Goethes Briefe: GB 2, Nr. 121
An Heinrich Christian Boie

〈Frankfurt a. M. 〉, 22. Juni 1774. Mittwoch → 〈Göttingen〉


Ich habe das übersandte Geld 8 L d'or richtig emfangen, dancke für den Anteil den Sie an unserm kleinen Handel genommen haben und wollen nicht wieder beschweerlich seyn. für das übrige wollen wir gerne Bücher nehmen, für die restirenden ​ 1 Exemplare auch. Nur melden Sie uns ​was für Bücher wir verlangen können.

Kommen Sie nur recht bald und gewiss, man redet mehr in einer Stunde und herzlicher als man in Jahren schreibt.

Morgen erwart ich Lavatern den das Glück auch zu mir herführt.

Sie haben wohl gerathen der Hofm. ist von dem Verf der Plaut. Comm. 2

Was ich drucken lasse ist: ​Die Leiden des Jungen Werthers Geschichte, und ​Clavigo ein Trauerspiel. das sind zwar nur Titels ist unterdess zur Nachfrage.

Wenn Sie die Exempl. von ​Götzen nicht los werden können, bringen ​ 3 Sie mir sie mit, oder schicken sie mit Gelegenheit ​ 4 , auch von den ​Biblischen Fragen ein paar duzzend. Freylich möcht ich nicht viel Porto zahlen. Am 22 Jun. 1774

Goethe

  1. R ​restirenden​ ↑
  2. × ​Comm.​ ↑
  3. g ​Gelegenheit​ ↑
  4. schick bringen​ ↑

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 2391. – 1 Bl. 18,9 × 23,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte.

E​1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 180 (Teildruck: 94,10–12 Ich habe das übersandte Geld 〈…〉 beschweerlich seyn.).

E​2: DjG​1 3 (1875), 28.

WA IV 2 (1887), 169 f., Nr 229 (vermutlich nach einer Abschrift in der Sammlung Hirzel der UB Leipzig; Hinweis auf H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 209).

Der Brief antwortet auf eine Geldsendung Boies; ein Begleitbrief ist nicht überliefert. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

das übersandte Geld] Der Erlös aus dem Verkauf des „Götz von Berlichingen“ und anderer Verlagsartikel, die Goethe und Merck im Selbstverlag herausgebracht hatten (vgl. die zweite Erläuterung zu 90,25 ).

die restirenden Exemplare] Restieren: übrig bleiben. – Demnach waren nicht alle 150 an Boie geschickten Exemplare verkauft worden, wie Goethe in Nr 88 angenommen hatte.

Kommen Sie nur recht bald] Boie besuchte Goethe am 15. und 17. Oktober 1774 in Frankfurt (vgl. BG 1, 298 f.).

Morgen erwart ich Lavatern] Johann Caspar Lavater traf, von Goethes Schwester Cornelia in Karlsruhe kommend, am 23. Juni in Frankfurt ein (vgl. Goethe-Lavater​3, 281).

der Hofm.] Jakob Michael Reinhold Lenz' Drama „Der Hofmeister“.

Verf der Plaut. Comm.] Verfasser der Plautinischen Commödien. – Gemeint ist Jakob Michael Reinhold Lenz (vgl. die erste Erläuterung zu 13,5 ).

​Die Leiden des Jungen Werthers] Goethes Briefroman erschien zur Leipziger Herbstmesse im Oktober 1774 bei Christian Friedrich Weygand in Leipzig; einige Exemplare hatte Goethe schon im September in Händen (vgl. die zweite Erläuterung zu 130,18 ).

​Clavigo] Das Trauerspiel erschien im Juli 1774, ebenfalls bei Weygand.

​Biblischen Fragen] Goethes Schrift „Zwo wichtige bisher unerörterte Biblische Fragen“, die von Goethe und Merck im Selbstverlag im Frühjahr 1773 veröffentlicht worden war.

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 121 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR121_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 94, Nr 121 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 259–260, Nr 121 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

Zurück zum Seitenanfang