑
  23. bi > dir  ↑
  24. nach liebe Komma get  ↑

H: GSA 27/9


Das Tagebuch ist durchweg von Goethe eigenhändig geschrieben, mit unterschiedlich kräftiger schwarzer und blasserer, bräunlicher Tinte. Es besteht aus fünf »Stücken«, vergilbten Quartblättern von leicht differierender Größe: ca 142–170 × 207–215 mm.

Jedes »Stück« ist foliiert. Lose am Ende beiliegend zwei Blätter: der zum »Dritten Stück« gehörende Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (siehe S. 220) und ein Entwurf dazu.

Nicht enthalten sind bei den fünf »Stücken« die Zeichnungen, die Goethe auf Extrablättern anfertigte und teilweise im Tagebuch, anfangs mit Nummern versehen, angab; siehe den Abschnitt: Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen (S. 568–569).

Wie alle Freunde Goethes war zwar auch Charlotte von Stein über sein Reisevorhaben uninformiert geblieben, aber ihr allein wandte er sich im »Reise-Tagebuch« zu, das er ihr ausdrücklich widmete (siehe S. 175, 23) und am 18. September 1786 erstmals brieflich ankündigte (WA IV 8, 23): Ich habe ein treues Tagbuch geführt und das Vornehmste was ich gesehn was ich gedacht aufgeschrieben und nach meiner Rechnung kannst du es in der Mitte Oktbr. haben. 〈…〉 Sag aber niemanden etwas von dem was du erhältst. Es ist vorerst ganz allein für dich. Der geschätzte Empfangstermin deutet darauf hin, daß Goethe zunächst »Stück« 1 und 2 des Tagebuchs übersenden wollte. Dann scheint er sich anders besonnen und es erst aus Venedig, ergänzt um »Stück« 3 und 4, abgeschickt zu haben (siehe Tgb 13. Oktober; S. 286, 8–10). Am 14. Oktober 1786 beauftragte er seinen Diener Philipp Friedrich Seidel brieflich (WA IV 8, 36): Sage der Frau von Stein: das versprochene Tagebuch würde später kommen, weil es nicht mit der Post, sondern mit Fuhrleuten ginge. Diese Sendung aus Venedig stand jedoch am Jahresende versehentlich noch ungeöffnet in Goethes Haus (vgl seinen Brief an Philipp Friedrich Seidel vom 30. Dezember 1786), so daß seine Absicht, Frau von Stein schnellstmöglich eingehend zu informieren, verfehlt wurde, und er bereute (Brief vom 17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139): Warum schickt ich dir nicht das Tagebuch von jeder Station! Das fünfte und letzte »Stück« sandte Goethe am 12. Dezember aus Rom (siehe S. 318, 12–15), nachdem sich sein Vorhaben, das Tagebuch dort fortzuführen, nicht hatte verwirklichen lassen (an Charlotte von Stein, 7.–11. November 1786; WA IV 8, 47): 〈…〉 hier ⟨in Rom⟩ wollt ich es fortsetzen allein es ging nicht. Auf der Reise rafft man auf was man kann, jeder Tag bringt etwas und man eilt auch darüber zu dencken und zu urtheilen. Hier kommt man in eine gar große Schule, wo Ein Tag soviel sagt und man doch von dem Tage nichts zu sagen wagt. Und nochmals an Charlotte von Stein (17.–20. Januar 1787; WA IV 8, 139–140): In Rom konnt ich nicht mehr ⟨Tagebuch⟩ schreiben. Es dringt zu eine grose Masse Existenz auf einen zu, man muß eine Umwandlung sein selbst geschehen laßen, man kann an seinen vorigen Ideen nicht mehr kleben bleiben, und doch nicht einzeln sagen worinn die Aufklärung besteht.

Die Intention, die in Weimar verbliebene Empfängerin des Tagebuchs fortlaufend zu informieren, verband Goethe damit, sich selbst Aufzeichnungen für spätere Verwendungszwecke zu machen. Deshalb gab er Charlotte von Stein kund (14. Oktober 1786; WA IV 8, 30–31): Anfangs gedacht ich mein Tagebuch allgemein zu schreiben, dann es an dich zu richten und das Sie zu brauchen damit es kommunikabel wäre, es ging aber nicht es ist allein für dich. Nun will ich dir einen Vorschlag thun. / Wenn du es nach und nach abschriebst, in Quart, aber gebrochne Blätter, verwandeltest das Du in Sie und liesest was dich allein angeht, oder du sonst denckst weg; so fänd ich wenn ich wiederkomme gleich ein Exemplar in das ich hinein korrigiren und das Ganze in Ordnung bringen könnte. Umfassend redigiert wurde das »Reise-Tagebuch 1786« erst zwischen Ende 1813 und 1815 für den Abdruck innerhalb der Autobiographie »Aus meinem Leben. Zweyter Abtheilung Erster Theil: Italienische Reise. Auch ich in Arkadien« (Stuttgart, Tübingen 1816; der Titel »Italiänische Reise« erst in: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd 27. Stuttgart und Tübingen 1829). Nach der Rückkehr von Italien benutzte Goethe es teilweise als Quelle für seine Artikelserie »Auszüge aus einem Reisejournal«, die 1788–1789 anonym in Wielands Zeitschrift »Der Teutsche Merkur« erschien.

Eine nach Goethes brieflichem Vorschlag angefertigte oder eine andersartige Abschrift muß zustande gekommen sein, denn er verweigerte sie Herder, der sie für seine Italienreise erbeten hatte: Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungerne aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. (Ende Juli/Anfang August 1788; WA IV 9, 8) Diese Absicht wurde wohl später noch verwirklicht, denn vom »Reise-Tagebuch 1786« ist keine Abschrift überliefert. Caroline Herder konnte es »nach 1791« lesen (HB 6, 311); ob abschriftlich oder original, läßt sich nicht ausmachen. Auch wann und wie Goethe seine Handschrift von Charlotte von Stein zurückerhalten hat, ist nicht mehr zu rekonstruieren.

Die fünf »Stücke« des Tagebuchs sind bis zum Herbst 1996 (bis zur Verfilmung für den unter D genannten Faksimiledruck) eingebunden gewesen in einem ca 3 mm dicken braun-beige marmorierten Pappeinband. In Golddruck steht auf dem Rücken des nun lose beiliegend aufbewahrten Einbandes, zwischen horizontalen Zierleisten, auf schwarzem Untergrund: »Italiänische / Reise. / 1786.« Genaues Alter des Einbandes und des Aufdrucks sind unbestimmbar. Sie scheinen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh herzurühren. Die Innenseiten des Einbandes bestehen aus leicht grauem, gröberem Papier. Auf dem Nebenblatt der vorderen Innenseite steht rechts oben mit Rötel der Vermerk: 24.


Erstes Stück:

33 Quartblätter, ca 170 × 210 mm, einschließlich des Titelblatts. Vergilbtes Schreibpapier, am rechten Rand meist etwas ungerade beschnitten. Vertikal auf Mitte gebrochen.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt nach dem Titelblatt und überspringt das folgende, unbeschriebene Blatt. Außerdem sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 23 Rs (letztes Blatt der Note a), Bl 27 (zwischen Note c und Note d), Bl 31 Rs (Schlußblatt).

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 18 (d. 9 Sept. 86 Abends. bis G; siehe S. 175,20–176,6). Ansonsten wurde zunächst nur die rechte Hälfte der gebrochenen Blätter beschrieben und die linke dann für Ergänzungen genutzt. Die Ergänzung d 6. S. (S. 169,9) wurde erst mit Bleistift geschrieben und dann mit Tinte nachgezogen.

Innerhalb des Textes auf Bl 26 Rs Zeichnung: Fig 1 und 2, 80 × 50 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 180; Corpus V B, Nr 50).


Zweytes Stück:

35 Quartblätter, einschließlich des Titelblatts. Papier, Format und Brechung wie im »ersten Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, beginnt auf dem Titel und dann neu auf dem Blatt mit dem Eintrag Trent d. 10 Sept. (S. 187). Dieses Blatt, wie auch das folgende, trägt zweifache Paginierung: 1 und 5 bzw. 2 und 6. Unpaginiert sind das Schlußblatt und je ein unbeschriebenes Blatt vor Bl 21 (vor Note a; S. 200) und vor Bl 24 (vor Note d; S. 202). Letzteres ist zudem am oberen Rand unaufgeschnitten.

Ferner sind unbeschrieben: Titelblatt Rs, Bl 2 Rs (Vs: Übersicht der Stationen) und Bl 3–4 der ersten Zähleinheit.

Auf ganzer Breite beschrieben ist Bl 26, Verzeichniß der Gebirgsarten (S. 204). Ansonsten überwiegend nur rechtsseitig beschrieben, in der linken Hälfte gelegentliche Ergänzungen. Bl 15 Vs Ergänzung mit Bleistift: unter dem 45 Gr. 50 Min (S. 196,25).

Innerhalb des Textes, auf der linken Hälfte von Bl 3 Rs (der zweiten Zähleinheit) stark verblaßte Zeichnung mit Bleistift (ca 100 × 75 mm; Faksimile auf S. 189; Corpus VI A, Nr 273, dazu der Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«; auch in WA III 1 nicht abgebildet), zur Veranschaulichung des Satzes (S. 188,14–16): Uber lange niedrige Lauben sind die Stöcke gezogen und die blauen Trauben hängen gar zierlich und reich von der Decke herunter.


Drittes Stück:

53 paginierte Kleinquartblätter und unpaginiertes Titelblatt; geripptes Papier, auf voller Breite beschrieben, nur schmaler linksseitiger Rand. Format bis Bl 29: ca 153 × 215 mm; ab Bl 30: ca 142 × 207 mm.

Die Paginierung, mit Bleistift und jeweils Vs rechts oben, springt von 15 auf 17. Das unpaginierte Bl 16 (150 × 217 mm) mit der inkorrekten, nicht eigenhändigen Bleistiftaufschrift »gehört zu pag 66 Rückseite« und mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr (S. 220) »fand sich, nebst einem ⟨mittels Bleistift ausgeführten⟩ Entwurf auf grauem Packpapier ⟨ca 210 × 270 mm⟩, lose in einem kleinen dies Thema umfassenden Convolut vor« (WA III 1, 366). Der mit Zirkel und Tinte gezogene Vergleichungs Kreis hat einen Durchmesser von 49 mm, der handgezeichnete unregelmäßige Entwurfskreis von ca 85 mm. Die Stundenangaben im Kreis und die darüber bzw darunter stehenden Worte Mittag und Mitternacht sind mit Bleistift eingetragen. Der Entwurf ist stark vergilbt und liegt zusammen mit Bl 16 der Handschrift zum »Reise-Tagebuch 1786« am Ende gesondert bei.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 15 Rs (nach: Ein Caligula pp. ⟨S. 219,15⟩), Bl 20 Rs (nach: und wird in der Zukunft dienen. ⟨S. 225,4–5⟩), Bl 21 Rs (nach Nr 35 im Verzeichniß der mitgenommen Steine. ⟨S. 225,19⟩) und am Ende Bll 47 Rs bis 53.

Auf Bl 17 Vs mit Bleistift die Ergänzung in der ietzigen Jahrszeit (S. 221,25).

Innerhalb des Textes auf Bl 33 Vs Zeichnung, 35 × 37 mm, Feder mit schwarzer Tinte (S. 233; Corpus VI A, Nr 118).


Viertes Stück:

61 Kleinquartblätter, ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«.

Die Zählung, mit Bleistift vorgenommen, beginnt nach dem Titelblatt und befindet sich bis Bl 54 rechts oben, dann links unten.

Leer sind Titelblatt Rs, ein unpaginiertes Blatt nach Bl 8 (nach: Schon die drey Tage die ich hier bin; S. 254,11) und Bll 55 Rs, 56 Rs und 57 Rs bis 59. Mit Bleistift ergänzt auf Bl 31 Vs (S. 271,3): (Erygnium maritimum.)

Zeichnungen innerhalb und am Ende des Textes:

Bl 6 Rs (S. 252): Säulen der Kolonnaden des Dogenpalastes in Venedig, 22 × 40 mm, Feder mit schwarzer Tinte; Corpus VI A, Nr 136.

Bl 23 Rs (S. 262): Gebälk vom Tempel des Antoninus und der Faustina in Rom, ca 165 × 143 mm, durchkopierte Umrißzeichnung nach Palladio (siehe Erläuterung 263,7–8) mit Bleistift, stark verblichen; Corpus VI A, Nr 132 (mit dem Vermerk: »Nicht reproduzierbar.«); auch in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 55 Vs (S. 287): Avocato Reccaini. Ca 210 × 143 mm, Bleistift und Feder mit Tusche und Bister; mit Tinte betitelt, mit Bleistift der Zusatz ad pag. 15. (= S. 258,20–24); Corpus VI A, Nr 119; in WA III 1 nicht abgebildet.

Bl 56 Vs (S. 288): Profil der Mauern bey Palestrina. 60 × 143 mm, gezeichnet und betitelt mit Feder und Bister; mit Bleistift der Zusatz ad pag. 43. (= S. 278,33–279,4); Corpus VI A, Nr 137; in WA III 1 nicht abgebildet.


Fünftes Stück:

36 Kleinquartblätter, einschließlich des Titelblatts, bis Bl 26 ca 146 × 214 mm, ab Bl 27 ca 143 × 210 mm. Papier und Zeilenbreite wie »Drittes Stück«. Paginierung mit Bleistift und jeweils Vs links unten.

Unbeschrieben sind Titelblatt Rs, Bl 2 (gleich auf das Titelblatt folgend), Bl 34 Rs (nach dem letzten Tgb-Eintrag), Bl 35 Rs (nach Gesteinsverzeichnis) und Bl 36.

Auf Bl 16 Vs mit Bleistift erg 8 und NB auch findet sich reiner Gypsspat 9 (S. 303,11). Außerdem im gesamten »Stück« zahlreiche Korrekturen mit Bleistift.


Notizen und Entwürfe zu H:

Auswahlweise mitgeteilt innerhalb der Paralipomena zu IR 1 in WA I 30, 297–300. Zu ihnen gehört auch der unter »Drittes Stück« angeführte Entwurf zum (S. 220 abgebildeten) Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr.


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 208–213 und 219 (zitathafte Auszüge)

SchrGG, Bd 2: Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau von Stein und Herder. Mit Beilagen. Hrsg von Erich Schmidt. Weimar 1886. S. 9–214 (vollständiger Erstdruck, aber ohne die zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörigen separaten Zeichnungen)

WA III 1, 143–331, udT: Tagebuch der Italiänischen Reise für Frau von Stein. (ohne die dazugehörigen Gesteinsverzeichnisse und separaten Zeichnungen)

Johann Wolfgang Goethe: Reise-Tagebuch 1786 (Italienische Reise). Bd 1–2. Hrsg von Konrad Scheurmann und Jochen Golz mit Transkription von Wolfgang Albrecht. Mainz 1997 (Faksimiledruck von H ohne die separaten Zeichnungen und ein Beiheft, lose beiliegend das Blatt mit dem Vergleichungs Kreis der italiänischen und teutschen Uhr und der Entwurf dazu)



Zum »Reise-Tagebuch 1786« gehörige separate Zeichnungen


Einen Teil der Zeichnungen, die auf der Reise nach Rom entstanden, numerierte Goethe und sandte sie zusammen mit dem »Reise-Tagebuch«, worin sie – meist mit Nummernangabe – erwähnt sind, an Charlotte von Stein. 1788, nach der Heimkehr, vereinigte er die Hauptmasse der in Italien angefertigten Zeichnungen zu einem gehefteten Sammelband (beschrieben von George von Graevenitz in: GJb 1911, S. 12–18), zu dessen erster Abteilung die nachfolgend aufgelisteten Zeichnungen gehört haben. Dieser Sammelband ist dann, zwischen den beiden Weltkriegen, im Zuge von Neuordnungen des Goethe-Nachlasses aufgelöst worden.

Der nachstehenden Abfolge entsprechend finden sich die Zeichnungen, als Abbildung 1–15, nach S. 321 des Textbandes.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Beschriftungen eigenhändig mit Bleistift.


No 1 Posthaus Zwota

MSWK: InvNr 145. Corpus II, Nr 1.

174 × 305 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift, Kohle. Beschriftung Rs.


No 2 Donau

MSWK: InvNr 146. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Donau bei Regensburg.

186 × 316 mm, weißes Papier. Bleistift (gelöscht), Feder mit Tusche.


No. 2b Donau

MSWK: InvNr 146 Rs. Corpus II, Nr 5; dort betitelt: Kalkfelsen bei Saal a. d. Donau.

Auf No. 2 Rs. Bleistift.


3. Cochl

MSWK: InvNr 147. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer.

186 × 307 mm, weißes Papier, stark vergilbt. Bleistift.


No 3b gegen den Cochl. See

MSWK: InvNr 147 Rs. Corpus II, Nr 7; dort betitelt: Kochelsee-Ufer von entfernterem Standpunkt.

Auf No 3 Rs. Bleistift.


No 4 Am Walch See

MSWK: InvNr 148. Corpus II, Nr 9; dort betitelt: Walchensee-Ufer.

174 × 308 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


No. 5 Cirl

MSWK: InvNr 149. Corpus II, Nr 10; dort betitelt: Vom Gebirge umschlossenes Tal bei Zirl.

174 × 309 mm, blaugraues Papier mit Stockflecken. Bleistift. Beschriftung Vs.


Brenner

MSWK: InvNr 150. Corpus II, Nr 11; dort betitelt: Gegen den Brenner. (Es ist aber nur noch der Name zu erkennen.)

186 × 305 mm, braunes Papier. Bleistift, Kohle. Beschriftung Vs (Titel) und RS: 6.


Brenner

MSWK: InvNr 152 Rs. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Brennerpaß.

188 × 306 mm, stark vergilbtes, einst weißes Papier. Bleistift. Bei der Beschriftung noch eine unleserliche Zahlenangabe.


Roveredo

MSWK: InvNr 151. Corpus II, Nr 13; dort betitelt: Rovereto a. d. Etsch.

186 × 315 mm, weißes Papier. Bleistift, Feder mit Tusche, Tuschlavierung. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 7. (Rs findet sich ferner die kaum noch erkennbare Skizze einer mehrjochigen Brücke.)


Hafen von Torbole

MSWK: InvNr 156. Corpus II, Nr 15; dort betitelt: Hafen Torbole am Gardasee.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 8.


Lago di Garda

MSWK: InvNr 153. Corpus II, Nr 14; dort betitelt: Gardasee, vom Hafen Torbole gesehen.

188 × 306 mm, vormals weißes und jetzt stark vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Rs (Titel) und Vs: 9.


L. d. G.

MSWK: InvNr 152. Corpus II, Nr 12; dort betitelt: Gardasee mit Riva, Monte Brione und Torbole.

188 × 306 mm, weißes Papier mit braunen Farbflecken. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 10.


Castel di Malsesine al Lago di Garda

MSWK: InvNr 154. Corpus II, Nr 16; dort betitelt: Castell Malcesine am Gardasee.

186 × 309 mm, ursprünglich weißes, vergilbtes Papier. Bleistift. Beschriftung Vs: Titel und 11.


Venedig

MSWK: InvNr 155. Corpus II, Nr 22; mit gleichem Titel.

187 × 314 mm, graubraunes Papier mit Stockflecken. Bleistift, schwarze Kreide. Beschriftung Rs. Laut WA III 1, 364 muß früher noch die Bezifferung erkennbar gewesen sein: 12.

in einer Homerischen Haushaltung bis versammelt] Ein frühantikes Hauswesen, wie es in der »Odyssee« (I 126–149 und VII 91–102) beschrieben wird. Nach Zaniboni (Bd 1, S. 250) übernachtete Goethe in der »Albergo della Posta« von Foligno.

wie die Hochzeit von Cana gemahlt] Das im Johannes-Evangelium 2,1–11 berichtete Ereignis ist unter anderem von Tintoretto (siehe Tgb 3. Oktober; S. 259,5–8) und von Paolo Veronese (vgl Volkmann, Bd 3, S. 570–571; im Anhang dieses Bandes) gemalt worden.

Lage der Stadt ist schön] Perugia liegt auf einer felsigen Anhöhe.

Volckmann bis Minerwa] Bd 3, S. 388, mit der Kernaussage, dieses Bauwerk sei »der schönste Ueberrest aus dem Alterthum, den man zu Assisi und der ganzen umliegenden Gegend siehet. Die Vorderseite besteht aus sechs kannelirten ⟨mit lotrechten Rillen versehenen⟩ korinthischen Säulen, die wohl erhalten und von gutem Geschmack sind«. Die Reste des Minerva-Tempels (1. Jh) wurden 1539 zur Marienkirche umgebaut und 1634 barockisiert.

Madonna del Angelo] Dazu Volkmann, Bd 3, S. 390–391: »Von der Höhe, worauf Assisi liegt, fährt man bey der Kirche der Maria Portiuncula, oder Madonna degli Angeli, vorbey. Das Gebäude ist groß und schön. In dem dabey stehenden Franciscanerkloster 〈…〉 starb der heilige Franciscus im Jahre 1226. 〈…〉 Die Kirche ward durch die vielen hieher gekommenen Pilgrimme und durch Indulgenzen ⟨Sündenablässe⟩ nach und nach so berühmt, daß man hier jährlich am 2ten August ein großes Fest feyert, welches den Namen la Portiuncula ⟨»Teilchen«, nach dem kleinen Erbe des Heiligen⟩ führt. // Die Kirche ist als ein lateinisches Kreuz gebauet ⟨1569–1679⟩, dessen Schiff aus fünf großen Bogen mit dorischen Pilastern besteht. 〈…〉 Mitten in der Kirche steht ein kleines Haus, 〈…〉 worinn der heilige Franciscus ⟨1210⟩ auf göttliche Eingebung den Franciscanerorden gestiftet haben soll.«

Il Gran Convento bis Galgenberg] Zu diesem Haupt- und Stammsitz des Franziskanerordens Volkmann, Bd 3, S. 387–388: »Die Kirche ⟨1228–1253 als gotische Doppelkirche errichtet⟩ wurde von Gregorius IX. ⟨gestorben 1241⟩ zu einer Patriarchalkirche erklärt 〈…〉. Die Mauern der Kirche so wohl als des innwendigen Klosterganges sind von den ersten Wiederherstellern der Malerkunst Cimabue ⟨eigentlich Cenni di Pepo, um 1300⟩, Giotto, Giottino ⟨eigentlich Giotto di Maestro Stefano, 14. Jh⟩ u. a. m. bemalt. 〈…〉 Das Gebäude ist auf dem Platze, wo sonst der Galgen stund, aufgerichtet, weil der heilige Franciscus aus besonderer Demuth so zu sagen unter dem Galgen begraben zu werden befohlen hatte.«

Wie der Cardinal Bembo] Siehe Tgb 26. September; S. 239,35–37.

Volckmann beschreiben] Siehe zu 310,36–311,1.

Vitruv und Palladio gelesen] »De architectura« I 7 und IV 5, »I Quattro libri dell’Architettura« IV 26.

der Platz] Der städtische Zentralplatz (Piazza Grande) an der Stelle des antiken Forums.

Andreas kreuz] Aus zwei gekreuzten Schrägbalken bestehend; benannt nach dem Apostel Andreas, der an einem solchen Kreuz gestorben sein soll.

Mittag] Süden.

kleinen Riß] Nach Corpus VII, S. 83, nicht bekannt.

Säulenweiten] Abstände zwischen Säulen.

Model] Modulus: architektonisches proportionales Grundmaß für Säulen und ihre Gebälke; bei korinthischen Säulen galt der untere Durchmesser als ein Model.

sodann bis hinauf] Klarer formuliert in IR 1 (WA I 30, 183): Die Säulenfüße und die Platten darunter scheinen auf Piedestalen zu stehen, aber es scheint auch nur: denn der Sockel ist fünfmal durchschnitten und jedesmal gehen fünf Stufen zwischen den Säulen hinauf, da man denn auf die Fläche gelangt, worauf eigentlich die Säulen stehen, und von welcher man auch in den Tempel hinein geht.

die Stufen ungleich] Eine ungerade Stufenzahl Vitruv zufolge (»De architectura« III 4) deshalb, damit man am Ende der Treppe mit dem gleichen Fuß auftreten kann wie am Anfang.

das beste Kupfer bis Gegenwart] Daran anschließend in IR (WA I 30, 184) eine Kritik an den Darstellungen des Minerva-Tempels bei Palladio (»I Quattro libri« IV 26), die bereits in dem unpubliziert gebliebenen Aufsatz »Baukunst« von 1795 einsetzte (WA I 47, 74).

Steine bis Kochberg] Der Boden um Kochberg, den Landsitz der Familie von Stein, ist noch heute ziemlich steinig.

Abend spazirgang] In IR 1 (WA I 30, 184–187) anekdotisch ausgeschmückt.

Berg bis Thal] Ein von Volkmann (Bd 3, S. 386), nur aus umgekehrter Richtung, empfohlener Weg: »Von Foligno bis Assisi sind sieben Meilen in einer angenehmen Ebne längst ⟨sic⟩ dem Berge ⟨Monte Subasio⟩ hin.«

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 26.10.1786 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_1141.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. 310–313 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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