BuG: BuG I, A 292
Frankfurt 15./16. 6. 1774

An Charlotte Kestner 16. 6. 1774 (WA IV 2, 166)

Frankfurt 15./16. 6. 1774

Ich komme von Meyers liebe Lotte, habe mit Ihnen zu Nacht gessen, und gestern auch ... Es sind recht gute Menschen, ich schwöre sie lieben mich denn ich liebe sie auch. Wir waren so offen in der ersten viertelstunde. O Lotte was ich ein Kind bin! Wie mich’s gleichsam überraschte da mir die Meyern sagte: dass du noch an mich denckst. Sagen mir das nicht Kestners Briefe, sagt mirs nicht mein Herz, und doch war mir s so ganz neu, da mir das liebe Weibgen, mit der wahren Stimme des Anteils sagte: dass du noch an mich denckst. O sie fühlte was sie mir sagte, sie ist eine liebe Frau ... Ich habe der Meyern viel erzählt von dir, sie war mit mir im Wald und versprach mir, dich auf der Ellrie [Eilenriede bei Hannover] von mir zu unterhalten. Ja Lotte ich hab lang so keine Freude gehabt – Ihr Mann ist iust einer der Menschen wie ich sie haben muss, die Erfahrung des Lebens, die schönen Kenntnisse und Wissenschafften ohne Pedanterey und die gute offne Seele. Wir haben uns recht gut gefunden.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0292 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0292.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 254 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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